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Münzkabinett Dresden ist jetzt Nummer 1 in Deutschland

Direktor Rainer Grund zeigt eine um 1730 entstandene Medaille mit dem Bild des Kurfürsten Friedrich August I. als König August Ii. von Polen, bekannt als August der Starke. Foto: Peter Weckbrodt

Direktor Rainer Grund zeigt eine um 1730 entstandene Medaille mit dem Bild des Kurfürsten Friedrich August I. Den kennen wir auch als König August II. von Polen alias August der Starke. Foto: Peter Weckbrodt

Museum soll 2018 erneut wachsen

Dresden, 1. Juni 2016. Ein Jahr nach seiner Wiedereröffnung in völlig neuer Gestalt wartet das Münzkabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden mit einer hervorragenden ersten Bilanz auf. „Gemessen an der Besucherresonanz ist das Dresdner Münzkabinett zur Nummer 1 unter den deutschen Münzkabinetten vorgerückt.“, erklärt Direktor Rainer Grund mit berechtigtem Stolz. „Wir verzeichnen wöchentlich im Durchschnitt 2000 bis 2500 Besucher. Da können weder das Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin noch die Staatlichen Münzsammlung in München mithalten.“

Berliner schaut mit Neid nach Dresden

Weil offenbar sehr deutlich unter den Dresdner Zahlen liegend, war vom Münchner Münzkabinett auf Anfrage keine aktuelle Angabe zur Besucherresonanz zu erhalten. Auch aus Berlin kam auf Anfrage lediglich der Hinweis, dass die Besucherzahlen für das Münzkabinett nicht bekannt seien, weil an denen des Bode-Museums und Alten Museums gekoppelt. Andererseits fügt Museumsdirektor Bernhard Weisser anerkennend hinzu: „Wir sind voller Hochachtung für die sehr gute Ausstellung in Dresden und blicken voller Neid auf die Öffentlichkeitsarbeit in Zusammenhang mit der Eröffnung des Museums. Man sah, wie gut das Münzkabinett in die Museumslandschaft der Dresdner Museen integriert ist.“

In den oberen Geschosssen des Georgenbaus im Dresdner Residenzschloss hat das Münzkabinett seine nicht üppig große, dafür aber umso exquisite Bleibe. Foto: Peter Weckbrodt

In den oberen Geschosssen des Georgenbaus im Dresdner Residenzschloss hat das Münzkabinett seine nicht üppig große, dafür aber umso exquisite Bleibe. Foto: Peter Weckbrodt

Nähe zum Schloss trumpft

Tatsächlich erweist sich die Unterbringung der vier Ausstellungsräume des Münzkabinetts im Georgenbau des Residenzschlosses als ein gewichtiger Trumpf. Der Dresdner Münzkabinett-Direktor weiss, dass viele Touristengruppen oft den Besuch weiterer Ausstellungen im Schloss mit einer Besichtigung des Münzkabinetts verbinden.

Museum hat rund 300.000 Münzen und Scheine

Auch nach der Anzahl der numismatischen Objekte hat das Dresdner Kabinett seinen Ruf in Deutschland weiter verbessern können. Mit 300.000 Münzen, Medaillen, Geldscheinen und weiteren Beständen hat Dresden jetzt exakt Augenhöhe mit München erreicht und nimmt mit den Bayern gemeinsam nach den Berlinern Platz 2 ein. Das Berliner Münzkabinett kommt gegenwärtig auf beachtliche 540.000 Objekte.

Weniger ist mehr: Kabinett-Stil kommt an

Als Vorzüge erweisen sich für Dresden die unbedingt gelungene völlig neuartige und international beispiellos dastehende Kabinettgestaltung nach den Entwürfen eines Berliner Architektenbüros und die den Besucher faszinierende Art und Weise der Präsentation der ausgewählten Objekte. „Die bewusst von uns vorgenommene Beschränkung bei der Auswahl auf das absolut Beste und deren Ergänzung durch hervorragende Leihgaben aus anderen Museen verleihen unserem Münzkabinett diese besondere Ausstrahlung“, unterstreicht Grund. Tatsächlich präsentiert das Münzkabinett „nur“ etwa 3300, mehrheitlich aus seinem eigenen Bestand stammende numismatische Objekte.

Das Altarbild der St. Annenkirche zu Annaberg-Buchholz, auf welches Kabinettsdirektor Rainer Grund hier aufmerksam macht, steht für alle Gewerke rund um das Münzwesen. Foto: Peter Weckbrodt

Das Altarbild der St. Annenkirche zu Annaberg-Buchholz, auf welches Kabinettsdirektor Rainer Grund hier aufmerksam macht, steht für alle Gewerke rund um das Münzwesen. Foto: Peter Weckbrodt

Sachsens Silber und Münzen untrennbar verknüpft

Direktor Rainer Grund kommt selbst aus einer Gegend, die untrennbar mit Sachsens Silber und Münzprägung verknüpft ist: aus Annaberg-Buchholz, dem einstigen Zentrum des sächsischen Silberbergbaus. Er betont, dass sich das Münzkabinett nicht auf die überzeugende Präsentation schönster Münzen und Medaillen beschränkt. Vielmehr werde mit der Zuordnung von sorgfältig ausgewählten Sach- und Zeitzeugnissen dem Besucher ein tiefer Einblick in die kausalen Zusammenhänge der sächsischen Münzgeschichte gewährt. Als beispielhaft dafür nennt Grund das aus seiner Heimatstadt kommende Altarbild der St. Annenkirche.

Kein Geld für Ankäufe mehr

Zu den weiteren Plänen für das Dresdner Münzkabinett befragt, weist dessen Direktor recht nüchtern darauf hin, dass seit dem Vorjahr kein Ankaufetat mehr zur Verfügung stünde. Dies sei der für viele öffentliche Bereiche unumgänglich notwendig gewordenen Mittelkürzung geschuldet. Deshalb sei es für ihn wichtig, diese fehlenden, aber letztlich unumgänglich notwendigen Mittel zu akquirieren. Dies laufe bereits gut über den „Freundeskreis der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden“. Auch wäre es ihm gelungen, einen Sponsor aus der Region zu gewinnen, aus dessen Händen er künftig jährlich für laufende Ankäufe unterstützt werde.

Raum für Sonderausstellungen erst in zwei Jahren verfügbar

Noch besteht für das Münzkabinett räumlich keine Möglichkeit, thematische Sonderausstellungen aus seinem reichen Bestand zu gestalten. Dies könne sich, so Grund optimistisch, ab 2018 ändern. Ab diesem Zeitpunkt werde dem Kabinett ein fünfter Raum mit direkter Verbindung zu den jetzt bereits genutzten zur Verfügung stehen. Natürlich hat Grund schon Vorstellungen zu dessen ersten Nutzung, doch er hält sich dazu noch bedeckt.

Durchaus berechtigt ist der Stolz, mit dem der Direktor über renommierte Besuchergruppen seit der Kabinetts-Wiedereröffnung spricht. So erwarte er beispielsweise schon in wenigen Tagen eine auf Studienreise befindliche Gruppe der GIG, der „Gesellschaft für Internationale Geldgeschichte“ mit Sitz in Frankfurt am Main. Als numismatische Höhepunkte der Reise seien Besuche in den Münzkabinetten von Gotha und eben auch in Dresden. Die GIG ist ein elitärer Kreis mit ca. 800 Mitgliedern in 30 Ländern auf fünf Kontinenten.

Vortragsprogramm mit namhaften Referenten

Bemerkenswert, schon weil öffentlich zugänglich, ist auch das gemeinsam von Münzkabinett und Numismatischen Verein Dresden gehende Vortragsprogramm. Referenten sind Persönlichkeiten wie der Direktor des Münzkabinetts der Staatlichen Museen Berlin, Prof. Dr. Bernd Kluge oder auch Dr. Heinz Winter, Stellvertretender Direktor am Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums in Wien.

Autor: Peter Weckbrodt

Besucherinformationen

Wo?

Das Münzkabinett befindet sich im Georgenbau am Residenzschloss Dresden (Taschenberg 2,
01067 Dresden)

Öffnungszeiten

Mittwoch bis Montag jeweils 10 bis 18 Uhr, dienstags geschlossen

Eintrittspreise:

Nur als Kombiticket für die Ausstellungen im Residenzschloss: 12 Euro, ermäßigt 9 Euro, Kinder und Jugendliche unter 17 Jahren: gratis

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt
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[caption id="attachment_67607" align="alignleft" width="117"]Peter Weckbrodt. Foto: IW Peter Weckbrodt. Foto: IW[/caption] Peter Weckbrodt hat ursprünglich Verkehrswissenschaften studiert, wohnt in Dresden und ist seit dem Rentenantritt journalistisch als freier Mitarbeiter für den Oiger und die Dresdner Neuesten Nachrichten tätig.

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