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„Die Winzlinge“: Herr der Ringe auf ameisisch

Ob der kleine Marienkäfer seinen Ameisenfreunden gegen die Belagerer helfen kann? Abb.: Pandastorm

Ob der kleine Marienkäfer seinen Ameisenfreunden gegen die Belagerer helfen kann? Abb.: Pandastorm

Bergung einer Zuckerdose entwickelt sich zum großen Ringen der Insektenwelt

14. Januar 2016. Ein Paar picknickt im Wald. Sie ist schwanger, zupft ihn plötzlich am Arm: Die Wehen beginnen. Er packt hastig ein bisschen Zeugs zusammen, dann eilen beide zum Automobil. Zurück bleiben Imbissreste, Streichhölzer – und eine Zuckerdose, um die bald ein wahrer Krieg zwischen schwarzen Liebi-Ameisen und gierigen roten Kampf-Ameisen entbrennt. Und mitten hinein in diese süße Jagd gerät unser Filmhauptheld: ein Marienkäfer, der nach einem Unfall nicht mehr recht fliegen kann… Erzählt wird diese mal lustige, mal sinistre Story in „Die Winzlinge“ – einer originellen französischen Mischung aus Real- und Animationsfilm, die heute in den Kinos startet.

Werbevideo (Pandastorm):

Nix mit flotten Tiersprüchen: Strikter Sprachverzicht

Was diesem insektoiden Abenteuer allerdings wohl beim einen oder anderen Zuschauer etwas Zuspruch kosten mag: Der ganze Film enthält keine einzige Dialogzeile. Allein die Pfiffe, das Surren und Schnurren der kleinen Protagonisten und natürlich die Bilder treiben die Story voran. Da im Genre aber nun mal gar spaßige Dialoge in der Tradition US-amerikanischer CGI-Werke à la „Toy Story“ & Co. die Konventionen vorgeben, gehen die Regisseure Thomas Szabo und Hélène Giraud mit diesem Sprachverzicht ein gewisses Risiko ein – allzu sehr ist man heute an flotte Sprüche von niedlichen Tieren in computergenerierten Filmen gewöhnt.

Die Inkarnation des Bösen: rote, zuckergierige Kampfameisen. Abb.: Pandastorm

Die Inkarnation des Bösen: rote, zuckergierige Kampfameisen. Abb.: Pandastorm

Miniwesen im Wechselspiel von Mikro- und Makrokräften

Ein Wagnis indes, das sich (mit gewissen Abstrichen) auszahlt: Anfangs schleicht die Geschichte wirklich etwas vor sich hin, nimmt dann aber mehr und mehr Fahrt auf und gewinnt an Dynamik. Hat sich der Zuschauer erst mal an die eigenwilligen Kommunikationsformen der putzigen Insekten gewöhnt, kann er sich umso mehr am oft recht originellen Design von Akteuren und Landschaften laben, vor allem aber am amüsanten Wechselspiel zwischen Mikro- und Makrokräften, mit dem der kleine Marienkäfer und seine Ameisen-Freunde ständig jonglieren müssen.

Oh nein: eine Riesen-Ente naht! Abb.: Pandastorm

Oh nein: eine Riesen-Ente naht! Abb.: Pandastorm

Kleine Stupser – große Wirkung

Und wenn es schließlich zum großen Showdown vor der Ameisenburg kommt, wenn da rote Kampfmeisen zu Tausenden mit Katapulten und Insektensprays anrücken, dann fühlt man sich doch glatt an die Belagerung von Helms Klamm in „Herr der Ringe“ erinnert. Zufall? Wohl kaum: Schon Tolkien betonte in seinem Opus doch immer wieder: Manchmal sind es die ganz kleinen Leute, die durch winzige Stupser über den Pfad der Weltgeschichte entscheiden…

Fazit: Irgendwie liebenswürzig

Filmtechnisch sind „Die Winzlinge“ originell und anspruchsvoll umgesetzt, erzählerisch wirkt dieses Käfer- und Ameisen-Abenteuer auf den ersten Blick etwas altmodisch – entwickelt aber seinen ganz eigenen, liebenswerten Reiz. Autor: Heiko Weckbrodt

Die Winzlinge“ (Futurikon/Tobis/Pandastorm Pictures), Animationsfilm für Kinder, Frankreich/Belgien 2014, Regie und Drehbuch: Thomas Szabo, Hélène Giraud, FSK 0 (keine Altersbeschränkung), 89 Minuten, ab 14. Januar 2016 im Kino (2D und 3D)

-> in Dresden heute u.a. im Programmkino Ost (14.30 Uhr), im Ufa-Kristallpalast (15 Uhr) und in der Schauburg (15.30 Uhr)

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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