Medizin & Biotech, News
Schreibe einen Kommentar

Internethandel mit illegalen Medikamenten im Visier

Für Verbraucher wie Ermittler ist oft nur schwer zu durchschauen, ob im Internet vertickte Medikamente gefälscht sind. Grafik: hw

Für Verbraucher wie Ermittler ist oft nur schwer zu durchschauen, ob im Internet vertickte Medikamente gefälscht sind. Grafik: hw

Forscher aus Niedersachsen und Sachsen untersuchen Arzneimittelkriminalität

Osnabrück/Rothenburg, 1. Dezember 2015. „Viagra – fast kostenlos!!!“ „cheap potency increasement“ „5 inch longer“ „Nehmen Sie in 5 Tagen 20 Pfund ab!“ – solche und ähnliche Spam-Werbung für allerlei zweifelhafte Mittelchen hat wohl jeder schon einmal in seinem E-Mail-Postkasten gehabt. Das ist eben die ambivalente Seite der schönen bequemen Internet-Einkaufswelt: Über Online-Versandportale können heute weltweit nahezu alle Arzneien bestellt werden – darunter auch gefälschte Medikamente und solche, die in Deutschland nur unter strikten Auflagen ausgegeben werden. Diese „Auswirkungen der Liberalisierung des Internethandels in Europa auf den Phänomenbereich der Arzneimittelkriminalität“ (ALPhA) wollen nun Wissenschaftler der Uni Osnabrück, der Hochschule der Sächsischen Polizei in Rothenburg und weitere Partner aus Forschung und Pharmaindustrie ermitteln.

Online-Umfrage unter Apothekern gestartet

Die Forscher möchten dabei in Kooperation mit den deutschen Apothekern auch untersuchen, ob und wie der Online-Handel speziell mit Arzneimittelfälschungen zugenommen hat. Der Kriminologe Prof. Karlhans Liebl von der Hochschule der Sächsischen Polizei hat dafür u. a. einen Apotheker-Umfragebogen ins Internet gestellt.

Etwa jedes zweite im Internet gekaufte Medikament sei sei Fälschung, schätzt das Bundesforschungsministerium, das das „ALPhA“-Projekt bis zum Aptil 2017 mit 1,5 Millionern Euro unterstützt. Jedes Jahr beschlagnahmt allein der deutsche Zoll einige Hunderttausend, teils sogar Millionen gefälschter Pillen.

Mafia-ähnliche Strukturen vermutet

„Die Öffnung des Versandhandels mit Arzneimitteln führte nicht nur zu einer Kosten- und Zeitersparnis für den Verbraucher, sondern birgt auch ein erhebliches Missbrauchspotenzial in sich“, betonen die Projekt-Initiatoren. Der Internethandel sei „heute als primärer Vertriebsweg für illegale Arzneimittel“ anzusehen. In der Produktpalette von jeder zweiten Internetapotheke, die ihren Unternehmenssitz nicht offenlege, würden sich gefälschte Arzneimittel befinden, heißt es in der ALPhA-Projektbeschreibung unter Berufung auf die Weltgesundheitsorganisation WHO. Dieser Handel mit gefälschten Medikamenten sei teilweise der organisierten Kriminalität zuzuordnen.

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

Schreibe einen Kommentar