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Datenbrille soll ALS-Patienten Sprache zurückgeben

Wer die Datenbrille aufsetzt, kann sowohl seine reale Umgebung wie auch computergenerierte Welten sehen. Foto: Fraunhofer FEP Dresden

Wer die Datenbrille aufsetzt, kann sowohl seine reale Umgebung wie auch computergenerierte Welten sehen. Foto: Jürgen Lösel, Fraunhofer FEP Dresden

Organische Mikrobildschirme aus Dresden durch Augen steuerbar

Dresden, 19. September 2016. ALS-Patienten sollen durch augengesteuerte Datenbrillen wieder sprechen lernen – oder zumindest mit anderen Menschen kommunizieren können. Ein entsprechendes Pilotprojekt haben nun Dresdner Fraunhofer-Photoniker und Neurologen der TU Dresden abgeschlossen. Dabei setzten sie organische Leuchtdioden (OLED) ein, um eine besonders leichte Datenbrille konstruieren zu können, die sich durch bloße Augenbewegungen steuern lässt.

„Blickgesteuerte Augmented-Reality-Datenbrillen können mit unseren OLED-Mikrodisplays verhältnismäßig klein und leicht gestaltet werden, da Display und Bildsensor in einem Chip integriert sind“, betonte Projektleiterin Judith Baumgarten vom Fraunhofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik (FEP) Dresden. Die neue Datenbrillen-Generation unterstütze nun auch höhere Auflösungen von 800 mal 600 Bildpunkten und Standard-Anschlusstechniken wie USB und HDMI, informierte das Institut. Möglich wurde dies durch Fördergelder aus dem Bundesforschungsministerium für das Projekt „FAIR“, an dem neben dem FEP die Professur für Ingenieurpsychologie und angewandte Kognitionsforschung der TU, das Dresdner Uniklinikum sowie mehrere Unternehmen beteiligt waren.

Fraunhofer setzt auf „Augmented Reality“-Konzepte

Mit der Datenbrille aus Dresden bekommt der Nutzer sowohl seine reale Umgebung wie auch computergenerierte Bilder und Animationen vor Augen geführt. Dieses Grundkonzept nennt sich „Augmented Reality“ (AR), also „Erweiterte Realität“. Steuern kann der Brillenträger die Computerbilder und die Brille selbst durch seine eigenen Augenbewegungen. Möglich machen dies organische Chips mit integrierten Bildschirmen und Bildsensoren.

Die OLED-Mikrodisplays mit ingerierten Bildsensoren sind durch Augenbewegungen steuerbar. Foto: Fraunhofer FEP Dresden

Die OLED-Mikrodisplays mit ingerierten Bildsensoren sind durch Augenbewegungen steuerbar. Foto: Jürgen Lösel, Fraunhofer FEP Dresden

Kommunikations-Plattform für ALS-Patienten

Auf dieser Basis entwickelten die FAIR-Partner „eine Kommunikations- und Unterhaltungsplattform für ALS-Patienten, mit der sowohl vorgefertigte Textbausteine als auch eigens verfasste Texte per Text-to-Speech in Sprachsignale umgewandelt, sowie Fotos, Videos und Musik angesehen und abgespielt werden können“, hieß es vom FEP. Die Entwickler wollen das Konzept nun auf der Messe „Augmented World Expo Europe“ (AWE) vom 18. – 19. Oktober 2016 in Berlin vorstellen.

Krankheit zerstört Nerven unumkehrbar

ALS steht für „Amyotrophe Lateralsklerose“ und bezeichnet eine Krankheit, bei der Nervenzellen unumkehrbar geschädigt werden. Patienten mit dieser Nervenkrankheit können oft nicht mehr richtig gehen und sprechen. Ihnen könnte insofern eine Datenbrille mit Augensteuerung und gekoppelter Sprachausgabe möglicherweise wieder ein paar Alltags-Fertigkeiten zurückgeben. ALS ist eine seltene Krankheit: Jährlich erkranken von 100.000 Menschen etwa ein bis drei daran.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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