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Seniorenheime brauchen 10 % mehr Pfleger

Pfleger Rico Wendel betreut die 89-jährige Erika Vize, die im ASB-Seniorenheim "Am Gorbitzer Hang" lebt. Foto: Heiko Weckbrodt

Pfleger Rico Wendel betreut die 89-jährige Erika Vize, die im ASB-Seniorenheim „Am Gorbitzer Hang“ lebt. Foto: Heiko Weckbrodt

Neues Pflegegesetz PSG II ab 2017: Allein in Dresden werden schätzungsweise fast 600 zusätzliche Pfleger benötigt

Dresden, 6. Januar 2016. Die Seniorenheime und anderen Pflegeeinrichtungen werden im kommenden Jahr zehn Prozent mehr Pfleger als bisher benötigen. Das geht aus Schätzungen von Ulrich Grundmann hervor, dem Geschäftsführer der „ASB Dresden & Kamenz gGmbH. Für ganz Sachsen würde dies einem Personal-Mehrbedarf von 3500 bis 5700 Pflegern entsprechen, allein in der Landeshauptstadt Dresden benötigen die Heimbetreiber laut diesen vorläufigen Prognosen ab 2017 ziurka 380 bis 600 zusätzliche Pfleger.

„Pflegestärkungsgesetz wird Struktur in unseren Heimen verändern“

Der wachsende Personalbedarf der Heime resultiere vor allem aus dem zweiten Pflegestärkungsgesetz (PSG II), das 2017 in Kraft tritt, erklärte Grundmann, dessen gGmbH “ neben anderen Sozialeinrichtungen auch drei Pflegeheime im Raum Dresden betreibt. Dieses Gesetz werde unter anderem dazu führen, dass demenzkranke Senioren und älterere Alzheimer-Patienten künftig von den Krankenkassen einen höheren Pflegebedarf zuerkannt bekommen als bisher. „Das Pflegestärkungsgesetz wird die Struktur in unseren Pflegeheimen verändern“, betonte der Geschäftsführer. Er rechne damit, dass „ab 2017 vor allem stark pflegebedürftige Menschen zu uns ins Pflegeheim kommen, welche mehr Leistungen benötigen.“

Ulrich Grundmann. Foto: Heiko Weckbrodt

Ulrich Grundmann. Foto: Heiko Weckbrodt

Woher all diese zusätzlichen Pfleger plötzlich herkommen sollen, ist aber noch unklar – immerhin dauert die Ausbildung drei Jahre. So rechnet Grundmann damit, dass viele Heime und Betreiberorganisationen sich untereinander die Fachkräfte abwerben werden.

ASB Dresden wirbt Jungpfleger in Ungarn und Litauen an

Im ASB-Seniorenheim „Am Gorbitzer Hang“ in Dresden-Gorbitz beispielsweise kümmern sich derzeit 110 Pfleger und Pflegerinnen (in umgerechnet 86 Vollzeitstellen) sowie 17 Betreuungsassistenten um insgesamt 243 Rentner. Wenn das PSG II im Jahr 2017 in Kraft tritt, wird der Chef allein für dieses Heim mindestens zehn weitere Pfleger benötigen.

Pflege-Roboter wie in Japan oder Pflege-Syrer stehen zwar derzeit (noch) nicht zur Debatte. Aber der Arbeitersamariterbund (ASB) in Sachsen schaut auch ins Ausland, um die eigenen Fachkräfte-Engpässe zu schließen. Einerseits habe der Landesverband eine Kooperation mit Ungarn angestoßen. Von dort sollen jungen Magyaren demnächst zumindest ihre Pflege-Praktika auch in Dresden absolvieren. Andererseits hat Grundmann auch direkte Kontakte in die litauische Hauptstadt Vilnius geknüpft: Auch dort will er Azubis gewinnen, die sich in Dresden demnächst zum Pfleger ausbilden lassen. Denn unter deutschen Jugendlichen sei das Interesse für solche Ausbildungen zum Pfleger nicht gerade riesig, räumte Grundmann ein. Da müsse man schon sehr sozial und menschenfreundlich veranlagt sein, um als junger Mensch gerade in die Pflege alter Menschen zu gehen, weiß er nur zu gut.

Vor allem demente Rentner bekommen ab 2017 mehr Pflege

Vom zweiten Pflegestärkungsgesetzes profitieren voraussichtlich demente und alzheimer-kranke Senioren. Viele von ihnen werden wahrscheinlich künftig in höhere „Pflegegrade“ (die Pflegegrade 1 bis 5 ersetzen die bisherigen Pflegestufen 1 bis 3) eingruppiert und bekommen damit mehr Pflege von der Kasse bezahlt.

Entlastung für Rathaus-Kassen absehbar

Konnte ein Senior bisher den Eigenanteil für Pflege und Heimkosten nicht aufbringen, bezahlte der jeweilige Sozialhilfe-Träger die Differenz – und dieses Geld speist sich bisher vor allem aus den Kassen der Kommunen. Weil im Zuge des PSG II aber die Krankenkassen ab 2017 deutlich höhere Zuschüsse zahlen, wird wohl auch ein Großteil dieser Differenzzahlungen wegfallen. Sprich: Die Rathauskassen werden wahrscheinlich deutlich entlastet – in Großstädten wie Dresden könnte es sich sogar um Millionen-Beträge handeln.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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