Konsortium unter Dresdner Führung will energiesparsame Einzel-Elektronen-Schalter entwickeln
Dresden-Rossendorf, 31. Januar 2016. Damit den Smartphones, intelligenten Klamotten und all den anderen Millionen von Geräten, die sich in Zukunft im „Internet der Dinge“ vernetzen sollen, nicht zu früh der „Saft“ ausgeht, wollen europäischer Halbleiter-Experten in einem gemeinsamen Projekt „Ions4Set“ neuartige stromsparende Quantenpunkt-Computerchips entwickeln. Die kleinsten Schalter darin sollen Informationen in einzelnen Elektronen speichern können und nur noch wenige Millionstel Millimeter (= Nanometer) messen. Offizieller Projektstart soll morgen (1. Februar 2016) im Helmholtz-Zentrum Dresden Rossendorf (HZDR) sein, das auch die Konsortial-Leitung übernommen hat. Mit an Bord sind auch Mikroelektronik-Riesen wie Globalfoundries, STMicroelectronics und X-Fab.
Hemmschuh ist hoher Stromverbrauch
„Milliarden kleiner Computer werden in Zukunft über das Internet oder auch lokal miteinander kommunizieren. Ein großer Hemmschuh ist derzeit aber noch der hohe Stromverbrauch“, betonte Projektkoordinator Dr. Johannes von Borany vom HZDR. „Prinzipiell gibt es hier zwei Wege: Entweder man verbessert die Batterien oder man entwickelt Computerchips, die deutlich weniger Energie benötigen.“
Quantenpunkt-Linse bildet sich durch Teilchenbeschuss und Hitze
Und diesen zweiten Ansatz folgen die Single-Elektron-Transistoren (SET), für die erste Designs inzwischen vorliegen. Dabei werden auf Siliziumscheiben (Wafer), wie sie auch in heutigen Chipfabriken verwendet werden, 20 Nanometer (nm) schlanke Säulen aus Silizium erzeugt, in die kleine Schichten aus dem Isolator Siliziumdioxid eingebettet werden. Dann beschießen die Forscher diese Isolator-Linsen mit geladenen Teilchen und erwärmen sie. Dadurch formiert sich laut Projekt-Initiator Dr. Karl-Heinz Heinig in der Mitte selbstständig ein sogenannter Quantenpunkt aus einigen Hundert Silizium-Atomen, der weniger als 5 nm klein ist. Dieser kann dann wie ein einzelnes Wächter-Elektron vor einem Tor den Stromfluss im Chip starten oder sperren, also auf kleinstem Raum und mit sehr wenig Stromverbrauch die Information „0“ bzw. „1“ speichern und verarbeiten. Damit diese empfindlichen SETs mit der Außenwelt kommunizieren können, wollen die Projektpartner auf ihren Pilotchips zudem auch ganz gewöhnliche Feldeffekt-Transistoren (FETs) einbauen, wie sie heute schon in Computerchips üblich sind.
EU gibt 4 Millionen Euro
Das Konsortium will in den nächsten vier Jahren den Weg vom neuen Prinzip bis hin zum funktionierenden Prototyp gehen. Die EU fördert das Forschungsprojekt mit vier Millionen Euro. Gelingt es den Partnern, das Konzept rechtzeitig zur praxistauglichen Serienreife zu führen und bei Zimmertemperatur funktionierende Quantenpunkt-Elektronik herzustellen, könnten diese Chips zu einem echten Wettbewerbsvorteil für die europäische Mikroelektronik werden.
Neben dem HZDR und den Chipunternehmen gehören zu den Projektpartnern von Ions4Set auch das französische Mikroelektronik-Forschungsinstitut CEA-Leti, das spanische Mikroelektronik-Zentrum in Barcelona (CSIC), das Fraunhofer-Institut für Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie (IISB) in Erlangen, das Institut für Mikroelektronik und Mikrosysteme (IMM) des italienischen CNR und die Universität Helsinki in Finnland.
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