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Bahn-Fans bauen kompletten historischen Zug für IK

So präsentiert sich der neue Sachsenzug in den kommenden Jahren auf den sächsischen schmalspuebahnstrecken. Foto: Peter Weckbrodt

So präsentiert sich der neue Sachsenzug in den kommenden Jahren auf den sächsischen Schmalspurbahnstrecken.
Foto: Peter Weckbrodt

Originale Waggons sind nun rekonstruiert – und sind beim Bahnhofsfest in Lohsdorf in Aktion zu sehen

Lohsdorf, 26. August 2016. Eisenbahn-Fans aus ganz Sachsen haben in mühevoller Rekonstruktionsarbeit einen ganzen historischen Zug für die Schmalspur-Dampflok IK Nr. 54 gebaut. Die Überreste der originalen Waggons haben sie in ganz Deutschland zusammengesucht und sie wieder aufgebaut. Damit gibt es im Freistaat nun wieder einen originalgetreuen Zug der Königlich-Sächsischen Staatseisenbahn. Und wir wollen damit ein kleines Stück fahren ganz wie zu des vor fast 100 Jahren abgedankten Königs Zeiten. Das Bahnhofsfest des Schwarzbachbahnvereins in Lohsdorf östlich von Pirna bietet uns am 27. und 28. August 2016 von 10 bis 18 Uhr dazu die Gelegenheit. Die Eintrittskarte ist zugleich unsere Fahrkarte.

Nachbau der IK blieb lange ohne passende Wagen

Tatsächlich bietet sich uns schon optisch der Zug ganz so, wie wir es von einem ursächsischen Bimmelbähnchen aus der Wende zum 20. Jahrhundert erwarten. Das beginnt bereits mit der Lok. Es ist die uns inzwischen von früheren Bahnhoffesten und Schmalspurbahn-Festivalen gut bekannte IK Nr. 54, dem Nachbau von Sachsens erster Schmalspurbahnlok mit 750 mm Spurweite. Bisher fehlte der Lok der zu ihr genau passende Zug. Die von ihr bisher gezogenen vierachsigen Drehgestellwagen waren für die IK schlicht „zu jung“. Die IK hatte stets kleine zweiachsige Wagen am Haken. So fuhr sie auch bis in die 1920 er Jahre die Züge auf der Strecke von Goßdorf-Kohlmühle durch das liebliche Schwarzbachtal hinauf nach Hohnstein. Diese Strecke gibt es nicht mehr, soll nach dem Willen des Vereins bis zum Bahnhof Lohsdorf wieder aufgebaut werden. Aber, das ist eine andere Geschichte!

Die IK Nr. 54 mit dem schmucken Lohsdorfer Zugführererwagen. Foto: Peter Weckbrodt

Die IK Nr. 54 mit dem schmucken Lohsdorfer Zugführererwagen. Foto: Peter Weckbrodt

Rentner-Schicksal des Saxonia-Nachbaus drohte

Nur mit einem eigenen Zug, der aus den richtigen Wagen gebildet ist, hat die IK Nr. 54 keine Perspektive, würde sie am Ende das Schicksal der „Saxonia“ teilen. Der Nachbau von Sachsens erster Dampflok überhaupt fristet ihr ziemlich höhepunktfreies Leben im Dresdner Verkehrsmuseum. Wie sollte sie auch eingesetzt werden, hat sie doch keinen zu ihr passenden Zug?!

Suche quer durchs Land

Diese Überlegungen führten sehr schnell beim Eigentümer der IK, bei der Stiftung zur Förderung Sächsischer Schmalspurbahnen zum Entschluss, einen IK-Zug wiederherzustellen. Die Stiftung rief die Vereine und die Freunde der sächsischen Schmalspurbahnen auf, Wagen für die IK aufzubauen und für den Einsatz im Sachsenzug bereitzustellen. Das Echo war überzeugend und brachte die gewünschten Resultate. Von Zittau bis Wilsdruff, vom erzgebirgischen Preßnitztal bis ins Schwarzbachtal setzte eine intensive Suche nach geeigneten, irgendwo im Verborgenen abgestellten alten Wagen ein. Sie wurden fündig, auch die Lohsdorfer: Sie spürten den Zugführerwagen K 2009, Baujahr 1897, als Schuppen in einem vorpommerschen Grundstück. Sie brachten ihn nach Lohsdorf. Hier machten sich die Maschinenbauingenieure Alf Wachtveitl als Projektleiter und sein Sohn André Dörfelt ans Werk. Sie investierten in mehreren Tausend freiwilligen Arbeitsstunden ihr ganzes ingenieurtechnisches und handwerkliches Können in den Neuaufbau des Zugführererwagens. Vom Ergebnis ihrer Arbeit können wir uns in Lohsdorf selbst ein Bild machen, es ist absolut überzeugend.

Gartenlaube entpuppte sich als historischer Waggon

Vergleichbares, wenn auch auf etwas anderem Wege brachten die Vereinsmitglieder der IG Verkehrsgeschichte Wilsdruff zu Stande. Sie entdeckten „ihren“ Wagen, den Personenwagen 235 K, Baujahr 1894, im Raum Chemnitz in einem Gartengelände (!) aufgespürt. Sie kauften die Gartenlaube und ließen sie in der Werkstatt der RVE Marienberg im Rohbau als Wagen anfertigen. In ihrer Wilsdruffer Werkstatt folgten weitere Arbeiten bis zur kompletten Fertigstellung. Wir erkennen den Wagen an seinem braunen Anstrich in Lohsdorf.

Jeder Wagen erzählt eine eigene Geschichte

Einen dritten Wagen für den Sachsenzug steuerte die in Radebeul ansässige Stiftung bei. Weitere Wagen kommen aus Schönheide von der IG Preßnitztalbahn, von der Sächsisch-Oberlausitzer Eisenbahngesellschaft SOEG sowie aus privater Hand. Jeder Wagen hat seine eigene Geschichte und sein eigenes unverwechselbares Aussehen.

Auf dem Bahnhof Lohsdorf finden die Besucher echte Bimmelbahnromantik wie zu Großvaters Zeiten. Foto: Peter Weckbrodt

Auf dem Bahnhof Lohsdorf finden die Besucher echte Bimmelbahnromantik wie zu Großvaters Zeiten. Foto: Peter Weckbrodt

Bahnhofsfest mit Echtdampfloks

Für die Kinder gibt es beim Bahnhofsfest noch ein zweites Vergnügen. Sie können auf der Echtdampf-Steinthalbahn aus Hohenstein-Ernstthal auf einem Gleisoval ihre runden Drehen.

Für musikalische Unterhaltung ist ebenso gesorgt wie für Speisen und Getränke. Vor zu großer Hitze oder Gewittergüssen schützt die Besucher ein großes Festzelt.

Besucherinformationen

Bahnhofsfest am 27.728. August von 10 bis 18 Uhr in 0148 Lohsdorf, Niederdorfstraße 1; Tel.: 0351- 336 7022; Eintritt: 4 Euro, Kinder bis 15 Jahre frei;

Mehr Infos im Netz: schwarzbachbahn.de

Anfahrt von Dresden:

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt
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[caption id="attachment_67607" align="alignleft" width="117"]Peter Weckbrodt. Foto: IW Peter Weckbrodt. Foto: IW[/caption] Peter Weckbrodt hat ursprünglich Verkehrswissenschaften studiert, wohnt in Dresden und ist seit dem Rentenantritt journalistisch als freier Mitarbeiter für den Oiger und die Dresdner Neuesten Nachrichten tätig.

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