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Otto Horn: Geschäftsmann und Sammler – eine Kurzbiografie

Ernst Otto Horn (1880 -1945). Repro: KünkerErnst Otto Horn (1880 -1945). Repro: Künker

Ernst Otto Horn (1880 -1945). Repro: Künker

Meißen. Der Weinhändler und Kunstsammler Otto Horn hat viel für Meißen getan und seine Wohltaten wirken bis heute in der Stadt nach. Aber wer war dieser Mann, der letztlich den Freitod wählte?

Vater exportierte Merinoschafe bis nach Australien

Otto Horn wurde als einziges Kind von Emma und Ernst Otto Horn am 4. Dezember 1880 in Meißen geboren. Sein Vater (1845 – 1898) war Bäckermeister. Mit dem Eintrag ins Handelsregister war er ab 1876 auch als Weinhändler tätig. Die Mutter Emma war eine geborene Lansky. Ihr Vater bewirtschaftete das Vorzeigegut Leutewitz. Dessen Merinoschafe wurden bis nach Australien exportiert. Emma dürfte eine stattliche Mitgift in die Ehe gebracht haben. Im Elternhaus des Otto Horn ging es gebildet und kulturell anspruchsvoll zu.

Durchbruch als Königlichen Hoflieferant

Vater Otto erweiterte wiederholt sein Geschäftsfeld, zunächst durch die Pacht des renommierten Burgkellers, dann durch die Eröffnung einer Niederlassung auf der Elbestraße 9. Bereits 1882 gelang ihm die Ernennung zum „Königlichen Hoflieferanten“ durch König Albert. Das dürfte der endgültige Durchbruch zum erfolgreichen Geschäftsmann gewesen sein.

Auf Wanderschaft durch Winzereien

Sein Sohn Otto besuchte die Realschule in Meißen, die er Ostern 1896 mit dem Reifezeugnis abschloss. Danach begann er eine kaufmännische Ausbildung in Dresden. Wie seinerzeit üblich, ging er auf Wanderschaft, absolvierte Praktika bei Winzern in Deutschland, Österreich und Italien. Fortan war er als Kaufmann und als Weinbauer kein unbeschriebenes Blatt mehr. Nachdem sein Vater verstorben war, trat Otto Horn in das Geschäft ein und wurde Teilhaber.

Seinen Militärdienst bei den Königlich-Sächsischen Schützen musste er vorzeitig als felddienstuntauglich beenden.

Original-Schreibschrank Otto Horns im Meißner Stadtmuseum. Foto. Peter Weckbrodt

Original-Schreibschrank Otto Horns im Meißner Stadtmuseum. Foto. Peter Weckbrodt

Lukrative Immobilien-Geschäfte

Die gute Geschäftslage ermöglichte den Horns Zukäufe an Immobilien in Meißen. Tom Lauerwald, der Verwalter der Stiftung, kennt interessante Einzelheiten: Am Baderberg 2 errichtete Horn eine Likörfabrik. Vom 1908 verstorbenen Meißner Stadtrat Carl Heinrich Nikolai übernahm er die Kollektion der Königlichen Lotteriedirektion und die Königliche Altersrentenbank übernommen. Vier Jahre später erwarb er den am Schlossberg gelegenen „Winkelkrug“, 1917 übergab ihm der Fiskus die Geschäftsstelle der Königlichen Brandversicherung, Abteilung Mobilien. Vom Besitz der Immobilien profitiert noch heute die Stiftung. Damit waren die finanziellen Grundlagen für Horns um 1920 einsetzende Sammlertätigkeit gelegt.

Horn war Universalsammler

Kontinuierlich baute er seine Sammlungen auf, der Schwerpunkt lag beim Aufbau einer Universalmünzsammlung. Dies entsprach dem traditionellen Bemühen, möglichst jede geprägte Münze und Medaille selbst zu besitzen. Horn verfolgte dieses Ziel ebenso zielstrebig wie erfolgreich, bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges trug er über 65 000 Stücke einschließlich der Siegelsammlung zusammen. Dazu kamen

  • 123 Plastiken des 13. bis 15. Jh.
  • Grafiken, bevorzugt Stadt Meißen
  • Gemälde
  • Fotografien
  • Uhren
  • über 2 000 numismatische Bücher
  • wissenschaftliche Werke
  • belletristische Werke
  • alte Pläne von Sachen und Meißen.

Freundschaften mit Kunstkennern

Horn pflegte enge Freundschaften zu Helmut Gröger und Walter Hentschel, zwei profunden sächsischen Kunstkennern. Sie berieten Horn, er hatte sich selbst inzwischen solide Fachkenntnisse auf seinen Sammelgebieten angeeignet. Er soll es zu einer bemerkenswerten Profession gebracht haben.

Otto Horn war zu Beginn des Zweiten Weltkrieges ein in Meißen bestens bekannter Geschäftsmann. Seit 1937 war er Alleininhaber des Geschäftes. Damit waren solide finanzielle Grundlagen für Horns Sammeltätigkeit gegeben.

Testamentarische Festlegungen Horns zur eigenen Grablegung und künftigen Ehrung mit der Original-Unterschrift Otto Horns. Repro: Peter Weckbrodt

Testamentarische Festlegungen Horns zur eigenen Grablegung und künftigen Ehrung mit der Original-Unterschrift Otto Horns. Repro: Peter Weckbrodt

Genaue Gründe für Freitod nebulös

Ab 1943 erarbeitete Horn ein umfangreiches, aus 63 Punkten bestehendes Testament. Darin übergibt er den Großteil seines Vermögens einer nach den Namen seiner Eltern zu benennenden Stiftung. Am 7. Mai 1945 wählte Otto Horn gemeinsam mit seiner langjährigen Haushälterin Minna Wolf in seinem Wohnhaus Plossenweg 4 den Freitod. Über die Beweggründe ist nichts bekannt, ebenso wenig eine Nähe Horns zum NS-Regime. Angst vor der „Zeit danach“ könnte ein Motiv gewesen sein. Bemerkenswert ist, dass Horn noch am Vortag seines Freitodes in seiner Lieblingsschänke, dem „Winkelkrug“, im Kreis von Freunden gesehen wurde.

Autor: Peter Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt
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[caption id="attachment_67607" align="alignleft" width="117"]Peter Weckbrodt. Foto: IW Peter Weckbrodt. Foto: IW[/caption] Peter Weckbrodt hat ursprünglich Verkehrswissenschaften studiert, wohnt in Dresden und ist seit dem Rentenantritt journalistisch als freier Mitarbeiter für den Oiger und die Dresdner Neuesten Nachrichten tätig.

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