Wirtschaft

Mehr Platz für die regionale Cloud

Sandra und Thomas Horn haben heute den Grundstein für einen neuen Unternehmenssitz samt Rechenzentrum für die IBH in Dresden-Gittersee gelegt. Tochter wie Vater waren sichtlich stolz auf das in den vergangenen 24 Jahren erreichte. Foto: Heiko Weckbrodt

Sandra und Thomas Horn haben heute den Grundstein für einen neuen Unternehmenssitz samt Rechenzentrum für die IBH in Dresden-Gittersee gelegt. Tochter wie Vater waren sichtlich stolz auf das in den vergangenen 24 Jahren erreichte. Foto: Heiko Weckbrodt

IT-Dienstleister IBH investiert in Dresden 4 Millionen Euro

Dresden, 1. September 2015. Um der hohen Nachfrage nach regionalen Internet-Zugängen und Rechnerwolken (Clouds) gerecht zu werden, baut der Informationstechnologie-Dienstleister „IBH“ am Südhang von Dresden einen neuen Unternehmens-Sitz samt Rechenzentrum. Heute versenkte Geschäftsführerin Sandra Horn eine Zeitkapsel im Grundstein, im Spätsommer soll der über vier Millionen Euro teure Neubau im Gewerbegebiet Coschütz-Gittersee fertig sein. „Damit beginnt eine neue Etappe in unserer Unternehmens-Entwicklung“, sagte sie.

Vom Uni-Dozenten zum Unternehmer

Ihr Vater, Firmengründer Thomas Horn, stand dabei neben ihr und lächelte stolz: Wenn seine Tochter so weiter mache, dann werde er es vielleicht in ein paar Jahren noch erleben, dass noch ein zweites oder drittes Geschoss auf den Neubau kommt, sagte er.

Für ihn war es biografisch und unternehmerisch ein weiter Weg zum eigenen Unternehmens-Komplex auf den Südhöhen von Dresden. Zu DDR-Zeiten leitete Professor Horn das Fakultäts-Rechenzentrum der TU Dresden. Jahrelang hielt er Studenten Vorträge darüber, was man mit geballter Computerkraft alles anstellen kann. Nach dem Zusammenbruch der DDR wurde aus dem Dozenten der Unternehmer: Horn gründete 1991 mit zwei ehemaligen Studenten das „Ingenieurbüro Horn“ (IBH), mit dem er zunächst „nur“ informationstechnologische (IT) Dienstleistungen und Beratung für die regionalen Unternehmen und Behörden anbieten wollte. „Einer der Studenten hat mich bald gefragt: Wo ist denn hier das Internet?“, erinnerte er sich. „Da ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen: Es gibt in Sachsen gar keinen eigenen Internet-Provider.“

Regionale Clouds und Netzzugänge seit NSA-Affäre besonders gefragt

Und so kam eines zum anderen: IBH bietet heute neben Computertechnik-Beratungen und Netzwerk-Installationen zum Beispiel auch Internetanschlüsse für Dresdner Firmen und öffentliche Einrichtungen an. Horn half zum Beispiel mit, als Stadt und Wirtschaft müde davon waren, auf schnelle Internetanschlüsse von Telekom, Vodafone und Co. zu warten und selbst begannen, Dresdner Gewerbegebiete an das Glasfasernetz der Drewag-Stadtwerke anzuschließen – unter anderem in Coschütz-Gittersee, wo die Horns selbst nun bauen.

Foto: Bitkom

Foto: Bitkom

Auch vermietet die IBH Rechen- und Speicherkapazitäten (Cloud-Dienste) an regionale Firmen. Die Horns haben damit einen Trend vorweggenommen, der seit den Snowden-Enthüllungen und den NSA-Affären viele deutsche Kleinunternehmer und Mittelständler umtreibt: Sie wollen ihre Daten, ihr Kern-Know-How, nur noch ungern internationalen Cloud-Multis anvertrauen – zu groß ist das Misstrauen, dass in den Rechenzentren der US-Riesen auch NSA & Co. herumschnüffeln und Industriespionage treiben könnten.

Neue Jobs geplant

Wegen der hohen Nachfrage für solche regionalen IT-Dienste ist das Technologiezentrum Dresden an der Gostritzer Straße, in dem IBH über zehn Jahre residierte, inzwischen für das Unternehmen zu klein geworden. Über 350 Kunden hat die Firma inzwischen, darunter die Landeshauptstadt, die Messe Dresden, aber auch viele regionale Hightech-Unternehmen. Zudem ist das dreiköpfige Startteam bis heute auf 30 Mitarbeiter gewachsen, die zuletzt einen Jahresumsatz von 6,5 Millionen Euro erwirtschafteten. Acht weitere neue Arbeitsplätze sollen in nächster Zeit entstehen, kündigte Sandra Horn an, die das Unternehmen mittlerweile gemeinsam mit ihrem Vater leitet.

Sicherer Datentresor für Kundendaten

Außerdem wolle man das Vertrauen der Kunden eben auch nicht enttäuschen und brauche deshalb ein größeres Rechenzentrum mit höchsten Sicherheitsstandards, erklärten Vater und Tochter. So wird der Neubau neben 600 Quadratmetern für Büros, Labore und Lager beispielsweise auch ein 200 Quadratmeter großes Rechenzentrum enthalten, das besonders gesichert ist.

IT-Standort im Dresdner Süden gewachsen

Dresdens amtierender OB Dirk Hilbert. Abb.: LHD Dresden

Dirk Hilbert. Abb.: LHD

„Eine ganz wunderbare Entwicklung“, freute sich der frischgewählte Dresdner Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP). Firmen wie IBH seien es, die zeigen, wie stark die hiesige Unternehmenslandschaft – die größtenteils erst kurz nach der Wende entstanden war – inzwischen gewachsen sei. Und natürlich ist der ehemalige Wirtschaftsbürgermeister um jedes Beispiel froh, das zeigt, dass sich solche kostspieligen Wirtschaftsförderprojekte wie das Technologiezentrum oder die kommunalen Gewerbegebiete eben doch irgendwie auszahlen.

Günter Bruntsch, Abb.:IHK Dresden

Günter Bruntsch, Abb.:IHK Dresden

Ähnlich sieht das Günter Bruntsch, der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Dresden: Es sei einfach faszinierend zu sehen, welche Konzentration aus Hochtechnologie-Unternehmen sich gerade hier, im Süden Dresden, als Kontrapunkt zu den Chipwerken im Norden gebildet habe. Autor: Heiko Weckbrodt

 

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt