Wirtschaft

Hightech-Gründer und Risiko-Kapitalisten treffen sich in Dresden

So sehen die "City-Trees" der Dresdner Firma "Green City Solution" aus. Die Bepflanzung filtert einerseits Feinstaub, formt andererseits Werbebotschaften - und am Fuß des Austellers gibt es eine Bank zum Sitzen. Foto: Green City Solutions

So sehen die „City-Trees“ der Dresdner Firma „Green City Solution“ aus. Die Bepflanzung filtert einerseits Feinstaub, formt andererseits Werbebotschaften – und am Fuß des künstlichen Stadt-Baums gibt es eine Bank zum Sitzen. Foto: Green City Solutions

Drei Konferenzen im Herbst sollen Instituts-Ausgründungen den Start erleichtern

Dresden, 10. September 2015. Wenn Forschungsinstitute Hochtechnologie-Firmen ausgründen, haben die meist einen deutlich schwereren Start als junge Software- oder Internet-Firmen: Die Hightech-Betriebe müssen oft teure Ausrüstungen anschaffen, zudem haben die Wissenschaftler in der Regel kaum unternehmerische Erfahrungen. Drei Gründerkonferenzen im Herbst in Dresden sollen diese Probleme mindern. Während die „Startup Days“ (28.-29. September 2015) ausgewählten Forschern die Kunst der erfolgreichen Firmengründung beibiegen, wollen die Veranstalter mit den „Hightech Venture Days“ (5.-8. Oktober 2015) und dem „German Accelerator“ (15. Oktober 2015) Hightech-Gründer mit Kapitalgebern verkuppeln.

Michael Kaiser von der städtischen Wirtschaftsförderung sieht Dresden als guten Ort für solch diese internationalen Gründertreffen: Hier seien universitäre und außeruniversitäre Institute in deutschlandweit beispielhafter Dichte konzentriert, auch bemühe sich die Stadtverwaltung, hier Pilotprojekte für innovative Projekte zu installieren. Allerdings gibt es auch kritische Meinungen über den Standort.

Peter Sänger ist einer der vier Geschäftsführer. Foto: Green City Solutions

Peter Sänger. Foto: Green City Solutions

Dresdner erfinden feinstaub-schluckenden Stadtbaum

Gartenbauexperte Peter Sänger aus Dresden zum Beispiel ist heute eben dabei, in einen Transporter einen der „City-Trees“ zu verstauen, die er gemeinsam mit drei Mitstreitern erfunden hat, um das Stadtklima zu verbessern und die Umwelt zu entlasten: Der künstliche Stadtbaum seiner jungen Firma „Green City Solutions“ ist eine Kombination aus begrüntem Werbeaufsteller, Sitzbank und automatischem Bewässerungssystem. Im Kern handelt es sich um einen etwa mannshohen quadratischen Träger, der senkrecht aufgestellt und mit Moos, Blumen und anderen Gewächsen bepflanzt wird. Das Grünzeug filtert einerseits Feinstaub aus der Luft und formt nach außen Firmenlogos oder andere Werbebotschaften. „Ein einziger dieser City-Trees bindet soviel Feinstaub aus der Luft wie 260 normale Stadtbäume“, sagt er.

Das Konzept des City-Trees. Foto: Green City Solutions

Das Konzept des City-Trees. Foto: Green City Solutions

„City Tree“ wird aber nicht in Dresden, sondern in Oslo aufgestellt

Doch Sängers jüngster City-Tree soll nicht etwa in Dresden aufgestellt werden: Der Transporter macht sich heute auf den Weg ins ferne Oslo, wo die Norweger diese Innovation aus Dresden offensichtlich mehr zu schätzen wissen als die Dresdner selbst. „Wir haben schon City-Trees in Jena und Stuttgart aufgebaut, demnächst stellen wir ihn an der Seine, in Paris aus. Bloß in Dresden ist es uns nicht gelungen, unser Produkt zu installieren – obwohl Dresden ja auch erhebliche Feinstaub-Probleme hat und uns solch ein Prototyp daheim sicher sehr weitergeholfen hätte“, ärgert er sich. Wirtschaftsförderer Kaiser will nach Sängers Kritik nun prüfen, ob sich Dresden nicht vielleicht doch solch einen „City-Tree“ aus eigener Produktion leisten kann.

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Zu wenig Senior-Berater und reiche Erben in Ostdeutschland

Aber mangelnde Möglichkeiten, Prototypen ihrer Erfindungen gleich vor Ort zu installieren und zu verkaufen, sind eben nicht die einzigen Probleme, mit denen ostdeutsche und vor allem sächsische Gründer zu kämpfen haben. Anders als in den alten Bundesländern gebe es hier kaum beratende Senior-Unternehmer („Business Angel“), reiche Erben oder Risikokapitalisten, die Instituts-Ausgründungen begleiten, schätzt beispielsweise Bettina Voßberg vom Verein „HighTech Startbahn Netzwerk“ ein. Zwar sei allein in Sachsen von etwa 120 bis 150 Technologiefirmen-Gründungen auszugehen. Doch anders als die Software- oder Onlinehandel-Startups etwa in Berlin engagieren sich Investoren hier eben nur zögerlich. „Die Fianzierung solcher Hightech-Gründungen ist anspruchsvoller und komplexer, es dauert länger, bis sie positive Betriebsergebnisse erwirtschaften und insofern braucht man als Investor da mehr Expertise und einen längeren Atem als bei anderen Startups“, nennt Bettina Voßberg einige Gründe.

Seit 1. Januar 2015 gilt in Deutschland ein Mindestlohn von 8,50 je Stunde - mit einigen Übergangs- und Ausnahmereglungen. Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

Gründer kommen inzwischen aus ganz Europa nach Dresden, um sich Kapitalisten vorzustellen

Deshalb hat ihr Verein auch vor zwei Jahren die Konferenzreihe „Hightech Venture Days“ initiiert, die ausgewählte Gründer und Investoren zusammenbringt. Lag der Fokus im ersten Jahr noch ganz auf Ostdeutschland, verbreiterte sich die Gründerauswahl im Folgejahr auf ganz Deutschland, und in diesem Jahr hat der Verein 67 vielversprechende Gründer aus ganz Europa eingeladen. „Wir versuchen natürlich auch, den Erfolg dieser Treffen zu messen“, sagt sie. Zwar sei die Veranstaltungsreihe noch jung, während sich Hightech-Finanzierungsverhandlungen durchaus über ein Jahr hinstrecken können. Doch laut ersten Auswertungen konnten reichlich 30 Prozent der bisher eingeladenen Gründer hinterher zumindest in Verhandlungen mit Kapitalgebern eintreten, mindestens sechs haben inzwischen auch tatsächlich feste Geldzusagen bekommen. Autor: Heiko Weckbrodt

Die drei Gründerkonferenzen im Überblick:

„Start-Up Days 2015“

Zeit: 28. bis 29. September 2015
Ort: Dresden International University (DIU)
Veranstalter: Verbundprojekt der Forschungsgesellschaft Helmholtz, Max Planck, Fraunhofer und Leibniz
Konzept: Firmengründer-Schulung für unternehmenslustige Forscher
Mehr Infos im Netz: www.start-up-days.de

„Hightech Venture Days“

Zeit: 5. bis 8. Oktober 2015
Ort: Messe Dresden
Veranstalter: HighTech Startbahn Netzwerk e. V.
Konzept: 67 junge Unternehmen bzw. Gründer aus 6 Branchen (Mikroelektronik/Nanotech, Umwelttechnik, Automobil, Materialwissenschaft, Maschinenbau und Biotech/Medizin) stellen sich internationalen Kapitalgebern vor
Mehr Infos im Netz: www.hightech-venture-days.com

„German Accelerator – Celebrating Innovation in Germany”

Zeit: 15. Oktober 2015
Ort: Zeitenströmung Dresden
Veranstalter: LMU Entrepreneurship Center
Konzept: ca. 40 Gründer präsentieren sich mit Entscheidern, Technologiepionieren und Wirtschaftsbossen, um denen ihre Geschäftsideen schmackhaft zu machen.
Mehr Infos im Netz: www.germanaccelerator.com/event/celebrating-innovation/

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt