Erstmals seit Wiedervereinigung weniger als zwei Millionen Erwerbslose
Wiesbaden, 4. Januar 2015. Der Wirtschaftsaufschwung in Deutschland mag vielleicht nicht so dynamisch wie in China oder manchem Schwellenland sein – doch er hält inzwischen schon lange an und dies macht sich auch positiv am Arbeitsmarkt bemerkbar: So wenige Erwerbslose und so viele Jobs wie jetzt gab es seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Das geht aus Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) in Wiesbaden hervor. Demnach stieg im Jahr 2015 die Zahl der inländischen Erwerbstätigen in der Bundesrepublik um 0,8 % auf 42.964 Arbeitnehmer und Selbstständige. Die Zahl der Erwerbslosen fiel dagegen erstmals seit 1991 auf unter zwei Millionen.
Erwerbslosigkeit in Deutschland weit unter EU-Schnitt
„Die Erwerbslosenquote, gemessen als Anteil der Erwerbslosen an der Zahl der Erwerbspersonen, sank bei Berechnung auf dieser Grundlage von 4,7 % auf 4,3 %“, informierten die Bundesstatistiker. „Damit liegt die Erwerbslosenquote in Deutschland bei knapp der Hälfte des EU-Durchschnittswertes. Deutschland war damit nach wie vor weniger von Erwerbslosigkeit betroffen als alle anderen EU-Mitgliedstaaten.“
Job-Aufschwung seit 2005 – mit Krisen-Pause 2009
Spürbar wurde der Aufschwung für den deutschen Arbeitsmarkt vor allem ab 2005 und wurde nur relativ kurz durch die Weltwirtschaftskrise 2009 unterbrochen, wenn man den Rückgang der Erwerbslosen-Zahlen als Indikator heranzieht:
Erwerbspersonen, Erwerbslose und Erwerbstätige mit Wohnort in Deutschland |
||||||
Jahr | Erwerbs- personen |
Erwerbs- lose |
Erwerbstätige Inländer | |||
insgesamt | Arbeit- nehmer |
Selbst- ständige |
||||
Personen in 1 000 | ||||||
1991 | 41 023 | 2 172 | 38 851 | 35 288 | 3 563 | |
2004 | 43 345 | 4 127 | 39 218 | 34 960 | 4 258 | |
2005 | 43 726 | 4 506 | 39 220 | 34 810 | 4 410 | |
2006 | 43 663 | 4 104 | 39 559 | 35 076 | 4 483 | |
2007 | 43 732 | 3 473 | 40 259 | 35 732 | 4 527 | |
2008 | 43 823 | 3 018 | 40 805 | 36 302 | 4 503 | |
2009 | 43 943 | 3 098 | 40 845 | 36 360 | 4 485 | |
2010 | 43 804 | 2 821 | 40 983 | 36 496 | 4 487 | |
2011 | 43 933 | 2 399 | 41 534 | 36 971 | 4 563 | |
2012 | 44 231 | 2 224 | 42 007 | 37 447 | 4 560 | |
2013 | 44 451 | 2 182 | 42 269 | 37 810 | 4 459 | |
2014 | 44 730 | 2 090 | 42 640 | 38 243 | 4 397 | |
2015 | 44 914 | 1 950 | 42 964 | 38 664 | 4 300 | |
Veränderung gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum in % | ||||||
2004 | 1,1 | 8,3 | 0,4 | 0,0 | 3,3 | |
2005 | 0,9 | 9,2 | 0,0 | – 0,4 | 3,6 | |
2006 | – 0,1 | – 8,9 | 0,9 | 0,8 | 1,7 | |
2007 | 0,2 | – 15,4 | 1,8 | 1,9 | 1,0 | |
2008 | 0,2 | – 13,1 | 1,4 | 1,6 | – 0,5 | |
2009 | 0,3 | 2,7 | 0,1 | 0,2 | – 0,4 | |
2010 | – 0,3 | – 8,9 | 0,3 | 0,4 | 0,0 | |
2011 | 0,3 | – 15,0 | 1,3 | 1,3 | 1,7 | |
2012 | 0,7 | – 7,3 | 1,1 | 1,3 | – 0,1 | |
2013 | 0,5 | – 1,9 | 0,6 | 1,0 | – 2,2 | |
2014 | 0,6 | – 4,2 | 0,9 | 1,1 | – 1,4 | |
2015 | 0,4 | – 6,7 | 0,8 | 1,1 | – 2,2 |
Tabelle: Destatis
Beschäftigung verlagert sich auch in Deutschland von Industrie in Dienstleistungs-Sektor
Was allerdings auch auffällt: Deutschland wird vom Industrieland nun doch mehr und mehr zum Dienstleistungs-Land – eine Entwicklung, die zum Beispiel in den USA und Großbritannien bereits viel deutlicher und früher eingetreten ist. Laut den Erhebungen der Bundesstatistiker sind in der Industrie inzwischen nur noch 18,8 % aller Erwerbstätigen beschäftigt. 1991 lag dieser Anteil noch bei 28,3 Prozent (wobei an dieser Zahl zu bachten ist, dass damals der De-Industrialisierungsprozess der Nachwende-Zeit in Ostdeutschland noch nicht abgeschlossen war). Im gleichen Zeitraum kletterte dieser Anteil bundesweit im Dienstleistungs-Sektor von 61,3 auf 74,1 Prozent.
Aber: Industrieanteil an Wertschöpfung doppelt so hoch wie in Großbritannien
Allerdings kann man deshalb noch nicht von einer Deindustrialisierung in Deutschland sprechen: Gemessen an erwirtschafteten Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt nämlich der Industrieanteil seit über 20 Jahren fast konstant bei etwa 22 bis 23 %. Damit schert die Bundesrepublik deutlich aus der Entwicklung vieler klassischer Industrieländer aus: Laut Destatis lag der Industrieanteil an der Bruttowertschöpfung im Jahr 2014 im EU-Durchschnitt bei 15,3 %, in Frankreich bei 11,4 % und in Großbritannien bei nur noch 9,4 %.
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