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US-Elektronikfirma IDT kauft Dresdner ZMD

1961 als Arbeitsstelle für Molekularelektronik (kleines Foto) in Dresden gegründet, dann zur zentralen Chip-Entwicklungsschmiede der DDR entwickelt und nun an die US-Firma IDT verkauft: Das ZMDi. Fotos (2): Heiko Weckbrodt

1961 als Arbeitsstelle für Molekularelektronik (kleines Foto) in Dresden gegründet, dann zur zentralen Chip-Entwicklungsschmiede der DDR entwickelt und nun an die US-Firma IDT verkauft: Das ZMDi. Fotos (2): Heiko Weckbrodt

San José/Dresden, 27. Oktober 2015. Das kalifornische Elektronik-Unternehmen „Integrated Device Technology“ (IDT) will die Dresdner Chipdesign-Firma ZMDi zum Jahresende 2015 für 310 Millionen Dollar kaufen. Das hat IDT in San José bekannt gegeben. Die Amerikaner interessieren sich für das besondere Knowhow der Dresdner, die auf das Zusammenspiel digitaler und analoger Elektronik und Sensorik spezialisiert sind.

IDT-Chef Gregory L. Waters. Foto: IDT

IDT-Chef Gregory L. Waters. Foto: IDT

„Wir bekommen dadurch eine außerordentlich Gruppe talentierter Menschen und geistiges Eigentum vom ZMDi“, begründete IDT-Chef Gregory Waters die Übernahme. Auch das Dresdner Unternehmen werde davon profitieren, da es dadurch Zugang zu den kostengünstigen Strukturen und zur Massenfertigung von IDT bekomme. Insofern sei beim ZMDi mit spürbaren Umsatzverbesserungen im ersten Jahr nach der Übernahme zu rechnen. IDT hat weltweit rund 1500 Mitarbeiter und realisierte zuletzt einen Jahresumsatz von 573 Millionen Dollar. Das US-Unternehmen wurde 1980 gegründet und entwickelt u.a. analog-digitale Schaltkreise für die Telekommunikation.

Pionier der DDR-Mikroelektronik

Das ZMDi geht auf die 1961 durch den ostdeutschen Mikroelektronik-Pionier Prof. Werner Hartmann gegründete „Arbeitsstelle für Molekularelektronik“ (AME) Dresden zurück. Daraus entwickelte sich die zentrale DDR-Chip-Entwicklungschmiede ZFTM (später ZMD genannt). Nach der Wende rettete der Freistaat Sachsen die Firma vor der drohenden Abwicklung durch die Treuhand. Inzwischen hat sich das ZMDi von vielen früheren Betriebsteilen getrennt, auch vom eigenen Chipwerk in Dresden, und sich ganz auf Chipdesign konzentriert. Das Unternehmen beschäftigt derzeit rund 400 Mitarbeiter und rechnet für dieses Jahr mit einem Umsatz von über 75 Millionen Euro (Vorjahr: 61,1 Millionen Euro) und zirka sieben Millionen Euro Gewinn. Die „VR Equitypartner GmbH“ und der Freistaat Sachsen als bisherige Anteilseigner werden im Zuge der Übernahme als Gesellschafter ganz ausscheiden, informierte die ZMDi AG.

Vorstand von Selchow war gegen Verkauf – und verliert seinen Posten

ZMD-Chef Thilo von Selchow

ZMDi-Chef Thilo von Selchow. Abb.: ZMDi

Wegfallen sollen dann auch die Vorstandsposten. Bisher hatte Thilo von Selchow das Unternehmen als   Vorstandsvorsitzender geleitet. Anscheinend war der Verkauf an IDT über seinen Kopf hinweg entschieden worden. „ZMDi ist in guter Verfassung und befindet sich auf einem wachstumsstarken und profitablem Weg“, erklärte er in seiner Stellungnahme. „Die Zahlen belegen den Beginn einer neuen Wachstumsphase. Diese hätten wir als Unternehmer gerne als eigenständiger internationaler Player mit vitalen Wurzeln in Dresden gestaltet … Aus rein unternehmerischer Perspektive hätten wir das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt nicht verkauft, aber wir haben die Entscheidung der maßgeblichen Gesellschafter, dem Freistaat Sachsen und VR Equitypartner, zu respektieren.“

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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