Monate: März 2016

Über 4 Milliarden Lichtjahren enfernt von der Erde stoßen im Sternbild Eridianus zwei Galaxienhaufen zusammen. Das Objekt MACS J0416 formt eine riesige Schwerkraft-Linse, mit der die Astronomen tiefer ins alte All schauen können. Abb.: NASA, ESA

Riesenlinse verschmilzt im All

Galaxienhaufen verschmelzen zu MACS J0416 und beugen durch ihre Massen den Raum Sternbild Eridanus, 27. März 2016. Um Galaxien zu untersuchen, die viel zu weit entfernt sind, um sie selbst mit den besten Teleskopen noch zu sehen, nutzen Astronomen seit Albert Einstein gern einen besonderen Trick: Sie benutzen extrem massereiche Galaxienhaufen im All als Vergrößerungslinse. Denn laut Einstein formen Sterne und andere massereiche Objekte erst den Raum, wie wir ihn kennen, beugen damit auch den eigentlich geradlinigen Weg des vorbeischießenden Lichts. Dieser Linseneffekt sorgt zum Beispiel dafür, dass wir extrem alte Galaxien, die sich hinter solch einer Linse vor uns zu verstecken scheinen, doch sehen können, da ihr Licht ja um die Linse „herumgebogen“ wird.

Weibliches Küken- geschlüpft aus einem vorher untersuchten Ei. Foto: Stephan Wiegand, TUD

Hahn oder Henne? Sterben oder leben?

Sächsische Forscher entwickeln Methode, um Kükengeschlecht noch im Ei zu erkennen Dresden, 26. März 2016. Man muss kein überzeugter Vegetarier sein, um die Legehennen-Industrie für ethisch verwerflich zu halten: Die deutschen Landwirte töten jährlich rund 40 Millionen männliche Küken kurz nach dem Schlüpfen, weil sie für die Legehennen-Produktion nicht gebraucht werden. Forscher aus Dresden und Leipzig haben deshalb nun im Auftrag des Bundes-Landwirtschaftsministeriums ein lasergestütztes Verfahren entwickelt, um das Geschlecht der Küken noch im Ei zu ermitteln: 72 Stunden nach der Bebrütung, wenn die Embryonen noch keinen Schmerz empfinden. Das hat die Medizinische Fakultät „Carl Gustav Carus“ der TU Dresden mitgeteilt.

Die syrischen Kinder wollten lieber auf dem Hochrad spielen. Auch Museumspädagogin Nicole Auersbach (l.) brauchte lang, um die jungen Flüchtlinge nach oben in den Verkehrsgarten zu locken. Foto: Peter Weckbrodt

Verkehrsunterricht mit Flüchtlingen am Hochrad gescheitert

Syrische Kinder kletterten lieber aufs Hochrad, statt der Polizei zu lauschen Dresden, 26. März 2016. Etwa 90 Minuten hatte Polizeihauptkommissar Uwe Müller vom Polizeipräsidium Dresden für den Verkehrsunterricht mit einer Gruppe von Asylbewerbern aus dem Erstaufnahmelager Hamburger Straße eingeplant. Er wartete im Verkehrsmuseum auf die Flüchtlinge. Wer nicht erschien, waren die erwarteten syrischen Familien. „Die nehmen es mit der Zeit nicht so genau“, beruhigte Müller die mit ihm Wartenden. Nach weiteren 30 Minuten geduldigen Wartens kam dann die irritierende Information aus dem Foyer des Johanneums: 12 bis 15 syrische Kinder hätten Gefallen am Hochrad des Museums gefunden und keine Macht der Welt könne sie davon abhalten, einer nach dem anderen seine Künste darauf zu erproben.

Kein Handy, kein Alk: Auch bei Wind und Wetter pilgern junge Straftäter in Sachsen ihren "Arbeitsweg" ab. Foto: Sächsische Jugendstiftung

Wandern dämpft kriminelle Impulse

Dresdner Forscherin: „Arbeitsweg“ hat positive Effekte auf junge Straftäter Dresden, 25. März 2016. Junge Straftäter wandern und arbeiten zu lassen, statt sie in den Knast zu stecken, kann die Rückfallquote senken. Vorgemacht wird dies in Sachsen durch den sozialen Trainingskurs „Arbeitsweg“ der Sächsischen Jugendstiftung und der Jugendgerichtshilfe Dresden. Begleitet von zwei Betreuern pilgert dabei ein halbes Dutzend krimineller Jugendlicher 65 Kilometer zwischen Bautzen und Dresden ab und repariert dabei Herbergen, Sitzbänke und Abfalleimer am Wegesrand. Handys und Alkohol sind unterwegs tabu. Wer das schafft, kann seine Pilgerreise hinterher beim Richter als verordnete Arbeitsstunden abrechnen. Ein sozialpädagogisches Forscherteam um Prof. Angela Teichert von der privaten Fachhochschule Dresden (FHD) begleitet den „Arbeitsweg“ wissenschaftlich und hat nun in einer Zwischenbilanz mindestens sechs positive Effekte identifiziert.

Probezugfahrt auf der Strecke der Zugfahrt auf der Windbergbahn. Foto: Angelika Zimmermann, Windbergbahn-Verein

Windbergbahn fährt bald wieder nach Dresden-Gittersee

Nach 18 Jahren Zwangspause: Verein kündigt Neustart für den Fahrbetrieb an Dresden, 25. März 2016. Selbst unverbesserliche Optimisten schienen überfordert mit der Vorstellung, eines schönen Tages könnten sie, bequem im historischen Windbergbahn-Aussichtswagen sitzend, sich wieder hinauf nach Gittersee fahren lassen. Doch nun gibt es die reelle Chance, dass dieser Wunsch noch in diesem Jahr Wirklichkeit wird. „Unsere Vorbereitungen dafür sind weitestgehend abgeschlossen, und wir setzen alles daran, schon zum 8. Dresdner Dampfloktreffen vom 15. bis 17. April erste Termine für diese Zugfahrten bekannt zu geben“, gibt sich Sprecher Mario Hobl vom Windbergbahn-Verein zuversichtlich. Die vorbereitenden Lastfahrten mit der kleinen Vereins-Diesellok waren erfolgreich. Lediglich der Landesbeauftragten für Bahnaufsicht muss noch zustimmen. Das sei unverzichtbar, aber keine unüberwindbare Hürde, schätzt Mario Hobl ein.

Visualisierung von Haus 32 im Uniklinikum. Links ist der Übergang zur Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde zu sehen. Parallel zur Straße befindet sich die Auffahrt für die Rettungswagen. Illustration: RRP Architekten und Ingenieure

Neuer Chirurgiekomplex in Uniklinik Dresden rohbaufertig

Über 100 Millionen Euro teures Haus 32 soll Mitte 2018 in Betrieb gehen Dresden, 24. März 2016. Der neue Chirurgiekomplex in Uniklinikum Dresden nimmt Formen an: Heute haben Klinikmitarbeiter und Bauarbeiter das Richtfest für das Haus 32 gefeiert. Es soll Mitte 2018 fertig sein und dann Platz für 17 OP-Säle, eine Chirurgische Notaufnahme, eine Ambulanz sowie eine Intensiv- und drei reguläre Pflegestationen für insgesamt 120 Patienten bieten.

Prof. Anne Lauber-Rönsberg von der Jura-Fakultät der TU Dresden kennt sich mit den Fallstricken des Persönlichkeitsrechtes und des datenschutzes aus. Foto: Heiko Weckbrodt

Unis in Sachsen feilen an einem eigenen Videocampus

TU Dresden und weitere Unis an datenschutz-konformer digitaler Vorlesungsplattform beteiligt Dresden, 24. März 2016. In den USA ist „Massive Open Online Course“ (MOOC, deutsch etwa: Online-Studieren für die Massen) schon länger ein Mega-Trend. Auch in Deutschland und speziell in Sachsen filmen inzwischen mehr und mehr Hochschul-Dozenten in eigener Initiative ihre Vorlesungen und Seminare. Diese Mitschnitte laden sie dann auf Youtube, Vimeo oder andere Internet-Videoplattformen hoch, damit Hunderte oder gar Tausende Wissbegierige außerhalb der eigenen Uni daran teilhaben können. Datenschutzrechtlich agieren viele dieser eLearning-Pioniere allerdings in einer Grauzone, verstoßen unter Umständen sogar direkt gegen deutsches Datenschutzrecht, warnt Juniorprofessorin Anne Lauber-Rönsberg von der Jura-Fakultät der TU Dresden. Gemeinsam mit anderen Hochschulen im Freistaat arbeiten die Dresdner daher an einer eigenen digitalen Vorlesungsplattform, dem „Videocampus Sachsen“.

Konferenz-Logo: MobileCamp e.V

Dresdner Konferenz „MobileCamp“ über das mobile Internet

Auch virtuelle Realität auf der Agenda des Barcamps Dresden, 24. März 2016. Das „Internet der Dinge“ (IoT), virtuelle Realitäten (VR) und andere Trends für mobile Internetgeräte stehen im Fokus einer Konferenz „MobileCamp“, auf der sich rund 300 Entwickler, Designer und Blogger am 21. und 22. Mai 2016 in Dresden austauschen wollen. Es handele sich um die größte Veranstaltung dieser Art im deutschsprachigen Raum, schätzte der Veranstalter-Verein „MobileCamp“ ein.

Aktive Maschine-Mensch-Kommunikation: Stanislaw Tillich und der intelligente Roboterarm des 5G Labs an der TU Dresden bei der Jubiläumsfeier des Hightech-Clusters Silicon Saxony. Foto: Sven Claus/ Silicon Saxony

15 Jahre Silicon Saxony

Tillich: Vernetzung ist entscheidend Dresden, 23. März 2016. Das Netzwerk „Silicon Saxony“ hat heute in Dresden ein Jubiläum gefeiert: Vor 15 Jahren wurde der Verein gegründet und hat seitdem als Interessenvertreter und Vernetzer der sächsischen Hochtechnologie-Wirtschaft an nationalem Stellenwert gewonnen. „Dies ist eine sächsische Erfolgsgeschichte“, lobte der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU). „Seit 15 Jahren trägt Silicon Saxony dazu bei, Sachsen als Standort für Informations- und Kommunikationstechnik zu stärken und weiter zu entwickeln.“

Phillip Toledano: aus der Serie „Days With My Father“, 2006-2009

Flüchtiges Glück

Der New Yorker Künstler Phillip Toledano hat unser Streben nach Leben, Schönheit und Erfüllung in Fotos konzentriert – und stellt seine Lichtbilder nun im Hygienemuseum in Dresden aus Dresden, 23. März 2016. Was tun, wenn der über 90 Jahre alte, demenzkranke Vater immer wieder fragt, wo seine Frau sei – obwohl die vor Jahren gestorben ist? Nach dem 30. Mal erfindet der Sohn eine Geschichte, erzählt, Mutter sei nur kurz einkaufen. Wie die eigene Schwester wiederfinden, die mit neun Jahren in einem Feuer umgekommen ist? Der Bruder sammelt alle Spielzeuge, Stifte, Puppen ein, die er von Claudia noch finden kann, inszeniert sie wie kleine Juwelen und fotografiert sie. Es sind immer wieder die ganz tiefen Verlustängste und Lebensfreuden, denen der New Yorker Fotograf Phillip Toledano (47) in seinen Lichtbildern nachspürt – sensibel und mit einem sicheren Gefühl für Inszenierungen, die dem Fotografierten gerecht werden. Zu sehen ist seine Sonderausstellung „Von der Flüchtigkeit des Glücks“ ab morgen im Deutschen Hygienemuseum Dresden.

Professor Matthias Klinger vom Fraunhofer-IVI in Dresden. Foto. Heiko Weckbrodt

Auto-Pulk wird zum Vogelschwarm

Forscher aus Sachsen wollen Roboterautos, Busse und Bahnen in der Großstadt zum grün-rasenden Kollektiv synchronisieren Dresden, 23. März 2016. Um Staus und unnötige Straßenneubau in Großstädten zu vermeiden, wollen sächsische Forscher den Autos beibringen, sich synchron und dichtgepackt wie Vogelschwärme zu bewegen. Die für das Projekt „Synchrone Mobilität 2023“ benötigten Labore und Test-Trassen sollen in Dresden entstehen. Dort könnten die per WLAN- und 5G-Funk vernetzen Autos dann üben, im dichtgepackten Pulk an grüne Ampeln heranzufahren, ihr Tempo so anzupassen, dass sich Straßenbahnen und Autos nicht ins Gehege kommen, und jeden Dezimeter Straße optimal für Abbiege- und Einfädel-Manöver auszunutzen.

Öffentliche kostenlose WLAN-Netze sind zwar beliebt, bergen teils aber auch einige gefahren. Manche dieser Netze werden als Falle von Cyberkriminellen ausgeworfen, um Zugang auf dei Geräte von Passanten zu bekommen. Abb.: Kaspersky

Erzgebirge bekommt Gratis-WLAN

88 Stationen geplant Dresden, 22. März 2016. Im Erzgebirge soll ein Netz aus 88 WLAN-Zugangspunkten (Hotspots) „in touristisch relevanten Bereichen“ entstehen, die dann Besucher wie Einheimische nutzen können. Das hat heute das sächsische Wirtschaftsministerium in Dresden angekündigt. Die Initiative „Easy-WLAN-Erzgebirge“ soll die Region touristisch attraktiver machen.

Im künftigen "Internet der Dinge" (IoT) vernetzen sich immer mehr Wertschöpfungsketten und dies sorgt für wachsende Umsätze der Internetwirtschaft, prognostiziert eine eco-Studie. Abb.: Arthur D. Little, eco

Verband: Internetwirtschaft überholt 2028 Autobau als Leitbranche

Köln, 22. März 2016. Die deutsche Internetwirtschaft wird bis zum Jahr 2028 die Automobilindustrie und den Maschinenbau überholen und dann mehr Umsatz erwirtschaften als die heute führenden deutschen Leitbranchen. Das geht aus der Studie „Die deutsche Internetwirtschaft 2015 – 2019“ hervor, den der Internetwirtschaftsverband eco und das Marktforschungsunternehmen Arthur D. Little heute vorgestellt haben. Die Internetwirtschaft werde zum „Treiber für das Wachstum und vor allem auch die Wettbewerbsfähigkeit anderer Industrien“, schätzte eco-Chef Harald A. Summa ein.

Das Industriemuseum schlägt auch den Bogen zu den hochautomatisierten Roboterfabriken der Gegenwart und Zukunft. Foto: Heiko Weckbrodt

Droht uns Sturz vom Digitalzeitalter zurück in die Steinzeit?

Dresdner Technikphilosoph Irrgang warnt vor Risiken der allumfassenden Vernetzung Dresden, 22. März 2016. Durch die Digitalisierung und Vernetzung aller Lebenssphären befinden „wir uns in einer Phase, die revolutionärer ist als die neolithische Revolution“, meint der Technikphilosoph Professor Bernhard Irrgang von der Technischen Universität Dresden (TUD). Unterschätze die Gesellschaft allerdings die damit verbundenen Technologie-Risiken, befasse sie sich zu wenig mit den Technikfolgen, könne sich ein Pulverfass entzünden, „gefährlicher als die Atombombe“. Vor allem durch die Vernetzung von „allem mit allem“, das sogenannte „Internet der Dinge“, könnten überlebenswichtige Infrastrukturen zu anfällig für Angriffe von Hackern, Kriminellen und Geheimdiensten werden, warnt der Technikphilosoph.