Dresdner Senioren-Tablet im Test
Dresden, 1. August 2016. „Hallo!“, tönt die wohl weibliche Computerstimme aus dem Huawei-Tablet. „Es ist Zeit, ein Medikament einzunehmen!“ Gut, dass wenigstens einer daran denkt. Ich wische den Bildschirm frei: Ah ja, Lisinopril, vor dem Essen, soll den Blutdruck senken…
Es ist die Asina-Software von Exelonix Dresden, die den Tablettrechner in einen digitalen Alltags-Assistenten für Senioren und andere „Newbies“ der Tablet-Welt verwandelt hat: Schön einfach, durch Sohn oder Enkelin aus der Ferne konfigurierbar, wenn Opi Hilfe braucht. Und mit rentnerischen Extras wie Medikamenten-Erinnerung, Wohlfühl-Tagebuch, Blutdruck-Übersicht, Merkliste („Brot holen!“ „Arztbesuch bei Dr. Laube!“) und einem großen, roten Notruf-Knopf aufgerüstet.
Der Hintergrund erschließt sich aus der Alltagsbeobachtung: Viele Senioren tun sich schwer mit Tablets – aber oft nur aus Furcht, etwas kaputt oder sich lächerlich zu machen. Eben diese Kluft versucht Exelonix zu überbrücken: Das Dresdner Unternehmen hat eine übersichtliche Bedienoberfläche im Kachel-Design und stark vereinfachte Standard-Programme für Senioren entwickelt, die sich wie eine „Hülle“ über das originale Android-Betriebssystem „drüberinstallieren“.
Im August stellen die Dresdner eine neue Version dieses „Asina Launcher für Einsteiger“ im „Google Play Store“ vor, die nun auch auf Smartphones und Tablets verschiedener Hersteller funktioniert und im Vergleich zur Vorgängerversion modernisiert wurde. Wir haben die neue „Asina“-Software vorab getestet.
In der Tat ist die Kachel-Oberfläche sehr übersichtlich und leicht zu bedienen. Hier finden sich ein einfacher Internet-Browser, ein E-Mail-Programm für Neulinge, aber auch die erwähnten Merkzettel und Medikamenten-Pläne. Die jeweilige Kachel stellt sich schräg, wenn die Zeit für eine Pille oder eine Erledigung reif ist. Wer die aktuelle Aufgabe nicht abhakt, wird hartnäckig daran erinnert, notfalls per Sprachausgabe.
Um auch den roten „Assistenzruf“-Knopf bei Notfällen auslösen zu können, muss im Tablet eine Telefon-SIM-Karte eingesteckt sein. Für die meisten anderen Funktionen reicht es, wenn in der Wohnung ein WLAN wabert. Wenig intuitiv hat Exelonix allerdings die Einrichtung des WLAN-Zugangs einzurichten: Erst durch Handbuch-Lektüre erschloss sich, welche speziellen Gesten nötig sind. Auch nicht so richtig gefallen hat uns ein Symbol für „Empfohlene Apps“, hinter dem sich offensichtlich Werbung verbirgt. In der endgültigen Version sollen dort aber andere Apps, zum Beispiel Schachspiele, zu finden sein, hat uns Exelonix versichert.
Wer unter die Asina-Haube gucken und etwa Spiele nachinstallieren will, kann den Android-Roboter anklicken – dadurch gewinnen die Senioren mehr Einfluss auf ihr Tablet.
Im Grundsatz aber können und sollen viele Einstellungen von den Kindern oder Enkeln aus der Ferne für die Senioren vorgenommen werden – über das Internetportal mein.asina.de von Exelonix. Wer sich dort einloggt, kann den Status des Minirechners überprüfen, neue Kacheln und Programme hinzufügen oder ferngesteuert deren Position ändern und vieles mehr.
Fazit:
Ein interessantes Konzept, das sich inzwischen nicht mehr nur an Rentner im engeren Sinne richtet. Indem Exelonix die Software von der Hardware entkoppelt und die Oberfläche nun auch einzeln für Android-Smartphones und Tablets anbietet, könnte sich der potenzielle Nutzerkreis vergrößern. Ob das Konzept auch am Markt ankommt, bleibt abzuwarten.
Autor: Heiko Weckbrodt
„Asina Launcher für Einsteiger“, Einsteiger-Oberfläche für Tablets und Smartphones, ab Android 4.2, Kosten: 30 Tages Gratis-Test, danach 99 Euro pro Jahr, mehr Infos: tinyurl.com/zf2g36n
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