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Auf QR-Code-Reise durch Meißen

Hier holen wir uns per QR Codes die ersten Informationen für den Stadtbummel durch Meißen, Foto: Peter Weckbrodt

Hier holen wir uns per QR-Code die ersten Informationen für den Stadtbummel durch Meißen, Foto: Peter Weckbrodt

Oigers Wochenendtipp für den 9. /10. Januar 2016: Nibelungen, Horn-Skulpturen und Murmelbahnen in der Domstadt

Meißen/Dresden, 8. Januar 2016. Der Winter legt eine kurze Pause ein, wir trauen aber der Sache nicht ganz, planen deshalb je eine Schlecht- und eine Schönwettervariante fürs Wochenende ein. Der Oiger empfiehlt, beide Möglichkeiten zu realisieren. Dazu fahren wir nach Meißen. Unser erstes Ziel ist das zentral gelegene Stadtmuseum. Es hat sein Domizil in der Franziskanerklosterkirche. Weshalb in einer Kirche? Nun, die Kirche war 1266 geweiht und während eines Stadtbrandes 1447 zerstört worden. Das zugehörige Kloster wurde nach der Reformation aufgelöst, dann folgten ganz unterschiedliche Nutzungen. Die Beste ist zweifellos die aktuelle!

Die Nibelungen wachen über die Kasse

Schon beim Betreten des Museums offenbart ein Blick zur Decke die schönen Kreuzgewölbe. Über der Kasse grüßen uns zwei großformatige auf Karton gezogene Original-Zeichnungen mit Szenen der Nibelungensage. Sie stammen aus der Hand des durch seine Bibel-Illustrationen bekannt gewordenen Julius Schnorr von Carolsfeld (1794 – 1872). Carolsfeld hatte vom Bayernkönig Ludwig I. den Auftrag erhalten, fünf Säle der Münchner Residenz auszuschmücken. Die später auf Karton gezogenen Vorzeichnungen blieben Eigentum des Künstlers. Davon gelangten 24 in den Besitz der Stadt Meißen, 17 hiervon wurden restauriert und gehören zum Bestand des Stadtmuseums.

Noch bis zum 31. Januar ziehen die Murmelbahnen Jung und Alt in ihren Bann. Foto: Peter Weckbrodt

Noch bis zum 31. Januar ziehen die Murmelbahnen Jung und Alt in ihren Bann. Foto: Peter Weckbrodt

Murmelbahn-Ausstellung im Erdgeschoss

Im Mittelpunkt steht aber im Erdgeschoss noch bis zum 31. Januar 2016 eine Sonderausstellung mit Murmelbahnen jeder Art, die nicht nur die Kinder absolut in ihren Bann zieht, sondern auch bei Erwachsenen den Spieltrieb erwachen lässt. Wir erfahren im Erdgeschoss einiges über die wechselvolle Geschichte des Klosters, der späteren Stadtschule und des heutigen Museums. Im hinteren Bereich gerät sofort die riesige Ratsweinpresse in unser Blickfeld. Sie ist 230 Jahre alt, die besterhaltenste ihrer Art in Deutschland und war vermutlich bis 1912 in Betrieb.

Auch das winterlich verschneite Meißen hat seinen Reiz. Foto: Peter Weckbrodt

Auch das winterlich verschneite Meißen hat seinen Reiz. Foto: Peter Weckbrodt

Ritt durch 1000 Jahre Meißen

In den beiden oberen Etagen erfahren wir mehr über die reichlich tausendjährige Geschichte Meißens. Sehr gut gefallen dürften die zahlreichen Gemälde, die als stetig wiederkehrendes, aber nie ermüdendes Motiv die bekannte Lage von Burg und Dom am Elbestrom über die Jahrhunderte hinweg zeigen. Beispielhaft sei hier die Profilansicht Meißens genannt, die der Begründer der sächsischen Landschaftsmalerei Johann Alexander Thiele 1750 gemalt hat.

Flottenfest des Sächsischen Kurfürsten auf dem Großteich in Moritzburg. Foto: Peter Weckbrodt

Flottenfest des Sächsischen Kurfürsten auf dem Großteich in Moritzburg. Foto: Peter Weckbrodt

Wir entdecken einen hervorragend erhaltenen Kupferstich von Matthias Merian aus dem Jahre 1630, aber auch die seltene Darstellung einer Szenerie auf dem Moritzburger Großteich, die das Flottenfest des sächsischen Kurfürsten Friedrich August III. mit der nachempfundenen Darstellung einer Seeschlacht zeigt. Wir blicken in „Das newe testament deutzsch“, eine Lutherbibel aus dem Jahre 1523. Wir entdecken bildschöne Öfen aus der berühmten Meißner Ofenindustrie. Selbstverständlich kommt auch die Geschichte des Meißner Porzellans nicht zu kurz.

Holzskulpturen aus dem Hochmittelalter

Auf eine der beiden durch luftige Stege verbundenen Galerien stoßen wir auf die Spuren des Meißner Weinhändlers, Lotteriekonzessionärs und Kunstsammlers Otto Horn (1880 – 1945). Seine Münzsammlung genießt inzwischen einen legendären Ruf, weil in Größe, Zusammenstellung und letztlich Wert als einmalig für eine Privatsammlung, einmalig. Wir entdecken die von Horn für die Stadt Meißen gestifteten sakralen Holzskulpturen des Hoch- und Spätmittelalters sowie des Barocks aus der Oberlausitz und aus Süddeutschland. Das älteste Holzbildwerk ist eine Thronende Madonna des Meisters der Goldenen Pforte am Freiberger Dom, welches um 1240 datiert ist.

Leider ist die im Dachgeschoss des Museums gezeigte Ludwig-Richter-Wohneinrichtung seit einigen Tagen vorübergehend nicht zugänglich. Bauarbeiten auf der Gebäuderückseite zwangen aus Sicherheitsgründen dazu.

Das Smartphone gezückt

Gesättigt von den vielen musealen Eindrücken dürstet es uns nach viel frischer Luft. Ein geführter Stadtrundgang kann Abhilfe schaffen. Besteht keine Möglichkeit, sich einem professionellen Stadtführer anzuschließen, bringt uns die im Oktober 2015 geschaffene Denkmalroute eine gefällige Lösung. Wir orientieren uns bei unserem architektonischen Bummel an QR-Codes – diese Pixelbilder, die man mit dem Smartphone einlesen kann, sind überall in der Innenstadt an Häusern zu finden. Vor jedem der insgesamt 25 ausgewählten Objekte steuern wir die gut sichtbar angebrachten Codes an, zücken unser Smartphone und holen uns den aufklärenden Text auf den Bildschirm. Das kann auch mit Kindern ganz abwechslungsreich sein.

Autor: Peter Weckbrodt

Besucher-Informationen:

Stadtmuseum Meißen, Heinrichsplatz 3, Telefon: 03521-458857; Di – So 11 – 17 Uhr; Eintritt: Erw. 4 Euro, Erm. 3 Euro, Familien 11 Euro; Stadtmuseum im Internet

Anfahrt (Google Maps):
 
Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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