Studie der TU Dresden: 1 Million E-Autos in Deutschland bisher noch in weiter Ferne
Dresden, 2. Februar 2016. Der Elektroauto-Markt in Deutschland steckt noch voller Kinderkrankheiten, was einen „Massenmarkt in weite Ferne rücken lässt“. Das geht aus einer heute vorgestellten internationalen Vergleichs-Studie der TU Dresden hervor. Dem von der Bundesregierung ausgerufenen Ziel von einer Million Elektroautos auf deutschen Straßen bis 2020 räumen die Forscher des TU-Instituts für Wirtschaft und Verkehr „nur geringe Chancen“ ein. Für ihre Befunde stützen sich die Verkehrswissenschaftler wesentlich auf die Einschätzungen von Elektroauto-Nutzern in- und außerhalb der Bundesrepublik.
Forscher: 5000 € Kaufprämie könnten E-Auto-Flotte verdreifachen
Generell sei das gesamte Ökosystem aus verfügbaren Elektroautos, Ladestationen und Information in Deutschland unterentwickelt und müsse im Ganzen deutliche verbessert werden. Der internationale Vergleich zeige aber, dass vor allem staatliche Kaufprämien der wohl beste Weg seien, um für eine schnellere Verbreitung von Elektroautos zu sorgen, schätzten die Studienautoren René Pessier und Armin Raupbach ein. Mit einer Fördersumme von 300 Millionen Euro und einer Kaufprämie von 5000 Euro könne der Staat für etwa 60.000 neue E-Fahrzeuge im Markt sorgen – dies würde also eine Verdreifachung des Bestands von gegenwärtig ca. 30.000 batterieelektrischen Fahrzeugen bewirken. „Förderanreize verkürzen den Zeitraum zwischen erstmaliger Beschäftigung mit dem Thema Elektromobilität und dem Kauf des Fahrzeugs erheblich“, betonte Studienleiter René Pessier. „50 % der international Befragten haben den Kauf innerhalb von drei Monaten nach erstmaliger Auseinandersetzung mit dem Thema Elektroauto getätigt, in Deutschland lediglich 20 %.“
Zum Vergleich: Die sogenannte Abwrack-Prämie des Konjunkturpakets II aus dem Jahr 2009 kostete den Staat 1,5 Milliarden Euro „und hatte keine langfristigen und marktetablierenden Effekte“, so die Forscher. Dagegen könne eine Kaufprämie für E-Autos Produktionskapazitäten und Deutschland schaffen und auslasten und für ein größeres Fahrzeugangebot in diesem Sektor sorgen.
Vorbild Tesla: Alles aus einer Hand
Allerdings könne solch ein Prämien-Programm in erster Linie nur beschleunigend wirken, löse aber noch nicht die grundlegenden Probleme für die Elektromobilität in Deutschland, betonen René Pessier und Armin Raupbach. Eine der größten Baustellen der Elektromobilität bleibe die Ladeinfrastruktur. „Elektromobilität kann nur als Ökosystem aus Fahrzeug, Ladeinfrastruktur und integrierter Informationsbereitstellung funktionieren. Bestenfalls aus einer Hand, dies zeigen Ansätze einiger Hersteller deutlich.“
Bei dieser Aussage denken die Studienautoren offensichtlich vor allem an den US-Hersteller Tesla: Dessen elektrische Sportwagen sind zwar teuer, haben aber konkurrenzlose Reichweiten, ein eigenes Schnellladesäulen-Netz in ganz Deutschland und Tesla-Besitzer gelten als die zufriedensten Elektroauto-Fahrer überhaupt.
Für ihre Studie hatten die TU-Experten im November 2015 über 600 Elektrofahrzeug-Nutzer aus 10 Ländern befragt.
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