Forschung

Der Plasmaphysik-Standort Greifswald

Blick in das Physikinstitut Greifswald - die Universität gehört zu den führenden Forschungseinrichtungen für Plasmaphysik in Deutschland. Foto: Heiko Weckbrodt

Blick in das Physikinstitut Greifswald – die Universität gehört zu den führenden Forschungseinrichtungen für Plasmaphysik in Deutschland. Foto: Heiko Weckbrodt

Bereits zu DDR-Zeiten war Greifswald ein wichtiger Standort der Plasma- und Kernphysik –auch bedingt durch das nahe Kernkraftwerk Greifswald/Lubmin (KKW Nord). In Greifswald betrieb die DDR-Akademie der Wissenschaften (AdW) das Institut für Gasentladungsphysik. Auch die Uni Greifswald beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Plasmaphysik.

Heute sind in Greifswald vor allem drei wichtige Plasmaphysik-Forschungseinrichtungen konzentriert: Das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP), das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP) und das Institut für Physik (IfP) der Uni Greifswald.

Kurzporträt INP:

Name: Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP)
Standort: Greifswald
Gründung: 1992 (vorher Institut für Gasentladungsphysik der Akademie der Wissenschaften)
Schwerpunkte: Anwendungsnahe Forschung für den Einsatz von „kalten“ Plasma (Zimmertemperatur bis maximal einige Tausend Grad) zum Beispiel für Energietechnik, Werkstoffbeschichtung, Gesundheit und Umwelttechnik
Personal: durchschnittlich 180 (je nach Projektlage)
Jahresbudget: ca. 15 Millionen Euro, davon je 25 % vom Bund und vom Land Mecklenburg-Vorpommern, 50 % durch Erlöse aus Industrieerträgen und anderen Drittmitteln

Plasma-Physik in Deutschland

Der Einsatz von Plasma ist in Deutschland eine oft unterschätzte Querschnitts-Technologie, die in fast allen Industriezweigen eine wichtige Rolle spielt, schätzt Prof. Edward Krubasik, der Präsident der „Deutschen Physikalischen Gesellschaft“ (DPG), ein. Mit technischem Plasma werden beispielsweise Autoteile beschichtet, um deren Reibung und damit letztlich den Kraftstoffverbrauch in Autos zu reduzieren. Auch Architekturglas wird mit Plasma beschichtet, etwa um den Wärmeverlust in Wolkenkratzern zu mindern. Zu den führenden Anlagenherstellern auf diesem Gebiet gehört die „Von Ardenne Anlagentechnik“ in Dresden, die wiederum auf das einzige DDR-Privatinstitut des Plasmaphysik-Pioniers Manfred von Ardenne zurückgeht. Auch um Einkaufstüten, Spiegel und vieles anderes zu veredeln und Computerchips zu produzieren, wird Plasma eingesetzt.

Deutschland führend in Plasmatechnologie

In Deutschland sind zirka 1500 Plasmaphysiker tätig, viele davon in der Fusionsforschung. Die führenden Universitäten der Plasmaforschung befinden sich in Greifswald, Bochum und Kiel. Laut DPG gehört Deutschland weltweit zu den führenden Nationen der Plasmatechnologie: „Wir liefern uns ein Kopf- an Kopfrennen mit den USA; Japan rangiert auf dem dritten Platz“, so die DPG. Die Forschungsgesellschaft schätzt, dass mit der Plasmaphysik in der Bundesrepublik rund 500.000 Arbeitsplätze und zweistellige Milliarden-Umsätze verknüpft sind. hw

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt