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Dresdner Weltveränderungsangst wirkt auch bei RFID

Piep-piep-piep... Wer wie Bibliotheken-Sprecherin Elke Ziegler in der Bibliothek Laubegast versucht, mit nicht ausgebuchten RFID-Büchern das Haus zu verlassen, wird von roten Lichteffekten und Pieptönen begleitet. Foto: Heiko Weckbrodt

Piep-piep-piep… Wer wie Bibliotheken-Sprecherin Elke Ziegler in der Bibliothek Laubegast versucht, mit nicht ausgebuchten RFID-Büchern das Haus zu verlassen, wird von roten Lichteffekten und Pieptönen begleitet. Foto: Heiko Weckbrodt

Ab 2017 Funkausleihe in allen Stadtbiblioheken in Dresden

Dresden, 7. Dezember 2015. Bis zum April 2017 werden voraussichtlich alle 21 städtischen Bibliotheken in Dresden auf die neue drahtlose Ausleihtechnik mit RFID-Funketiketten umgestellt sein. Das hat Bibliothekendirektor Arend Flemming angekündigt. Mit der Zweigstelle in Laubegast hat heute die 13. Stadtteilbibliothek nach einer RFID-Umstellung wieder geöffnet.

Arend Flemming, Foto: Heiko Weckbrodt

Arend Flemming, Foto: Heiko Weckbrodt

Keine Entlassungen, sondern neue Dienste

Das neue System ermöglicht es den Bibliotheksnutzern, ihre Bücher stapelweise selbst auszuleihen oder zurückzugeben – in einigen Zweigstellen auch rund um die Uhr, also außerhalb der regulären Öffnungszeiten. Durch die technologische Umstellung von Strichcodes auf „Radio Frequency Identification“-Etiketten (RFID) will Flemming das Personal vom Entleihdienst am Tresen entlasten. Er werde deshalb aber keine Bibliothekarinnen entlassen. Vielmehr wolle er mit diesen gewonnenen Personalkapazitäten längere Öffnungszeiten und neue Dienstleistungen ermöglichen, versicherte der Direktor.

Die Laubegaster Bibliothekarin Marika Fischer zeigt eines der weißen RFID-Funketiketten, die an den Büchern die Strich-Codes abgelöst haben. Foto: Heiko Weckbrodt

Die Laubegaster Bibliothekarin Marika Fischer zeigt eines der weißen RFID-Funketiketten, die an den Büchern die Strich-Codes abgelöst haben. Foto: Heiko Weckbrodt

Ehrenamtliche Schulbibliothekare gesucht

Er plant beispielsweise Bibliotheksbesuche durch Flüchtlingsgruppen und virtuelle Schulbibliotheken auf eBuch-Basis in den Dresdner Schulen als neue Offerten. Für letzteres Projekt will Flemming auch ein Netz ehrenamtlicher Schulbibliothekare aufbauen, die von den „Profis“ in den Stadtteil-Bibos geschult werden. Zudem fusionieren voraussichtlich im ersten Quartal 2017 die Haupt- und Musikbibliothek sowie die Jugendbibliothek „Medien@age“ im dann (hoffentlich) umgebauten Kulturpalast zur „Zentralbibliothek“.

Zentralbibliothek hat 60 statt 49 Stunden pro Woche auf

Und diese Zentralbibliothek soll dann nicht nur 49 Wochen-Öffnungsstunden haben wie die Hauptbibliothek derzeit, sondern 60 Wochenstunden offen haben (immer montags bis samstags von 10 bis 20 Uhr). Auch für dieses Projekt brauche er Personal, dass durch die RFID-Einführung frei wird, betonte Flemming.

Haben Dresdner Generalangst, dass sich die Welt verändert?

Leicht angenervt zeigte sich der Direktor von den Traditionalisten in der Leserschaft. Dresden sei nun schon die letzte Großstadtbibliothek weit und breit, die auf die Funk-Ausleihe umstelle, sagte er anlässlich der Wiedereröffnung der Bibliothek Laubegast. Anderswo seien die Leser meist begeistert gewesen, weil sie seitdem Bücher selbst leihen und zurückbuchen können. Nicht so in Dresden: „Ich weiß, es ist unprofessionell, sich öffentlich über seine Kunden aufzuregen“, räumte Flemming ein. Aber es gebe doch auffällig viele – schätzungsweise knapp zehn Prozent der Leser –, die über die neue Technik herziehen, die Entlassung aller Bibliothekarinnen argwöhnen und auch sonst ein ganz düsteres Zukunftsbild nur wegen der neuen Funketiketten zeichneten. „Da hat man schon den Eindruck, dass es in Dresden besonders viel Mecker-Potenzial gibt und besonders viele Ängste, dass sich die Welt verändert könnte“, sagte Flemming. „Ängste, die man bei den Dresdnern ja auch bei anderen Themen bemerkt…“

Autor: Heiko Weckbrodt

 

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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