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Junge Konstrukteure gehen in die Luft

So etwa soll das Forschungs-Flugzeug D-B 11 der TU Dresden aussehen. Visualisierung: Akaflieg

So etwa soll das Forschungs-Flugzeug D-B 11 der TU Dresden aussehen. Visualisierung: Akaflieg

Studententruppe Akaflieg konstruiert erstmals seit 55 Jahren wieder ein innovatives Flugzeug in Dresden

Dresden, 24. Juli 2016. Erstmals seit über einem halben Jahrhundert entsteht wieder eine eigene innovative Flugzeugkonstruktion in Dresden. Anders als die 1959 abgestürzte „152“ aus DDR-Zeiten ist die „D-B 11“ allerdings kein großer Düsenflieger, sondern ein doppelsitziges Segelflugzeug mit 20 Metern Spannweite. Für dessen Konstruktion setzen die Studenten der „Akademischen Fliegergruppe“ („Akaflieg“) der TU Dresden moderne Faserverbundwerkstoffe ein. Und sie haben für ihre „D-B 11“ einen besonders Crash-sicheren Rumpf entworfen, der die Überlebens-Chancen von Pilot und Co-Pilot bei einem Absturz deutlich verbessern soll.

Muster für den Rumpf geformt

Die Musterform für den innovativen Rumpf ist jetzt endlich fertig, informierte Akaflieg-Sprecher Daniel Hopf im Uni-Journal-Gespräch: In einem zwölfstündigen Kraftakt laminierten Mitte Mai zeitweise bis zu 20 Studenten gleichzeitig Dutzende Kilogramm Flüssigharz, Glas- und Kohlefasern zu Negativformen für den Rumpf. „Nun bauen wir damit einen ersten Rumpf für Bruchtests.“ Bis der Prototyp gen Himmel aufsteige, könnten aber wohl noch zwei bis drei Jahre vergehen, schätzt der 26-jährige Maschinenbau-Student.

Über 12 Stunden lang fertigten die Akaflieg-Studenten in einem besonderen Arbeitseinsatz Mitte Mai die Negativformen für den Flugzeugrumpf. Foto: Moritz Heimann

Über 12 Stunden lang fertigten die Akaflieg-Studenten in einem besonderen Arbeitseinsatz Mitte Mai die Negativformen für den Flugzeugrumpf. Foto: Moritz Heimann

Schon im Studium selbst ein Flugzeug konstruieren

„Es hat einen ganz besonderen Reiz, schon im Studium an der Entstehung eines ganz neuen Flugzeugs mitarbeiten zu können“, schwärmt Daniel Hopf über die Arbeit in der Studententruppe. „Die Akafliegs waren schon immer weit vorn in der Segelflug-Entwicklung und setzen die neuesten Materialien ein.“ Es sei für ihn und seine Mitstreiter „superspannend“ dort weiterzumachen, wo das ehrgeizige Projekt einer Dresdner Flugzeugindustrie einst scheiterte.

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Nach dem Krieg versuchten Konstrukteure bereits einmal, eine Flugzeugindustrie in Dresden aufzubauen. Das Projekt 152 scheiterte aber. Foto: Lorenz

18 akademischen Fliegergruppen in Deutschland

Deutschlandweit gibt es derzeit 18 „Akademischen Fliegergruppen“. Zehn davon – darunter auch die Dresdner – kooperieren als forschende „Akafliegs“ im Dachverband „Idaflieg“. Die Dresdner Flugzeugbau-Tradition reicht – mit Unterbrechungen – lang zurück: Am 14. April 1924 gründeten junge Akademiker die erste Akaflieg in Dresden, die sich freilich 1933 wieder auflöste. 20 Jahre später versuchten die DDR-Wirtschaftslenker und ein Ingenieurs-Kollektiv um den Junkers-Experten Brunolf Baade, in Dresden eine eigene Flugzeugindustrie aufzubauen. 1961 stampfte die SED-Führung das glücklose Programm wieder ein.

Die blaue Flüssigkeit ist ein Harz, das die Studenten mit Glas- und Kohlefasern laminieren. Foto: Moritz Heimann

Die blaue Flüssigkeit ist ein Harz, das die Studenten mit Glas- und Kohlefasern laminieren. Foto: Moritz Heimann

Neustart für Akaflieg im Jahr 1998

Im April 1998 gründeten Studenten an der TU Dresden dann erneut eine Akaflieg. Je nach Semester-Ab- und -zugängen sind in dieser Arbeitsgruppe bis zu 50 Studenten verschiedener Fachrichtungen tätig. Viele von ihnen wollen mit den zwei Serien-Segelfliegern, die die Akaflieg auf dem Airport Schwarzheide stationiert hat, ihren Flugschein machen oder einfach durch die Lüfte schweben. Weil die Akaflieg aber kein reiner Flugsportverein ist, müssen alle erst mal mitforschen und -bauen, bevor sie selbst starten dürfen. Ein „harter Kern“ von rund 30 Enthusiasten werkelt Woche für Woche am Prototypen „D-B 11“, hilft die Ergonomie zu verbessern, die möglichen Bruchstellen zu berechnen, laminiert Formharz und legt Hightech-Werkstofffasern aus. „Einige investieren da über 300 Stunden Freizeit pro Semester“, erzählt der Akaflieg-Sprecher.

Serienproduktion nicht ausgeschlossen

Ob die „D-B 11“ je in Serie geht, sei noch völlig unsicher. „Aber das wäre für uns alle natürlich der ganz große Traum“, sagt Daniel Hopf.

Autor: Heiko Weckbrodt

Kontakt

Wer den jungen Flugzeugkonstrukteuren über die Schulter schauen oder bei ihnen mitmachen will, kann montags bis donnerstags jeweils nach 19 Uhr die Akaflieg-Werkstatt auf der Dresdner Südhöhe (Bergstraße 120, Gebäude E 11) besuchen. Mehr Infos hier im Netz

Hinweis: Dieser Beitrag ist ursprünglich im Uni-Journal der TU Dresden entstanden. Der Artikel ist hier zu finden.

 

 

 

Fotos: Moritz Heimann

 

Über 12 Stunden lang fertigten die Akaflieg-Studenten in einem besonderen Arbeitseinsatz Mitte Mai die Negativformen für den Flugzeugrumpf.

 

Die blaue Flüssigkeit ist ein Harz, das die Studenten mit Glas- und Kohlefasern laminieren.

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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