Monate: April 2016

Netzseiten wie die von David Dees illustrieren krude verschwörungsideologien in knalligen Farben: Merkel als Marionette der Zionisten und Flüchtlinge, die blonde Mädchen vergewaltigen - und alles gehört zu einem großen Genozid-Plan gegen die Europäer. Abb.: Screenshots von ddees.com

Von Aliens, Flüchtlingen und falschen Flaggen

In Umbruchzeiten blühen Verschwörungstheorien besonders wild Kassel, 26. April 2016. Das Netz ist voll von Verschwörungs-Erzählungen und sie finden derzeit besonders viel Nahrung. Beispiele, die vor allem in rechtspopulistischen Facebook-Gruppen jetzt (wieder) die Runde machen und besonders dem Konzept der Aktionen „unter falscher Flagge“ frönen: – Die CIA und nicht Al Kaida hat am 11. September 2001 jene Flugzeuge gesteuert, die das World Trade Center in New York zerstörten. Natürlich um der Bush-Administration einen Vorwand für den Afghanistan- und den Irak-Krieg zu liefern.

Direktorin Maria Springenberg-Eich von der Landeszentrale für politische Bildung in NRW. Foto: hw

Politische Bildung nur für politisch Gebildete?

Immer mehr Landeszentralen reagieren auf Politikverdruss und erstarkenden Populismus mit bürgernäheren, aufsuchenden Konzepten Kassel/Dresden/Magdeburg, 26. April 2016. Angesichts von Politikverdruss und eines erstarkenden Rechtspopulismus in Deutschland entwickeln immer mehr Landeszentralen für politische Bildung neue Veranstaltungsformate, um schneller auf aktuelle gesellschaftliche Probleme reagieren zu können – und um überhaupt noch ihre eigentlichen Zielgruppen zu erreichen. Die Kernidee: Die politischen Bildungsarbeiter gehen zum Bürger, statt zu warten, dass der Bürger zu ihnen kommt. Auf einer Populismustagung in Kassel haben mehrere Landeszentralen solche „aufsuchenden“ Projekte vorgestellt.

Frank Pankotsch leitet die Gründungsinitiative „dresden exists" an der TU Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Uni wirkt als Nukleus für Technologie-Firmen

  Im nationalen Vergleich hat sich Gründungsfieber an der TU Dresden aber merklich abgekühlt Dresden, 26. April 2016. Die Technische Universität Dresden (TUD) wirkt in der sächsischen Landeshauptstadt seit Jahren wie ein Inkubator für neue Unternehmen. Sie bringt nach vorsichtigen Schätzungen recht stabil jährlich mindestens 20 Firmengründungen („Startups“) hervor. Darunter waren und sind viele technologieorientierte Unternehmen wie die Organikelektronik-Firmen Novaled und Heliatek, in zunehmenden Maße aber auch industrienahe Softwareschmieden.

Vor allem im Facebook finden sich viele Gruppen, in denen fremdenfeindliche Beiträge auftauchen. Abb.: Bildschirmfoto (anonymisiert)

Die eigene Dynamik von Gerüchten

Netz-Multiplikatoren beeinflussen, ob Facebook-Berichte über Flüchtlinge epidemisch werden Kassel, 26. April 2016. „Die Asylanten klauen jeden Montag den Edeka-Supermarkt im Dorf K. leer!“ (obwohl es in K. nur einen Aldi gibt). Gerüchte über vermeintliche oder tatsächliche Missetaten von Flüchtlingen machen in den sogenannten „sozialen“ Subnetzen des Internets oft und rasch die Runde. Ob aus einzelnen Facebook-Meldungen weitverbreitete Gerüchte werden, das beeinflussen vor allem Internetnutzer mit besonderem Ansehen – also Multiplikatoren der Netzwelt – ganz wesentlich mit. Allein ein Gerücht in einer Facebook-Gruppe zu teilen, reiche nur selten aus, dass es sich viral verbreite, betonte David Begrich vom Magdeburger Verein „Miteinander“ auf einer Populismus-Tagung in Kassel. Er stützte sich dabei auf eigene Analysen solcher Internet-Phänomene. „Die Plausibilität einer Meldung steigt, wenn sie von Gruppen-Administratoren, von Nutzer mit vielen Followern oder lokalen Prominenten geteilt wird“, hat er beobachtet.

Frank Richter auf der Populismus-Konferenz inKassel. Foto: Heiko Weckbrodt

Schwere Demokratiekrise in Ostdeutschland

Richter: Pegida-Anhänger sehen sich kulturell enteignet Kassel/Dresden, 25. April 2016. Der Osten Deutschlands erlebt 26 Jahre nach der friedlichen Revolution und der Wiedervereinigung eine „schwere gesellschaftliche und demokratische Krise“. Das hat Direktor Frank Richter heute auf einer Populismus-Tagung in Kassel eingeschätzt. Die rechtspopulistische Pegida-Bewegung in Dresden sei ein deutliches Anzeichen dafür, betonte der Direktor der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung.

Professor Jan-Werner Müller. Foto: Heiko Weckbrodt

Populisten agieren vor allem anti-elitär und anti-pluralistisch

Kassel, 25. April 2016. Der Wesenskern heutiger Populisten ist vor allem eine anti-elitäre und anti-pluralistische Einstellung. Diesen Definitionsversuch hat Professor Jan-Werner Müller von der Princeton-Universität heute auf einer Populismus-Tagung der Bundeszentrale für politische Bildung in Kassel unternommen. Wesentlich sei weder ihre völkische, rechte oder emotionale Ausrichtung, sondern ihr „moralischer Alleinvertretungsanspruch“ für einen von ihnen angenommenen „reinen“ Volkswillen. Temor: Sie vertreten eine schweigende Mehrheit, die sich nicht zu äußern wagt oder von der „Lügenpresse“ und „dem System“ in die Irre geführt wird.

Hanne Wurzel von der Bundeszentrale für politische Bildung. Foto: Heiko Weckbrodt

Gespenst des Populismus geht um in Europa

Populismus-Tagung in Kassel Kassel 25. April 2016. In Europa geht das Gespenst des Populismus‘ um und mit der „Alternative für Deutschland“ (AfD) hat nun auch Deutschland eine rechtspopulistische Partei in den Parlamenten vertreten. Davor hat Hanne Wurzel von der Bundeszentrale für politische Bildung heute auf einer „Populismus“-Konferenz in Kassel gewarnt – im Vertretung von Bundeszentralen-Präsident Thomas Krüger, der wegen Bahnproblemen in Wolfsburg festsaß. Sie verwies auf die die vielen populistischen Bewegungen, die sich in Osteuropa etabliert haben, aber auch auf solche Tendenzen in Mitteleuropa und in der Türkei.

Charismatische Mentoren heben Gründungs-Fieber

Exelonix-Chef Stege infizierte sich am Fettweis-Lehrstuhl mit dem Gründer-Virus Dresden, 24. April 2016. Ob ein Lehrstuhl an einer Universität zu einer Brutstätte für viele erfolgreiche Hightech-Firmen wird oder nicht, hängt ganz wesentlich von „charismatischen Vorbildern und Mentoren“ ab. Der das sagt, hat selbst schon zweimal Unternehmen gegründet und dies ziemlich erfolgreich: Dr. Matthias Stange studierte einst beim Dresdner Mobilfunk-Guru Professor Gerhard Fettweis Elektrotechnik, päppelte dann die Dresdner TU-Ausgründung „Signalion“ bis zu einer Stärke von über 100 Köpfen mit auf, bevor diese Mobilfunk-Messtechnikfirma schließlich vom US-Konzern National Instruments übernommen wurde. Und auch danach konnte er sich einen Angestellten-Job mit Acht-Stunden-Tag nicht so recht vorstellen: Gemeinsam mit seinem alten Mentor und dessen ehemaligen Doktoranden Frank Schäfer gründete er im April 2013 die Firma „Exelonix“, die sich auf „asina“-Tablets und Apps für Senioren spezialisiert hat und jetzt richtig zu wachsen beginnt.

Rabbi Löw (rechts) und sein Gehilfe erschaffen einen Golem, der die Juden und den kaiser versöhnen soll. Doch den künstlichen Menschen im Griff zu behalten, erweist sich als schwierig. Abb.: Ufa

Der Golem erwacht zu DJ-Klängen

Erste Dresdner Stummfilmtage verbinden deutsche Filmklassiker mit Live-Musik Dresden, 24. April 2016. Rabbi Löw erschafft aus Lehm einen Golem, einen künstlichen Menschen, um das Prager Juden-Ghetto zu schützen – und DJ D’dread legt dazu Disko-Mucke auf. Da stimmt was nicht, meinen Sie? Paul Wegeners Horrorfilm-Klassiker „Der Golem, wie er in die Welt kam“ (Deutschland, 1920) passt so gar nicht zum DJ-Pult? Warten wir es ab: Ende April 2016 haben die Dresdner die Chance, legendäre deutsche Stummfilm-Klassiker in variierender musikalische Live-Begleitung anzuschauen und sich selbst dazu eine Meinung zu bilden.

Logo: Flurfunk

Sachsens Blogger treffen sich zur #bsen in Leipzig

Leipzig/Dresden, 24. April 2016. Die ersten Maschen für ein sachsenweites Netzwerk aus Blogs und Online-Magazinen wollen Peter Stawowy und sein „Flurfunk“-Team während der #bsen-Bloggerkonferenz Ende April in Leipzig knüpfen. Die Blogger und Internet-Journalisten sollen bei diesem Treffen in der „Leipzig School of Media“ (LSoM) die Gelegenheit bekommen, sich gegenseitig kennenzulernen, sich über ihre Finanzierungs-Modelle und Themenschwerpunkte auszutauschen.

Erik Lehmann und Rainer Bursche sinnieren in der Herkuleskeule Dresden darüber wie es ist zu "Lachen wenn’s zum Heulen ist" Foto: Gerald Gluth-Goldmann

Google beherrscht die Welt, die Flüchtlingsangst Europa

55 Kabarett-Jahre der Herkuleskeule in Dresden: „Lachen wenn’s zum Heulen ist“ Dresden, 23. April 2016. Der Krieg Reich gegen Arm hat begonnen und Europa geht den Bach runter. Wie Volk und Regierung damit umgehen, davon erzählt voll beißendem Witz und mit Tiefgang leicht und unterhaltsam verpackt das Stück „Lachen wenn’s zum Heulen ist“ im Kabarett-Theater „Herkuleskeule“ in Dresden. Das Jubiläumsprogramm anlässlich 55 Jahre Herkuleskeule bekam nach der Premiere lang anhaltenden Beifall vom Publikum.

Stephen Schulz ist wissenschaftlicher Mitarbeiter von Prof. Jan Weigand. Hier stoßen beide mit einem Alt an, das sie in ihrer Uni-Brauerei zubereitet haben. Foto: Heiko Weckbrodt

Phosphor-Pils aus der Uni-Brauerei

Dresdner TU-Chemiker entwickeln in Forschungs-Brauerei ein Nerd-Bier – das Ballhaus Watzke will es nun nachbrauen Dresden, 22. April 2016. An aufregenden Fächern mangelt es der TU Dresden eigentlich nicht: Studenten können hier Raketen bauen, Karbon-Rennwagen konstruieren und Gehirncomputer basteln. Wer es aber richtig anregend haben will, studiert bei Professor Jan J. Wiegand am Lehrstuhl für Anorganische Molekülchemie. Das klingt trocken, ist aber genau das Gegenteil. Denn Jan Weigand betreibt gemeinsam mit seinem Kollegen Prof. Thomas Henle von der Lebensmittelchemie eine eigene kleine Bier-Brauerei auf dem Uni-Campus an der Mommsenstraße. Natürlich nur „zu Forschungszwecken“, wie beide Professoren beteuern.

Pils aus der Forschungs-Bierbrauerei der TU Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Deutscher Biertag: Vor 500 Jahren trat Reinheitsgebot in Kraft

Berlin/Dresden, 22. April 2016. Die deutschen Brauer feiern jedes Jahr am 23. April den „Tag des deutschen Biers“. Denn am 23. April 1516 trat in Ingolstadt das deutsche Reinheitsgebot für die Bierbrauer in Kraft. Darin hieß es, Bier dürfe nur aus Wasser, Malz und Hopfen gebraut werden. Später kam noch Hefe hinzu. Dieses Reinheitsgebot jährt sich morgen zum 500. Mal.

Die Porzellanmalerin Diana Teichert gestaltet diese Teekanne mit sicherem Pinselstrich. Foto: Peter Weckbrodt

Porzellanmanufaktur Meissen: Kneten, Malen und Staunen

Wochenendtipp für den 22./23. April 2016: Tage der offenen Tür bei den Porzellan-Malern Meißen/Dresden, 22. April 2016. Kneten, Malen und Staunen sind einmal jährlich für die Besucher der Porzellanmanufaktur Meissen (Eigenschreibweise!) angesagt, wenn der Tag der offenen Tür ansteht. Diesmal öffnen sich die sonst für die neugierigen Blicke der Besucher als absolut tabu verschlossen gehaltenen Fachbereiche. In diesem Teil der Manufaktur entstehen die begehrten Kostbarkeiten in einem mehrstufigen Produktionsprozess in Handarbeit. Daran hat sich seit 200 Jahren prinzipiell nichts geändert. Direkt an den Arbeitsplätzen der Gestalter und Maler können die Besucher die handwerkliche Perfektion erleben, in der das weltberühmte Meissener Porzellan entsteht.