Im „Games Science Center“ in Berlin zeigen Spiele-Designer originelle und neue Verständigungsformen zwischen Spielern und Spiel
Berlin, 28. Februar 2016. Ungewöhnliche und faszinierende Interaktionswege zwischen Mensch und Maschine, zwischen Spieler und Computer zeigt das „Games Science Center“ (GSC) in Berlin-Mitte. Die Spiele-Entwickler Cay Kellinghusen und Cyrill Etter haben dieses kleine, aber feine Privatmuseum Ende 2014 gegründet. Über 20 Installationen zeigen dort auf 300 schummrig ausgeleuchteten Quadratmetern, dass Tastatur, Joypad und Kinect erst der Anfang in der Videospielwelt sind.
Der Würfel macht die Musik
Der Besucher beugt sich über eine weißleuchtende Scheibe voll magisch anmutender Kreise und Linien. Langsam schiebt er einen der mit seltsamen Symbolen beschrifteten Würfel über den Lichtkreis – ein Surren füllt den Raum. Vorsichtig dreht der Experimentator den Würfel und plötzlich wird das Surren zum Herzschlag. Würfel an Würfel enthüllen so nach und nach in der Lichtsuppe ihre Töne, verschmelzen zu einer Melodie. Nun legt der Besucher eine Scheibe daneben, dreht sie, wendet sie: Die Musik schwillt an, schwillt ab, gewinnt an Fahrt und schläft wieder ein…
Anfassen erwünscht
Und diese Installation, in der wir Würfel und andere Objekte bewegen und dadurch Musik komponieren, ist nur eine von rund zwei Dutzend Stationen, an denen wir im GDC nicht weit vom „Checkpoint Charlie“ in Berlins Mitte herumexperimentieren, probieren und spielen können. Anfassen ist hier ausdrücklich erlaubt und gewollt.
Mal Retro, mal Hightech, meist sensorisch
Das macht viel Spaß, verblüfft in seiner Kombination aus Retrotechnik und Hightech auch oft. Und die sensorgespickten Exponate lassen uns immer wieder darüber nachdenken, wie wir Maschinen und Spiele wohl in 10 oder 20 Jahren bedienen werden. Denn auch die Gestensteuerung für Touch-Displays, die Apple zwar nicht erfunden, ihr aber zum Marktdurchbruch verholfen hat, ist ja heute als Bedien-Standard für Smartphones und Tablets nicht mehr wegzudenken. Wer weiß also, was als nächstes kommt – sicher aber werden es für den Menschen natürlichere, intuitivere Interaktionsformen sein.
Hier ein paar Beispiel-Exponate aus dem Games Science Center Berlin:
Fazit: originelle Zukunftsschau
Der reguläre Eintrittspreis ist mit 14 Euro recht happig für ein vergleichsweise kleines Museum beziehungsweise Technik-Demozentrum. Die Exponate sind aber fast durchweg sehr originell. Und sie loten wirklich mal aus, was auch an bisher wenig durchdachten Mensch-Maschine-Schnittstellen möglich und/oder sinnvoll ist. Auch merkt man vielen Installationen die Hand von Künstlern und Bastlern an – das hat seinen ganz eigenen Charme. Und anders als das Computerspielmuseum in Berlin-Ost steht hier weniger die Vergangenheit, dafür mehr die Zukunft des digitalen Spiels im Fokus.
Bei unserem Besuch haben fast alle Exponate auch funktioniert, zwei in Eingangsnähe gaben leider keinen Mucks mehr von sich. Freilich sollte der Besucher etwas Geduld und die Bereitschaft mitbringen, sich auf neue Konzepte einzulassen und auch erst mal ein wenig herumzuexperimentieren. Zudem sollte man besser zu zweit oder in der Gruppe dorthin gehen, denn manche Installationen lassen sich im Solo-Modus nicht sinnvoll erproben. Positiv aufgefallen ist uns der freundliche Empfang (durch einen Menschen, nicht durch Maschinen). Autor: Heiko Weckbrodt
Besucherinformationen:
Was? „Games Science Center“ (GSC)
Wo? Ecke Charlotten- und Besselstraße, Berlin
Öffnungszeiten: täglich außer dienstags von 11 bis 19 Uhr
Eintrittspreis: 14 Euro, Studenten 11 €, Kinder 8 €)
Anfahrt: Am besten Auto außerhalb des Zentrums irgendwo parken oder mit dem Zug nach Berlin fahren und dann mit der U-Bahn U 6 bis zur Station Kochstraße/“Checkpoint Charlie“ fahren, von dort aus sind es 5 Minuten zu Fuß über die Rudi-Dutschke-Str. und die Charlottenstr. zum GSC
Mehr Infos im Netz hier
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