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Wandern dämpft kriminelle Impulse

Kein Handy, kein Alk: Auch bei Wind und Wetter pilgern junge Straftäter in Sachsen ihren "Arbeitsweg" ab. Foto: Sächsische Jugendstiftung

Kein Handy, kein Alk: Auch bei Wind und Wetter pilgern junge Straftäter in Sachsen ihren „Arbeitsweg“ ab.
Foto: Sächsische Jugendstiftung

Dresdner Forscherin: „Arbeitsweg“ hat positive Effekte auf junge Straftäter

Dresden, 25. März 2016. Junge Straftäter wandern und arbeiten zu lassen, statt sie in den Knast zu stecken, kann die Rückfallquote senken. Vorgemacht wird dies in Sachsen durch den sozialen Trainingskurs „Arbeitsweg“ der Sächsischen Jugendstiftung und der Jugendgerichtshilfe Dresden. Begleitet von zwei Betreuern pilgert dabei ein halbes Dutzend krimineller Jugendlicher 65 Kilometer zwischen Bautzen und Dresden ab und repariert dabei Herbergen, Sitzbänke und Abfalleimer am Wegesrand. Handys und Alkohol sind unterwegs tabu. Wer das schafft, kann seine Pilgerreise hinterher beim Richter als verordnete Arbeitsstunden abrechnen. Ein sozialpädagogisches Forscherteam um Prof. Angela Teichert von der privaten Fachhochschule Dresden (FHD) begleitet den „Arbeitsweg“ wissenschaftlich und hat nun in einer Zwischenbilanz mindestens sechs positive Effekte identifiziert.

Fachhochschule Dresden: Monotonie hilft beim Nachdenken

„Das monotone Laufen fern jeder Ablenkung fördert das Nachdenken. Das gemeinsame Arbeiten mit sichtbaren Ergebnissen sensibilisiert für sinnvolle Tätigkeiten. Die Begegnung mit fremden und unvoreingenommenen Menschen eröffnet neue Sichtweisen auf das Leben. Die Bildungseinheiten ermöglichen Gruppendiskussionen, es gibt viel Zeit für intensive Einzelgespräche und die Bewältigung der durchaus anstrengenden Tour stärkt das Selbstbewusstsein“, erklärte Prof. Angela Teichert. „Die jungen Menschen erfahren eine ‚biografische Auszeit’, in der die Kombination aus monotonem Laufen, sinnvoller Arbeit und Bildungseinheiten bei ihnen Denk- und Lernprozesse anregt.“

Ähnliche Projekte für kriminelle Jugendliche gebe es bereits seit 20 Jahren in Belgien und Frankreich, berichtete die Forscherin. In Deutschland hat das Dresdner Projekt Vorbildwirkung und wurde bereits mit dem Jugendhilfepreis „Emil“ ausgezeichnet. Auch die Bayern wollen demnächst einen ähnlicher Arbeits- und Pilgerweg eröffnen.

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