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Von der Kurzstory-App bis zum Kinderbuch-Bestseller

In der App "A Story A Day" experimentiert der Dresdner Verlag Voland & Quist mit neuen Geschäftsmodellen: Wer eine Abo-Gebühr zahlt, bekommt jeden Tag eine Kurzgeschichte aufs iPad oder Smartphone. Foto (bearbeitet); Heiko Weckbrodt

In der App „A Story A Day“ experimentiert der Dresdner Verlag Voland & Quist mit neuen Geschäftsmodellen: Wer eine Abo-Gebühr zahlt, bekommt jeden Tag eine Kurzgeschichte aufs iPad oder Smartphone. Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

In Sachsen gibt es inzwischen fünfmal soviele Verlage wie zu Wendezeiten / Salomo etabliert „Buchgeplauder“ als Branchentreff in Dresden

Dresden, 10. April 2016. In Ostsachsen hat sich in den vergangenen 25 Jahren eine breitgefächerte Szene aus Verlagen etabliert – viele von ihnen hochspezialisiert und vergleichsweise klein. Gab es 1989 erst 39 Verlage in Sachsen, sind es inzwischen fast 200 geworden. Die dahinter stehenden Buchfreunde zum Erfahrungsaustausch zusammenzubringen, ist ein Anliegen der neuen Stammtischreihe „Buchgeplauder“, die Katharina Salomo vom „Dresdner Buchverlag“ initiiert hat. Branchenvertreter aus dem gesamten Großraum Dresden folgten gestern Abend dem Ruf zum „Buchgeplauder“ in die Villa Augustin in der Dresdner Neustadt. Künftig will Salomo sie zweimal jährlich zu solchen Treffen zusammentrommeln.

Willi Hetze. Foto: privat / Facebook-Profil

Moderiert das „Buchgeplauder“: Autor und „Dresdner Buchverlag“-Sprecher Willi Hetze. Foto: privat / Facebook-Profil

Breit gefächerte Verlags-Szene im Raum Dresden

Allein in Dresden gibt es rund 40 Verlage, schätzt Katharina Salomo. Darunter seien etwa 15 bis maximal 20 Buchverlage im engeren Sinne, also mit einem regelmäßigen Buch-Programm für ein breiteres Publikum.

Thematisch und wirtschaftlich ist die Verlegerszene in Dresden und ganz Ostsachsen heute breit gefächert, das zeigten die Kurzpräsentationen und Diskussionen deutlich: Vom Ein-Mann-Verlag, den der Verleger als „Nebenjob“ mit Herzblut betreibt, bis zum florierenden Unternehmen mit bis zu sechsstelligen Auflagen pro Buch ist fast alles vertreten. Hier ein paar willkürlich herausgegriffene Beispiele (eine ausführliche Verlagsliste ist hier zu finden):

Verlag Voland & Quist

Den Verlag Voland & Quist etwa sollte der für neue Formate offene Literaturfreund unbedingt im Auge behalten: Einerseits publiziert das 2004 gegründete und heute in Dresden und Leipzig verankerte Unternehmen u. a. faszinierende Geschichtensammlungen von Autoren, die auf Lesebühnen auftreten, sowie optisch interessante Grafic Novels aus Osteuropa. Anderseits experimentieren Voland & Quist mit modernen Lese-App-Konzepten: Gegen eine Abo-Gebühr bekommt der Nutzer jeden Tag eine Kurzgeschichte aufs Smartphone oder Tablet geschickt – gerade lang genug für eine Straßenbahn- oder S-Bahn-Fahrt.

Das Dresdner Kinderbuch "Die Geschichte von Bleistift..." ist inzwischen auch in Korea erhältlich. Abb.: Alwis-Verlag

Das Dresdner Kinderbuch „Die Geschichte von Bleistift…“ ist inzwischen auch in Korea erhältlich. Abb.: Alwis-Verlag

ALWIS-Verlag

Den „ALWIS“-Verlag in Dresden wiederum hat ein einstiger Bau- und Möbeltischler gegründet: Gerd Sobtzyk publiziert zusammen mit seinen Mitstreitern seit 2005 neben Grusel-Stadtbüchern vor allem Kinderbücher und dies mit großem Erfolg. Die „Geschichte von Bleistift, Radiergummi und Spitzer“ zum Beispiel werde inzwischen auch international vertrieben und erreiche bald eine Gesamtauflage von 100.000 Exemplaren, berichtete Sobtzyk. „Der Holzwurm hat den Vorteil: Er bohrt sich durch“, umschrieb er augenzwinkernd den langen Weg vom Tischler zum erfolgreichen Verleger.

Sieht noch viel belletristisches Potenzial in und um Dresden: Verlegerin Katharina Salomo. Foto: Thomas Kretschel

Sieht noch viel belletristisches Potenzial in und um Dresden: Verlegerin Katharina Salomo. Foto: Thomas Kretschel

Dresdner Buchverlag

Ein sehr interessantes Repertoire hat auch der „Dresdner Buchverlag“, der Gastgeber des „Buchgeplauders“, aufgebaut: Seit 2009 publizieren Katharina und Dirk Salomo vor allem Erzählungen und Romane von Autoren aus dem Raum Dresden sowie Poetryslam-Sammlungen, zunehmend auch Fantasy-Bücher. Die Eigenbezeichnung als „Entdeckerverlag“ können wir bestätigen: Das Drama „Grünhalm“ von Hennig H. Wenzel beispielsweise oder Willi Hetzes „Katzenwege“ sind Perlen und gehen weit über das literarische Niveau „normaler“ Lokalliteratur hinaus. Für den Sommer steht der Thriller „Mimi“ von Jens-Uwe Sommerschuh auf der Agenda des Dresdner Buchverlags.

Werbung: Hier gibt es die Katzenwege:

Das Unbegreifliche der Katzenwege

Der gute Hirte-Verlag

Der „Der gute Hirte“-Verlag aus Dresden wurzelt wiederum in einer ganz eigenen Selbstverwirklichung: Der Elektronikingenieur Gottfried Fischer fand zu Jesus, begann über das Verhältnis von Glaube und Wissenschaft zu schreiben – doch fand keinen Verlag, der seine Bücher publizieren mochte. „Da habe ich eben einen eigenen Verlag gegründet“, erzählte der inzwischen 84-Jährige. Seitdem hat er fast 30 Bücher publiziert.

Autor: Heiko Weckbrodt

PS: Das nächste Buchgeplauder ist für Ende September 2016 geplant.

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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