36 Firmen und Gründer zeigen Sachsen von der programmatischen Seite
Dresden/Leipzig/Mittweida/Hannover, 8. März 2016. Mit innovativen Mischformen aus Video und Computerspiel, mit digitalen Honigfallen für Cybergangster, App-gesteuerten Designer-Leuchten und vielen anderen pfiffigen Ideen wollen sich junge Dresdner Unternehmen auf der Computermesse „CeBit“ vom 14. bis zum 18. März 2016 in Hannover präsentieren. Mit von der Partie sind insgesamt 36 Unternehmen und Institutionen, darunter viele Softwareschmieden. Dresden zeigt sich insofern diesmal nicht so von seiner Hardeware-Seite, also mit seinen Chip-Fabriken, sondern vor allem als Wachstumsstandort für industrienahe Programm-Entwicklung. „Wir wollen in Hannover unsere Software-Kompetenzen zeigen“, betonte heute Robert Franke, der Chef der städtischen Wirtschaftsförderung.
Mischform aus Video und Spiel erklärt komplizierte Produkte ganz einfach
Zu den Ausstellern aus Sachsen gehört beispielsweise die „3D:it“, deren neuartige „Govies“-Präsentationen auf der CeBit ihre Premiere haben. Das Kofferwort aus „Game“ (Spiel) und „Movie“ (Film) deutet das Prinzip bereits an: Die Dresdner erstellen zum Beispiel von Wasserpumpen, Jachten oder ganze Fabriken virtuelle Modelle im Computer. Und diese Modelle können die neugierigen Kunden sich dann wie einen Film vorführen lassen. Oder sie greifen per Maus direkt ins Geschehen ein, können beispielsweise das luxuriöse Schiff wie in einem 3D-Spiel auf eigene Faust erkunden. „Das ist eine neue Präsentationsform für Unternehmen, die komplizierte Produkte herstellen, ihren Kunden aber ohne viele Worte vorführen wollen, wie sie funktionieren“, sagte 3D:it-Chef Ingolf Seifert.
Alltagshilfe für Diabetiker und schlaue Mülltonnen
Die Sachsen wollen aber mit noch mehr Innovationen zur CeBit anrücken: Die „Diafyt“ aus Leipzig zum Beispiel zeigt vollautomatische Insulinpumpen, die Diabetikern das Leben erleichtern sollen. Die dreiköpfige „Slock.it“ aus Mittweida will nichts weniger als die Internetkultur des Teilens revolutionieren: Die Entwickler haben sich ein System aus digitalen Schlössern, Crypto-Geld und Apps ausgedacht, mit dem es spielend einfach werden soll, Wohnungen, Computer und viele andere Dinge gegen Entgelt mitzunutzen. Die „Binee UG“ aus Dresden stellt auf der CeBit eine „intelligente“ Mülltonne vor, die Mieter fürs Abfall-Trennen gleich und sofort belohnt. Die Dresdner „Simless“ präsentiert sich mit virtuellen SIM-Karten auf Software-Basis auf der Messe, die TU-Ausgründung „RadioOpt“ mit schwarmbasierten Qualitätsmessmethoden für Mobilfunknetze.
Slockit-Erklärvideo (Englisch):
Bitkom: Sachsen ist aufstrebender Software-Standort
Die wenigen Beispiele deuten es schon an: „Sachsen ist ein aufstrebender Software-Standort in Deutschland“, betonte Dirk Röhrborn, Geschäftsführer der Communardo Software GmbH (Dresden). Er ist gleichzeitig Landessprecher des deutschen Hightech-Verbandes „Bitkom“ und als solcher schätzt er ein, dass sich speziell Dresden mittlerweile auch mit Berlin, Saarbrücken und anderen wichtigen deutschen Software-Konzentrationspunkten messen könne.
Video der Gründerplattform FutureSax:
Allein in Dresden hängen 10.000 Jobs an den Software-Schmieden
In Sachsen gehören rund 2700 Unternehmen mit über 24.000 Mitarbeitern und 2,5 Milliarden Euro Jahresumsatz zur Software-Branche. In Dresden sind es laut Stadtverwaltung zirka 400 Firmen mit etwa 10.000 Mitarbeitern. Wie haarscharf diese Statistiken zählen, sei einmal dahin gestellt. Recht einig sind sich die Politiker und Unternehmer aber darin, dass die Softwarebranche einer der am dynamischsten wachsenden Wirtschaftszweige hierzulande sind. Anders als etwa die App-Schmieden in Berlin konzentrieren sich die Sachsen und die Dresdner allerdings weniger auf Programme für unsereins, also den Endkonsumenten, sondern agieren eher industrienah. Sie schreiben vor allem Software für den Wirtschaftseinsatz.
Ringen um neues Software-Zentrum
Die Landesregierung will dieses noch zarte Software-Pflänzchen gießen: Sie möchte ein Software-Entwicklungszentrum von nationalem Rang im Freistaat gründen. Noch steht nicht so ganz das Was, Wieviel und Wo fest. Die Dresdner machen sich mit ihren starken Informatik-Instituten an TU und HTW aber große Hoffnungen auf einen Zuschlag: „Wir brauchen neue Forschungskapazitäten für die Software-Entwicklung“, betonte der kommunale Wirtschaftsförderungs-Chef Robert Franke. Die Verhandlungen seien noch im Gange. „Solch ein Institut wäre für den Standort Dresden ein wichtiger Schritt.“
Autor: Heiko Weckbrodt
CeBit-Aussteller aus Dresden & Sachsen (Auswahl):
- 3D Interaction Technologies (Govie: Neuer Genremix aus Film und Videospiel)
- alltrotec Softwaresystemhaus
- Baby Stars GmbH (smartphonegesteuertes Schlaf- und Soundsystem für Babys und Kleinkinder)
- BINEE.com (intelligente Abfalltrenner-Mülltonne)
- Biophysical Tools
- CareSocial
- Cinector (3D-Präsentationen)
- CLOUD & HEAT Technologies (Kellerrechner heizen Häuser und rechnen in der Wolke)
- Communardo Software
- Detact
- Digitale Offensive Sachsen
- DUALIS IT Solution
- futureSAX
- Green City Solutions
- HighTech Startbahn
- Holy Trinity (smartphone-gesteuerte LED-Designerleuchten)
- IHK Dresden
- intecsoft
- Landeshauptstadt Dresden – Amt für Wirtschaftsförderung
- linguwerk
- manaTEC
- Nureo UG
- ParkingSlot (Datenbank-App mit kostenlosen und behindertengerechten Parkplätzen)
- RadioOpt (schwarmbasierte Qualitätsmessung in Mobilfunknetzen)
- Simless (mehrere Telefon-SIM-Karten in einer Software vereint)
- Slock.it (Sicherungs- und Abrechnungssysteme für die „Shared Economy“)
- SoftEd Systems
- Trade 400
- TU Dresden – cfaed
- TU Dresden – ZIH
- Wichmann Systemhausgruppe
- Wirtschaftsförderung Sachsen
- XIMA MEDIA
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