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Die eigene Dynamik von Gerüchten

Vor allem im Facebook finden sich viele Gruppen, in denen fremdenfeindliche Beiträge auftauchen. Abb.: Bildschirmfoto (anonymisiert)

Vor allem im Facebook finden sich viele Gruppen, in denen fremdenfeindliche Beiträge auftauchen. Abb.: Bildschirmfoto (anonymisiert)

Netz-Multiplikatoren beeinflussen, ob Facebook-Berichte über Flüchtlinge epidemisch werden

Kassel, 26. April 2016. „Die Asylanten klauen jeden Montag den Edeka-Supermarkt im Dorf K. leer!“ (obwohl es in K. nur einen Aldi gibt). Gerüchte über vermeintliche oder tatsächliche Missetaten von Flüchtlingen machen in den sogenannten „sozialen“ Subnetzen des Internets oft und rasch die Runde. Ob aus einzelnen Facebook-Meldungen weitverbreitete Gerüchte werden, das beeinflussen vor allem Internetnutzer mit besonderem Ansehen – also Multiplikatoren der Netzwelt – ganz wesentlich mit. Allein ein Gerücht in einer Facebook-Gruppe zu teilen, reiche nur selten aus, dass es sich viral verbreite, betonte David Begrich vom Magdeburger Verein „Miteinander“ auf einer Populismus-Tagung in Kassel. Er stützte sich dabei auf eigene Analysen solcher Internet-Phänomene. „Die Plausibilität einer Meldung steigt, wenn sie von Gruppen-Administratoren, von Nutzer mit vielen Followern oder lokalen Prominenten geteilt wird“, hat er beobachtet.

„Es gibt aber auch einige Ausnahmen“, sagt David Begrich. Verbreite beispielsweise eine Mutter, ihre Tochter sei von Flüchtlingen missbraucht worden, bedürfe es oft keines weiteren Anstoßes, damit sich dies rasant im Netz verbreitet. „Da funktioniert das über eine soziale Plausibilisierung“, meint Begrich.

Typische Topoi: Geschlachtete Streichel-Ziegen, leergeklaute Läden und Frau Merkel

Mittlerweile schon ein Klassiker unter den Gerüchten über Flüchtlinge seien lokal immer wieder auftauchende Berichte, dass Flüchtlinge die Ziegen im örtlichen Streichel-Zoo geschächtet haben. In vielen Orten greife auch das bereits eingangs erwähnte Gerücht um sich, dass Asylbewerber ganze Supermärkte leerklauen, so Begrich. Ein Topos tauche dabei immer wieder auf: Die Flüchtlinge türmen die Wagen voll, bezahlen nicht und sagen im Hinausrollen an der Kasse: „Frau Merkel bezahlt das.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Hinweis: Dieser Bericht ist (in leicht abgewandelter Form) als Teil einer journalistischen Artikelserie für die sächsische Landeszentrale für politische Bildung entstanden. Die Beiträge sind hier im Blog der Landeszentrale zu finden.  

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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