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Apotheker aus Syrien pauken für Zulassung in Dresden

Lobna Deeb lauscht aufmerksam dem Vortrag im Uniklinik-Hörsaal. Sie will als Apothekerin in Deutschland arbeiten. Foto: Martha Malinski

Lobna Deeb lauscht aufmerksam dem Vortrag im Uniklinik-Hörsaal. Sie will als Apothekerin in Deutschland arbeiten. Foto: Martha Malinski

Zuwanderer bereiten sich im Uniklinikum Dresden auf eine berufliche Perspektive in Sachsen vor

Dresden, 23. Februar 2016. Sie kommen aus Damaskus und Tartus: Junge Apotheker lernen in Sachsen für die Anerkennung ihres Abschlusses und könnten ganz nebenbei deutsche Nachwuchsprobleme lösen.

Lobna Deeb sitzt im Hörsaal des Haus Nummer 19 des Dresdner Uniklinikums. Der Beamer wirft die Anforderungen der Apothekenbetriebsordnung an die Wand. Lobna folgt konzentriert. Sie ist jung, trägt kein Kopftuch und ist Apothekerin. Zusammen mit elf anderen Pharmazeuten aus Syrien und Ägypten hat sie am Montag den ersten Lehrgang zur Anerkennung ihrer Approbation (Zulassung) begonnen. Solch eine Zulassung braucht sie, damit ihr syrischer Berufsabschluss in Deutschland anerkannt wird.

Vorlesungen über verzweigtes deutsches Arzneimittel-Recht

In zwei Lehrgängen der Sächsischen Landesapothekerkammer erfährt die 31-jährige Spezialistin in Theorie-Vorlesungen alles über die deutschen Anforderungen bei der Abgabe von Arzneimitteln. „Ich freue mich, dass ich die Chance auf eine Anerkennung meiner Approbation bekomme und damit die Möglichkeit, hier zu arbeiten“, erklärt die Apothekerin in leicht verständlichem, fast fließendem Deutsch. Schon in der Schule hat sie erste deutsche Worte gelernt. Mit ihren syrischen Kollegen Ali Fares, Fater Masoud und Mhd Adib Alhomsi allerdings wechselt sie ins Arabische. „Das geht manchmal schneller“, entschuldigt sie sich lachend.

Praxisjahr und Prüfung stehen vor einer Zulassung

Erst vor sieben Monaten ist Lobna Deeb aus Syrien nach Deutschland gekommen. Per Studierendenvisum hat sie einen Flug nach Deutschland ergattert, ist nach Riesa gereist und hat hier ihre Brüder getroffen. Sie arbeiten beide als Ärzte – wie passend, eine Pharmazeutin im Bunde zu haben. Lobna Deeb weiß, was sie will. „Nachdem ich angekommen bin, habe ich mir eine Partner-Apotheke gesucht“, erzählt sie mit gutgelaunter Selbstverständlichkeit. In der Stadtapotheke Riesa absolviert die Apothekerin jetzt ihr praktisches Jahr – neben den Theorie-Lehrgängen die zweite Voraussetzung für die Anerkennung der Approbation.

Einige hatten daheim eigene Apotheke

Einige der Apotheker besaßen in Syrien eine eigene Apotheke. Jetzt erproben sie sich im praktischen Jahr in Apotheken in Leipzig, Chemnitz, Dresden, Riesa und Oelsnitz. „Ich arbeite in der Guten-Tag-Apotheke im Leipziger Hauptbahnhof“, erklärt Ali Fares. Er ist seit 16 Monaten in Deutschland, lebt in einer Wohngemeinschaft und spricht ein brillantes Deutsch.

Pauken im Uniklinikum für Ihre Approbation: Fater Masoud, Lobna Deeb, Ali Fares und Mhd Adib Alhomsi (von links nach rechts). Foto: Martha Malinski

Pauken im Uniklinikum für Ihre Approbation: Fater Masoud, Lobna Deeb, Ali Fares und Mhd Adib Alhomsi (von links nach rechts). Foto: Martha Malinski

Syrer dürfen keine neuen Apotheken gründen

Am Ende der Prozedur steht eine dem dritten Staatsexamen gleichgestellte mündliche Prüfung – die sogenannte Gleichwertigkeitsprüfung. Bestehen die syrischen Pharmazeuten diese Prüfung, können sie in Deutschland als Apotheker arbeiten. Eine eigene Apotheke zu gründen, bleibt ihnen jedoch zunächst verwehrt. Sie können nur Apotheken übernehmen, die schon seit mindestens drei Jahren bestehen.

Zuzug kann Nachwuchsprobleme in sächsischen Apotheken lindern

Ganz nebenbei könnte sich mit dem Zuzug aus dem Ausland – zumindest in Ansatz – das Nachwuchsproblem sächsischer Apotheker lösen. Wie Thomas Dittrich, Vorsitzender des Sächsischen Apothekerverbandes (SAV), erst kürzlich sagte, seien über 15 Prozent der Sächsischen Apotheker über 60 Jahre alt. Besonders auf dem Land gestalte sich die Suche schwieriger als in den Ballungsräumen Dresden, Chemnitz und Leipzig. Die Suche nach einem Nachfolger müsse also langfristig vorbereitet werden.

Welche eine willkommene Chance für den Freistaat, wenn fertig studierte Pharmazeuten in Sachsen ankommen und hier arbeiten möchten. Zwar ist das Bundesland nicht dafür bekannt, sonderlich freundlich gegenüber Fremden sein. Doch vielleicht überlegen es sich die sogenannten Asylkritiker noch einmal, wenn ihre Eltern oder auch sie selbst Medikamente benötigen und die Apotheke in der Gemeinde wieder öffnet.

Autorin: Martha Malinski

-> Ein Antrag auf Apporbation in Sachsen ist hier im Internet zu finden.

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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