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Essel drückt auf die Tube

Tuben-Maschine in der Essel-Fabrik im Dresdner Technopark Nord. Foto: Heiko Weckbrodt

Tuben-Maschine in der Essel-Fabrik im Dresdner Technopark Nord. Foto: Heiko Weckbrodt

Verpackungs-Firma will in Dresden mehr produzieren und investiert

Dresden, 8. September 2016. 175 Jahre nach ihrer Erfindung sind Tuben aller Formen und Farben vor allem für Kosmetika gefragt wie nie. Und wegen der steigenden Nachfrage für Tuben aus Sachsen erweitert die Essel-Fabrik nun ihre Produktions-Kapazitäten im Dresdner Norden. Das Tochter-Unternehmen der indischen Essel-Gruppe wird bis zum Jahresende rund drei Millionen Euro in eine neue Hochgeschwindigkeits-Anlage für die Tuben-Herstellung investieren. Das hat Geschäftsführer Matthias Lütkemeier von Essel Deutschland am Mittwoch in Dresden am angekündigt.

Drei Millionen Euro fließen in Maschinenpark

„Wir arbeiten bereits im Drei-Schicht-Betrieb“, erklärte er. „Daher können wir nicht einfach eine Nachtschicht dranhängen, wenn wir einen Zusatzauftrag reinbekommen.“ Mit etwas mehr als einer Million Tuben pro Tag sei die Fabrik im Technopark Nord inzwischen häufig bis an die Kapazitätsgrenzen ausgelastet – daher die Entscheidung, eine neue Schnelllauf-Maschine anzuschaffen.

Video: So entstehen Tuben (hw):

Öko-Tuben und Purismus im Trend

Steigende Nachfrage für die Kunststoff-Laminat-Tuben aus Dresden sieht der deutsche Essel-Chef vor allem aus dem Kosmetiksektor, insbesondere von Herstellern von Haarfärbe-Mitteln. Gefragt seien aber auch Neuentwicklungen von Essel wie leicht wiederverwertbare Tuben aus einer Kunststoffart sowie besonders puristische Designs.

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Vor 175 erfand ein Maler die Tube

Einstieg ins Druckwesen

Um die recht breiten Kundenwünsche von Markenherstellern bedienen zu können, hatte das Unternehmen seit der Jahrtausendwende rund 30 Millionen Euro in die Fabrik im Technopark Dresden-Nord investiert. Der größte technologische Schritt war zweifellos der vom reinen Tuben-Produzenten hin zum Druckbetrieb vor sechs Jahren: Seit die Dresdner die Bahnen aus laminierten (also mehrschichtig verklebtem) Kunststoff auf eigenen Maschinen bedrucken und veredeln können, spielen sie in einer ganz anderen Liga.

Drucker David Otto kontrolliert, ob die Farben auf der Laminatbahn stimmen. Seit der Tubenhersteller Essel in Dresden eigene Druckmaschinen hat, kann er seine Tuben selbst veredeln. Foto: Heiko Weckbrodt

Drucker David Otto kontrolliert, ob die Farben auf der Laminatbahn stimmen. Seit der Tubenhersteller Essel in Dresden eigene Druckmaschinen hat, kann er seine Tuben selbst veredeln. Foto: Heiko Weckbrodt

Sogar Wodka aus der Tube

Sie boten als Brachen-Pionier erstmals solche Kuriositäten wie „Wodka aus der Tube“ an, gewannen aber auch Designpreise für ihre im Metallic-Design veredelten Tuben. „Das war damals eine Revolution und wurde von anderen bald kopiert“, sagte Lütkemeier. Aber das sei nicht so schlimm, denn der Metallic-Trend schwäche sich aus ökologischen Gründen in der Tuben-Szene bereits wieder ab. Jetzt seien eher betont einfache Designs gefragt und Verpackungen, die sich leicht recyceln lassen – und da ist eine Tube aus Metall- und Kunststoff-Elementen eher hinderlich.

Dresdner Leo-Werke gehörten vor 100 Jahren zu den Tuben-Pionieren

Seine Wurzeln hat Essel Deutschland in den 1917 gegründeten Leo-Werken Dresden, die für ihre Chlorodont-Zahncremetuben bekannt waren. Nach dem II. Weltkrieg wurden die Leo-Werke verstaatlicht und in den VEB Elbe-Chemie überführt. Daraus entstand nach der Wende die Dental-Kosmetik GmbH, die 1999 ihre Tubenproduktion ausgliederte und schließlich an die Essel-Gruppe verkaufte. Heute hat Essel in Dresden über 160 Mitarbeiter und realisiert Jahresumsätze von über 30 Millionen Euro.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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