Forschung

Archäologen graben älteste Moschee Deutschlands aus

Archäologen legen den Boden rund um den Moscheebau frei. Im Vordergrund Fundamente einer Panzerhalle aus der NS-Zeit. Foto: Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landemuseum/Prof. Dr. Susan Pollock, Freie Universität Berlin

Archäologen legen den Boden rund um den Moscheebau frei. Im Vordergrund Fundamente einer Panzerhalle aus der NS-Zeit. Foto: Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, Prof. Dr. Susan Pollock, Freie Universität Berlin

Berlin/Wünsdorf, 31. August 2015. Archäologen der FU Berlin haben die vermutlich älteste Moschee in Deutschland ausgegraben: In einem Meter Tiefe fanden sie in Wünsdorf nahe Berlin die Überreste Verspannungsdrähte und Eisenbolzen der Holzkuppel sowie grüne und blaue Glasscherben der Fenster des islamischen Gotteshauses.

Deutsches Reich wollte dort muslimische Kriegsgefangene zu Jihadisten gegen Entente-Mächte machen

Die Moschee war vor 100 Jahren, während des I. Weltkriegs, im Kriegsgefangenen-Camp „Halbmondlager“ errichtet worden. „Das Deutsche Reich wollte an dem Ort damals Kriegsgefangene islamischen Glaubens aus den Reihen der Entente-Staaten indoktrinieren, also des Vereinigten Königreichs, Frankreichs und Russlands“, hieß es von der FU Berlin. „Die Kriegsgefangenen sollten bewegt werden, im Krieg fortan gegen ihre Herkunftsstaaten zu kämpfen und für das Bündnis der Mittelmächte einzutreten.“ Dieser Plan scheiterte jedoch: „Die ersten 2000 vermeintlichen Jihadisten wurden von Deutschland aus 1915 in Richtung des Osmanisches Reich geschickt mit dem Ziel, sie dort in die Armee zu integrieren. Dort wurden die Menschen aber so schlecht behandelt, dass in der Folge der gesamte Plan fallengelassen wurde.“

1930 wurde die Moschee abgerissen. Später entstanden dort Militäreinrichtungen erst des NS-Regimes, dann der Sowjetunion. Das Land Brandenburg will dort demnächst Wohn-Container für Asylbewerber aufstellen. Deshalb hatten die Archäologen mit den Grabungen begonnen.

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt