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Ganze Häuser und Maschinen aus dem 3D-Drucker

Hagen Vogel zeigt das Modell eines Krokodil-Schädels, das im Prototypen-Zentrum Dresden mittels 3D-Druck aus Polyamid hergestellt wurde. Foto: Heiko Weckbrodt

Hagen Vogel zeigt das Modell eines Krokodil-Schädels, das im Prototypen-Zentrum (PTZ) Dresden mittels 3D-Druck aus Polyamid hergestellt wurde. Foto: Heiko Weckbrodt

Dresden präsentiert sich auf Hannovermesse als Hochburg der „additiv-generativen Fertigung“

Dresden/Hannover, 20. April 2016. Während sich 3D-Drucker für Hightech-Basteleien im Privatsektor immer mehr etablieren, pirscht sich inzwischen auch die Wirtschaft an den industriellen Einsatz dieser Technologie mehr und mehr heran. Allerdings nennen die Profis den industriellen 3D-Druck meist „additiv-generative Fertigung“.

ie arbeiten dabei auch nicht mit schnödem Kunststoff, sondern drucken komplizierte Formteile eher aus Keramik, Titan oder anderen sehr festen Werkstoffen. Und diese Technologien werden in den Fabriken der nahen Zukunft eine wachsende Rolle spielen – vor allem, um auch Kleinstserien und Einzelanfertigungen noch profitabel und materialsparend herstellen zu können. Das hat heute Professor Andreas Leson vom Dresdner Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik (IWS) eingeschätzt.

So fein geht 3D-Druck aus Metall: Prof. Andreas Leson vom Fraunhofer-IWS hält ein stählern gedrucktes   Miniatur-Modell der Frauenkirche Dresden hoch. Foto: Heiko Weckbrodt

So fein geht 3D-Druck aus Metall: Prof. Andreas Leson vom Fraunhofer-IWS hält ein stählern gedrucktes
Miniatur-Modell der Frauenkirche Dresden hoch. Foto: Heiko Weckbrodt

3D-Ersatzteildrucker ermöglichen Prinzip „Reparieren statt entsorgen“

„Im Vergleich zu herkömmlichen Produktionsverfahren stehen hier die Prinzipien ,generieren statt abtragen’, ,reparieren statt entsorgen’ und ,Fertigung auf Nachfrage’ im Mittelpunkt“, sagte Prof. Andreas Leson im Vorfeld der Hannover-Messe. Bis zu 90 Prozent des bisher eingesetzten Materials lassen sich nach seiner Einschätzung in einigen Prozessen sparen, wenn die Betriebe auf industriellen 3D-Druck und verwandte Verfahren anstelle von Spanen und Fräsen setzen würden. Allerdings müssten die Produktivität und die Anschaffungskosten der neuen additiv-generativen Fertigungsanlagen noch verbessert werden, bevor sie massenhaft einsetzbar seien. Das IWS Dresden leitet derzeit ein mit 90 Millionen Euro dotiertes Forschungsverbundprojekt „Agent 3D“, in dem über 110 Partner aus Industrie und Wissenschaft diese neuen Verfahren zur breiten Marktreife wollen.

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Gerd Engel zeigt ein Titan-Implantat, das H+E Dresden im 3D-Drucker erzeugte, um für einen Krebspatienten einen individuell geformten künstlichen Kieferknochen zu ermöglichen. Foto: Heiko Weckbrodt

Gerd Engel zeigt ein Titan-Implantat, das H+E Dresden im 3D-Drucker erzeugt hat, um für einen Krebspatienten einen individuell geformten künstlichen Kieferknochen zu ermöglichen. Foto: Heiko Weckbrodt

Implantate und Prototypen aus dem Industrie-3D-Drucker

Derweil setzen einige sächsische Unternehmen die additiv-generative Fertigung bereits in der Produktion ein: Das Prototypenzentrum Dresden beispielsweise verwendet kunststoffbasierten 3D-Druck für Sonderanfertigungen und will nun auch Metall dafür einsetzen. Die Radebeuler InnoTERE GmbH wiederum fertigt medizinische Gefäßstützen und Knochenimplantate, indem sie Calizium-Phosphor-Zement durch den 3D-Drucker jagt. Die H+E Produktentwicklung GmbH aus Moritzburg formt Titan-Kieferimplantate für Krebspatienten mit ähnlichen Verfahren. Und TU-Ingenieure entwickeln derzeit gemeinsam mit Industriepartnern Beton-Spritzroboter, die ganze Häuser 3D-drucken können.

Das Fraunhofer-Keramikinstitut IKTS hat in Dresden solche Kermaik-Stapel für Hochtemperatur-Brennstoffzellen entwickelt. Diese Mini-Kraftwerke sollen nun zum Beispiel in Indien eine dezentrale Stromversorgung sichern. Foto: Heiko Weckbrodt

Das Fraunhofer-Keramikinstitut IKTS hat in Dresden solche Kermaik-Stapel für Hochtemperatur-Brennstoffzellen entwickelt. Diese Mini-Kraftwerke sollen nun zum Beispiel in Indien eine dezentrale Stromversorgung sichern. Foto: Heiko Weckbrodt

Neben dem industriellen 3D-Druck wollen sich die Dresdner Unternehmen auch mit innovativer Energietechnik auf der „Hannovermesse“ (25. bis 29. April 2016) präsentieren: vor allem mit neuen Brennstoffzellen– und Batterietechnologien.

US-Präsident Obama kommt nach Hannover

Schwerpunkte der Hannovermesse 2016 sind unter anderem die Themenkreise Automatisierung, digitale Fabriken und intelligente Energiesysteme. Insgesamt rechnet Andrej Gross von der „Deutsche Messe AG“ mit rund 5200 Ausstellern aus 75 Ländern, darunter 130 Aussteller aus Sachsen. Partnerland ist diesmal die USA. Dies habe gute Gründe, meint Andrej Gross: „Hier trifft sich deutsche Ingenieurskunst mit der Fähigkeit der US-Amerikaner, gute Geschäftsmodelle zu entwickeln.“ Als Stargast erwarteten die Veranstalter übrigens US-Präsident Barack Obama in Hannover.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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