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Robotron-Fenster in Teilen geborgen

Die etagengroßen Bleiglasfenster am Robotron-Komplex ließen sich laut Investor nur segmentweise bergen. Foto: Immovation

Die etagengroßen Bleiglasfenster am Robotron-Komplex ließen sich laut Investor nur segmentweise bergen. Foto: Immovation

Komplettausbau am alten Kombinatsgebäude ist indes gescheitert

Dresden, 27. April 2016. Viel Anfassbares wird von Robotron am Ende wohl nicht übrig bleiben, aber zumindest ein kleines Stück „DDR-Kunst am Bau“ ist als Erinnerung an das DDR-Computerkombinat nun geborgen: Das Immobilien-Unternehmens Immovation AG lässt derzeit einen Riegel des früheren Robotron-Hauptsitzes im Dresdner Zentrum abreißen und hat dabei Teile der Buntglasfenster aus DDR-Zeiten bergen lassen. Das teilten der Investor und die Stadtverwaltung heute mit.

Demnach sei es zwar nicht gelungen, vollständige Bleiglasfenster von der Hofseite des Atriumgebäudes auszubauen, ohne sie zu zerstören, räumte Immovation ein. Den Glasspezialisten sei es aber „stattdessen gelungen, alle einzelnen Segmente der beiden Fenster auszubauen und deren Gestaltung zu dokumentieren“, informierte Immovation-Vorstand Lars Bergmann. „Mit unserer freiwilligen Aktion wollen wir zeigen, dass uns nicht nur der wirtschaftliche Vorteil interessiert, wie es Investoren häufig vorgeworfen wird.“

„Als weiteres Zeichen, dass wir den Wunsch nach Erhaltung von Zeugnissen der jüngeren baulichen Stadtgeschichte nachvollziehen können, haben wir dem Denkmalamt zusätzlich zwei komplett erhaltene Farbglasfenster übergeben“, erklärte der Vorstand weiter Sie stammen nach Angaben des Unternehmens aus dem zweiten Robotron-Gebäude. Aufgrund ihrer vergleichsweise geringen Abmessungen von 80 x 120 Zentimeter und der weniger massiven Verbindung mit dem Mauerwerk, sei es hier möglich gewesen, die Fenster im Ganzen auszubauen.

Ostmodern kritisiert indes Kahlschlag an DDR-Baukunst

Auf die drohende Zerstörung der Buntglasfenster hatte das Dresdner Netzwerk „Ostmodern“ Anfang März aufmerksam gemacht.“Mit dem Ergebnis, wie es sich nun darstellt, sind wir nicht wirklich zufrieden“, kommentierte Matthias Hahndorf von „Ostmodern“ die Fenster-Demontage. „Von einer Rettung kann da keine Rede sein.“ Denn letztlich laufe dies darauf hinaus, dass in städtischen Lapidarium die einzelnen Glassegmente eingelagert werden, die etagenhohen Buntglasfenster aber niemand mehr als Relikt vom Robotron-Gebäude besichtigen können. Denn dass jemande das Geld aufbringe, diese Fenster wieder zusammenzusetzen, zu rekonstruieren und öffentlich auszustellen, sei jetzt kaum noch wahrscheinlich.

Das Netzwerk setzt sich dafür ein, Zeugnisse der DDR-Architektur und –Industrie zu erhalten. Erst kürzlich hatte Ostmodern noch einmal auf die Abbruchschäden hingewiesen und betont: „Gerne möchten wir eine öffentliche Debatte anstoßen, welche Haltung der sächsische Denkmalschutz zur verbliebenen DDR-Baukunst in Dresden und anderswo einnimmt. Nach den schweren Verlusten an Dresdner Hauptwerken der DDR-Baukunst in den vergangenen 20 Jahren geht ja auch aktuell der Kahlschlag gerade unter den herausragenden, typologisch in der Stadt einzigartigen Bauten weiter: Robotron-Gelände, Fernmeldeamt am Postplatz, Pinguin-Pavillon im Zoo oder ehemaliges HoWa-Kaufhaus an der Grunaer Straße sind tragische Beispiele dafür.“

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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