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Münzschatz in Sächsischer Schweiz geborgen

Diese beiden Talergepräge, die hier die Landesarchäologin Regina Smolnik präsentiert, gehören zu den besseren Stücken im Münzschatz. Foto: Peter Weckbrodt

Diese beiden Talergepräge, die hier die Landesarchäologin Regina Smolnik präsentiert, gehören zu den besseren Stücken im Münzschatz. Foto: Peter Weckbrodt

Sensationeller Münzfund mit Talern, Kreuzern und Doppelgroschen

Pirna, 9. Mai 2016. Taler, Kreuzer, Doppelgroschen, Pfennige und weitere Silbergepräge mit einem geschätzten Gesamtgewicht von 2 bis 3 Kilogramm umfasst nach ersten Bewertungen ein sensationeller Münzfund, den ein sächsischer Bergsteiger und dessen Begleiter in den Mittagstunden des 29. April 2016 „in einer Felsspalte verborgen, im rechtselbischen Gebiet der Sächsischen Schweiz irgendwo zwischen Bad Schandau und Birkwitz“ entdeckt haben. Den konkreten Fundort wollte Landesarchäologin Regina Smolnik nicht verraten.

„Ich erhielt um 13.37 Uhr am besagten Tag den Anruf von der Polizeinotrufzentrale Dresden über einen Münzfund in der Sächsischen Schweiz“, berichtet Ingo Kraft, Referatsleiter für Ostsachsen im Amt für Archäologie. „Die Polizei sicherte den Fundort bis zu unserem Eintreffen vorbildlich ab, wir hatten vorsichtshalber etwas bergsteigerische Ausrüstung mitgenommen. das erwies sich als nützlich. Die beiden Schatzfinder kamen uns mit einem Teilfund von etwa 200 Münzen entgegen“, setzt er seinen Bericht fort. „Da oben sind noch mehr“, lässt der gar nicht so glückliche Finder die Experten wissen. „die wollten echt nur bergsteigen und hätten jetzt die blöden Münzen am Hut.“

In dieser Felsspalte entdeckten am 29. April zwei sächsische Bergsteiger diesen sensationellen Münzschatz. Foto: Sächsisches Landesamt für Archäologie

In dieser Felsspalte entdeckten am 29. April zwei sächsische Bergsteiger diesen sensationellen Münzschatz. Foto: Sächsisches Landesamt für Archäologie

Ja, das muss man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen. Aber Kraft bestätigt ausdrücklich, wie vorbildlich, weil umsichtig die beiden mit ihrem Fund umgegangen sind. Drum werden sie am Ende auch ein Belohnungsgeld nach § 25 des Bundesdenkmalgesetztes vom Freistaat, ab sofort Eigentümer des Schatzes, erhalten, das stellt Regina Smolnik klar.

„Bis zum Einbruch der Dunkelheit konnten wir cirka 300 Münzen bergen. Dann kam das verlängerte Wochenende. Wir vermieden bewusst, auch an den Feiertagen zum Fundort zu gehen, wollten keine Aufmerksamkeit erregen, weil der Fundort sehr selten begangen wird.“ Zu Wochenbeginn konnten dann weitere rund 800 Münzen geborgen werden. Inzwischen sind 300 Münzen gesäubert und bestimmt wurden. Die Aufbereitung des gesamten Fundes wird einen größeren Zeitraum beanspruchen. Besitzer der Münzen ist das Landesarchiv für Archäologie, Aufbewahrungsort wird das Münzkabinett der Staatlichen Kunstsammlungen sein.

Eine erste, eben aber nur vorläufige Bilanz bringt die Experten des Landesamtes zu folgender Bewertung des Münzfundes:

Folgende drei Münzstände sind besonders stark vertreten (unter Münzstände sind zur eigenständigen Münzprägung berechtigte Herrschaftsgebiete zu verstehen):

  • Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation
  • Kurfürstentum und Königreich Sachsen
  • Königreich Preußen.

Zeitraum: Die Münzen umfassen eine Zeitspanne von 1693 bis 1817, also ca. 125 Jahre. Die älteste Münze ist ein sächsischer Doppelgroschen von 1693. Die jüngsten Münzen sind zwei preußische 1/6 Taler von 1817. Der Schatz wurde demnach frühestens 1817 und nicht viel später versteckt, da die jüngsten Münzen in einem sehr guten (prägefrischen) Erhaltungszustand sind und nicht lange im Umlauf gewesen sein können. Eine Verbergung in Folge von Kriegswirren kann ausgeschlossen werden.

Die Zusammensetzung des Fundes ist heterogen: Taler, 2/3 Taler, 1/3 Taler, 1/6 Taler, 1/12 Taler(Doppelgroschen), 1/24 Taler (Groschen), 8 Pfennige, 20 Kreuzer, 10 Kreuzer. Am meisten vertreten sind die habsburgischen 20-Kreuzer-Münzen, dazu kommen sächsische Kleinmünzen aus den letzten Jahren des 7-jährigen Krieges.

Bisher nur leicht gereinigt zeigen sich die Silbergepräge (noch) nicht in ihrem alten Glanz. Foto: Sächsisches Landesamt für Archäologie

Bisher nur leicht gereinigt zeigen sich die Silbergepräge (noch) nicht in ihrem alten Glanz.
Foto: Sächsisches Landesamt für Archäologie

Welchen damaligen Wert die über einen Zeitraum von 125 Jahren streuenden Silbermünzen hatten, ist noch offen. Ihr heutiger Wert ist angesichts der zum Teil sehr abgegriffenen Oberflächen und der anhaltenden Korrosionen eher gering einzuschätzen. Wenn die Münzen, an denen zum Teil deutliche Gewebereste erhalten geblieben sind, restauratorisch analysiert sind, können die Experten eventuell auch schlussfolgern, wie und warum dieser Schatz in der Sächsischen Schweiz versteckt wurde. Die weitere Bearbeitung und Bewertung des Münzschatzes werde, sagt Regina Smolnik, in aller Ruhe, ohne jede Hektik erfolgen.

Mit Sicherheit könne, so abschließend die Landesarchäologin, zum jetzigen Zeitpunkt gesagt werden, dass es sich aktuell um einen der größten Münzschätze Sachsens aus dieser Epoche handele. Autor: Peter Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt
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[caption id="attachment_67607" align="alignleft" width="117"]Peter Weckbrodt. Foto: IW Peter Weckbrodt. Foto: IW[/caption] Peter Weckbrodt hat ursprünglich Verkehrswissenschaften studiert, wohnt in Dresden und ist seit dem Rentenantritt journalistisch als freier Mitarbeiter für den Oiger und die Dresdner Neuesten Nachrichten tätig.

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