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Comeback für Augusts Gewehre

Feuerwaffen waren in der Barockzeit noch wahre Wunderwerke der Handwerkskunst. Hier das Radschloss einer Muskete aus dem 17. Jahrhundert. Foto: Dellex, Wikipedia, CC3-Lizenz

Feuerwaffen waren in der Barockzeit noch wahre Wunderwerke der Handwerkskunst. Hier das Radschloss einer Muskete aus dem 17. Jahrhundert. Foto: Dellex, Wikipedia, CC3-Lizenz

Sachsen stellt die kurfürstliche Gewehrgalerie für 7,5 Millionen Euro am Residenzschloss Dresden wieder her – das Verkehrsmuseum musste den Langen Gang räumen

Dresden, 2. Januar 2015. Dresden bekommt im Jahr 2017 die historische Gewehrgalerie August des Starken zurück: Um die kurfürstliche Sammlung prächtiger Feuerwaffen in Zukunft angemessen präsentieren zu können, lässt der „Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement“ (SIB) für rund 7,5 Millionen Euro den Langen Gang am Dresdner Residenzschlosses umbauen. Das sieht die nun veröffentlichte Ausschreibung des SIB vor. Demnach wird hinter der Fassade des Fürstenzuges die historische Gewehrgalerie, die es dort bereits im 18. Jahrhundert gab, wiederhergestellt. Zuletzt hatte das Verkehrsmuseum Dresden die Räume genutzt. Dessen Schifffahrtsausstellung musste weichen.

Wollte auch so eine schöne Feuerwaffen-Sammlung wie der Sonnenkönig haben: August der Starke. Foto: Peter Weckbrodt

Wollte auch so eine schöne Feuerwaffen-Sammlung wie der Sonnenkönig haben: August der Starke. Foto: Peter Weckbrodt

August schaute sich Gewehrprunk beim Sonnenkönig ab

Die „Staatlichen Kunstsammlungen Dresden“ (SKD) und der SIB wollen nämlich einen Zustand wiederherstellen, den es in der Barockzeit bereits einmal in Dresden gegeben hat. Damals schaute der sächsische Kurfürst August der Starke (1670-1733) – wie so viele andere Fürsten in Europa – neidisch auf die Prachtentfaltung des französischen Sonnenkönigs. Wie Ludwig XIV. (1638-1715) wollte auch August eine eigene prachtvolle Gewehrsammlung haben. Deshalb ließ der Kurfürst im Jahr 1731 den 100 Meter langen Gang, in dem sich vorher die Ahnengalerie der Wettiner befand, freimachen und brachte dort seine Feuerwaffenkollektion unter.

Hinterm Fürstenzug: Langer Gang verbindet Georgenbau und Johanneum

Der Lange Gang verbindet das Georgentor des Residenzschlosses mit dem Johanneum, in dem sich heute das Verkehrsmuseum befindet. Das Gebäude steht auf einem Teilstück der ehemaligen Stadtmauer. Seine Innenseite weist auf den Turnierplatz. Dieser ist einer der weltweit ältesten original ausgestatteten Turnierplätze seiner Art. Zum Langen Gang gehört eine offene Bogenhalle mit einer Arkadenreihe aus 20 toskanischen Säulen. Oberhalb der Säulen sind die Wappen der unter wettinischer Herrschaft stehenden Lande zu sehen. An der Außenseite befindet sich der Fürstenzug. Es ist ein 102 Meter langes, aus rund 23.000 Meißner Porzellankacheln gestaltetes Wandbild. Auf ihm wird die Geschichte der Wettiner dargestellt, aber auch bedeutende bürgerliche Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur, wie der Maler Ludwig Richter, sind hier verewiglicht.

Toskanische Säulen und die Wappen sächsischer Adelsgeschlechter schmücken den Langen Gang hin zum Turnierplatz. Foto: Peter Weckbrodt

Toskanische Säulen und die Wappen sächsischer Adelsgeschlechter schmücken den Langen Gang hin zum Turnierplatz. Foto: Peter Weckbrodt

Zukunft für Schifffahrts-Ausstellung ungewiss

Das Verkehrsmuseum nutzte bis zum Jahresende 2015 den 100 Meter langen und 5 Meter breiten Langen Saal im Langen Gang für die Präsentation seiner Schifffahrtsausstellung. Weil der hierfür mit dem Freistaat bestehende Mietvertrag aber nun auslief und auch nicht verlängert werden konnte, musste Verkehrsmuseumsdirektor Joachim Breuninger schweren Herzens die Schifffahrtsausstellung aufgeben. Es ist völlig offen, wann und wo das Verkehrsmuseum wieder einen solchen Ausstellungsteil der Öffentlichkeit wird zeigen können. Allerdings darf einschränkend angemerkt werden, dass die Schifffahrt in den zurückliegenden Jahren nicht unbedingt zu den Glanz- und Hauptanziehungspunkten des Museums gehörte. Schon der Zugang zum Schifffahrtsteil war nicht ganz leicht zu finden. Auch die für eine Gewehrgalerie sicher optimale Raumgröße von 100 mal 5 Meter war für Schifffahrtsobjekte wenig geeignet.

Der Fürstenzug am Langen Gang mit der Geschichte der Wettiner. Foto: Peter Weckbrodt

Der Fürstenzug am Langen Gang mit der Geschichte der Wettiner. Foto: Peter Weckbrodt

Attraktion für Touristen

Mit der Gewehrgalerie als Teil der Rüstkammer erfahren nun die Staatlichen Kunstsammlungen nach der Wiedereröffnung des Münzkabinetts im Vorjahr eine erneute Bereicherung ihrer öffentlich gezeigten Sammlungen. Eine historische Gewehrgalerie dürfte national wie international durchaus eine bedeutende Anziehungskraft auf Touristen ausüben.

Autor: Peter Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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