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Schloss Weistropp erwacht aus ruinösem Dämmer

Rund um das Schloss Weistropp herrscht inzwischen Bauatmosphäre. Foto. peter Weckbrodt

Rund um das Schloss Weistropp herrscht inzwischen Bauatmosphäre. Foto: Peter Weckbrodt

Auf dem Elbhang zwischen Dresden und Meißen residierten einst Augusts Küchenmeister und herzögliche Asylanten

Klipphausen/Weistropp, 18. Januar 2016. Hoch über dem Elbtal, abseits der großen Verkehrswege und idyllisch gelegen, findet – wer genau sucht – das kleine Dörfchen Weistropp, seit einigen Jahren ein Ortsteil von Klipphausen bei Meißen. Der Weistropper Kirchturm ist im weiten Rund des Elbtals unübersehbar. Das Schloss hingegen sieht der Besucher erst, wenn er direkt davor steht. Obwohl es in den vergangenen Jahrzehnten stark verfallen ist, beeindruckt das Bauwerk den Besucher – zumal wohl viele nicht mal von der Existenz eines Schlosses hoch oben im verschlafenen Weistropp gehört haben.

300 Jahre Besitzerwechsel in flotter Folge

Tatsächlich wurde auch nie im Schloss in irgendeiner Weise Geschichte geschrieben. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts errichtet, danach zweimal umgebaut, dämmerte es über so an die 300 Jahre vor sich hin. Die Besitzer wechselten im flotten Tempo. Da tauchen ein Oberküchenmeister unter August dem Starken, ein russischer General, ein in Sachsen Asyl suchender italienischer Herzog und ein Wurzener Domherr auf. Eine Lichtgestalt schien der österreichische Generalkonsul und Kaufmann Jacob von Krause zu sein. Dieser verschaffte der reichlich dimensionierten Schlossanlage eine sinnvolle Nutzung und brachte seine bedeutende Gemäldesammlung darin unter.

Die restaurierten Holzdecken im ehemaligen Festsaal lassen das Ambiente der künftigen Wohnungen im Schloss ahnen. Foto: Peter Weckbrodt

Die restaurierten Holzdecken im ehemaligen Festsaal lassen das Ambiente der künftigen Wohnungen im Schloss ahnen. Foto: Peter Weckbrodt

Letzte Besitzer nach dem Weltkrieg enteignet

Zuletzt erwarb Adolph Keil (1822-180) Schloss und Rittergut. Er veranlasste 1873/74 einen größeren Umbau des Schlosses. Die Keils blieben Eigentümer bis zur Enteignung im Jahre 1945. Ältere Weistropper Einwohner erinnern sich noch an dem letzten Schlossherrn. Sie besuchten dann auch die im Schloss über Jahrzehnte hinweg untergebrachte Schule. Sie erinnern sich noch an die weiteren Arten der Nutzung der Schlossräume als Gemeindeamt, Arztpraxis, Jugendclub und als Wohnhaus. Die DDR-Ära war insofern wohl die Epoche der intensivsten und gemeinnützigsten Nutzung der großen Schlossanlage – allerdings ohne Rücksicht auf Verschleiß. So teilten das Weistropper Schloss und sein Rittergut das Schicksal vieler sächsischer Schlösser: Es stand bald nach der Wende völlig leer, die bis dato üblichen Nutzungsformen waren mit der Wende in der DDR bald passé. Damit begann auch der Verfall.

Nach Jahrzehnten des Verfalls wird nun saniert

Im Jahr 2004 kaufte ein Dresdner Investor das Schloss, mehr geschah danach zunächst nicht. Inzwischen verliert das Schloss Weißtropp aber seinen Status als „Lost Place“, als verlorener Ort: Seit 2015 nämlich saniert die Böblinger Ventar Immobilien AG das Anwesen und baut dort Wohnungen ein. Das Unternehmen ist im Dresdner Raum vor allem durch erfolgreiche Sanierungen denkmalgeschützter Immobilien bekannt. Die Firmenphilosophie lautet: Kauf des Objektes, Erarbeitung eines Sanierungs- und Nutzungskonzeptes, Abstimmung mit dem Denkmalschutz, Anzeigenkampagne für den Kauf von Eigentumswohnungen im Objekt, Sanierungsbeginn mit Abschluss des Verkaufs.

Das heruntergewirtschafte Rittergut ist das nächste Sanierungsobjekt der Ventar AG. Foto: Peter Weckbrodt

Das heruntergewirtschafte Rittergut ist das nächste Sanierungsobjekt der Ventar AG. Foto: Peter Weckbrodt

Inzwischen ist ein fortgeschrittener Stand erreicht, das Schloss erstrahlt zumindest schon äußerlich im besten Glanze. Das Schlossinnere wurde total „umgemodelt“. Wo einst die Schüler sich am Barren in der Turnhalle quälten, wird künftig gekocht, gegessen und geschlafen. Die geradezu riesigen Terrassen werden denkmalgerecht wieder hergestellt, die alten, teils aus dem 13. und 15. Jahrhundert überkommenen Gewölbe in die Raumgestaltung architektonisch gekonnt einbezogen. Das alles hat am Ende selbstverständlich auch seinen Preis. Erleichternd für den Geldbeutel der Käufer wirkt jedoch der durch den Fiskus gewährte gar nicht geringe Steuernachlass für die denkmalgerechte Sanierung und Nutzung.

Noch in diesem Jahr soll das Schloss komplett fertig gestellt sein. Dann, so Ventar-Aufsichtsratsvorsitzender Uwe Herrmann gegenüber dem Oiger, werde auch das benachbarte Rittergut saniert. Wer gern sehen möchte, wie übel das derzeit noch ausschaut, muss sich sputen. Autor: Peter Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt
Kategorie: Geschichte, zAufi

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[caption id="attachment_67607" align="alignleft" width="117"]Peter Weckbrodt. Foto: IW Peter Weckbrodt. Foto: IW[/caption] Peter Weckbrodt hat ursprünglich Verkehrswissenschaften studiert, wohnt in Dresden und ist seit dem Rentenantritt journalistisch als freier Mitarbeiter für den Oiger und die Dresdner Neuesten Nachrichten tätig.

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