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Prima Klima im Handwerk in Dresden

Laut Konjunkturbericht der Handwerkskammer geht es aufwärts. Abb.: HWK Dresden

Laut Konjunkturbericht der Handwerkskammer geht es aufwärts. Abb.: HWK Dresden

Kammer verzeichnet Rekordwerte im Geschäftsklima – doch einige Betriebe gleiten in eine „Todeszone“

Dresden, 3. November 2016. Dem Handwerk im Raum Dresden geht es geschäftlich so gut wie lange nicht mehr. Der Geschäftsklima-Index, den die Handwerkskammer durch eine Umfrage unter 650 Betrieben ermittelte, stieg im Herbst auf 51 Punkte. Dies sei ein neuer Höchststand, informierte Kammerpräsident Jörg Dittrich. „Das ostsächsische Handwerk konnte in vollem Umfang an der überdurchschnittlichen Entwicklung der sächsischen Wirtschaft teilhaben“, betonte er.

Starke Impulse durch Wohnungsbau

Allerdings wird auch eine Kluft innerhalb der Handwerkerschaft deutlich: Im Bau- und Ausbaugewerbe beispielsweise sind Stimmungs- und Auftragslage überdurchschnittlich, die Betriebe profitieren hier vor allem vom lebhaften Wohnungsbau im Raum Dresden. „Die Nachfrage aus dem privaten Sektor sorgt im Baugewerbe für steigende Umsätze“, schätzte Andreas Brzezinski ein, der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden. Mit Blick auf die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank würden viele jetzt „in Wohnraum investieren statt anzusparen“.

Abb.: HWK Dresden

Abb.: HWK Dresden

Kammer: Vergabepolitik in großen Losen ist Gift für lokales Handwerk

Das spiegelt sich in den Umsätzen der Bauhandwerker: 56 Prozent resultieren aus Wohnbau-Aufträgen, 26 Prozent aus dem gewerblichen Bau – also etwa Fabrik-Erweiterungen – und nur sechs Prozent sind öffentliche Bauaufträge. Es gebe in Dresden wieder die Tendenz, größere Vorhaben an Generalauftragnehmer zu vergeben statt sie in kleinere Einzelaufträge aufzuteilen, die für die – eben auch eher kleinen – lokalen Bauhandwerker stemmbar seien,kritisierte der Hauptgeschäftsführer. Diese Vergabepoltik in großen Happen sei „Gift für das Handwerk und Gift für den Arbeitsmarkt.“

Kfz-Handwerk erhöht Preise

Allerdings sei es einigen Handwerkern auch gelungen, gestiegene Kosten an die Kunden weiter zu geben. So müssten sich die Dresdner in den nächsten Monaten auf steigende Preise beispielsweise in Autowerkstätten einstellen.

Bäcker und Fleischer unter starkem Druck durch Diskounter

Problematisch und polarisiert sei die Lage in der Lebensmittelbranche: „Wir haben da Betriebe, denen es gut geht und die jetzt auch wieder investieren, aber auch andere, in denen ist die Lage kritisch“, berichtete Andreas Brzezinski. So habe der Wettbewerb zwischen Diskountern auf der einen und kleinen Fleischereien und Bäckereien auf der anderen Seite zu einem „exorbitanten Kostendruck“ auf die Handwerker geführt.

"Wir machen Slow Food, nicht Fast Food", betont Heller. "Bei uns kann der Teig eine ganze nacht reifen." Foto: Heiko Weckbrodt

„Wir machen Slow Food, nicht Fast Food“, betont Heller. „Bei uns kann der Teig eine ganze Nacht reifen, bevor er wieterverarbeitet wird.“ Foto: Heiko Weckbrodt

Filialnetze lohnen sich erst ab zehn Außenstellen

Viele versuchen als Antwort auf die Backshops und Backautomaten der Supermärkte eigene Filialnetze aufzubauen. Doch erst ab fünf oder zehn Filialen rentiere sich der zusätzliche logistische Aufwand. Und vielen Meistern fehle das Kapital, um gleich ein Dutzend oder mehr Verkaufsstellen aus dem Boden zu stampfen, sagte der Hauptgeschäftsführer. Wer da nur mit fünf Außenstellen vor sich hinwurstele, befinde sich jetzt teils schon „in einer Todeszone“.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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