Dresdner Genetiker machen Mausgehirn menschenähnlich
Dresden, 16. August 2015. Die Vorstellung ist etwas gruselig: Eine Maus mit menschlicher Intelligenz würde wohl in keine Mausefalle mehr tappen und bestimmt auch ganz neue Taktiken entwickeln, um Küchen auszuplündern. Ganz so weit mag es vielleicht nicht kommen, aber einen Schritt in diese Richtung haben kürzlich Dresdner Planck-Forscher getan: Sie haben die Nerven-Stammzellen von Mäusen genetisch zu verändert, dass sie denen von Primaten ähnlich wurden. Dadurch bekamen diese Mäuse-Stammzellen die Fähigkeit, ähnlich viele Nervenzellen wie Affen oder Menschen, letztlich sogar eine ähnliche Großhirnrinde (Neokortex) zu bilden – das A und O für die menschliche Intelligenz.
Neokortex bestimmt über Intelligenz
„Die evolutionäre Expansion des Neocortex ist ein Kennzeichen von Lebewesen mit höher ausgebildeten geistigen Fähigkeiten“, betonte Prof. Wieland Huttner, Direktor am Max-Planck-Instituts für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG) in Dresden. „Unsere Studienergebnisse tragen dazu bei, die molekularen Mechanismen, die dieser Entwicklung zugrunde liegen, besser zu verstehen.“
Forscher stellen ungeprägte Mäuse-Stammzellen auf „Voll aktiv“
Stammzellen sind in der Biologie ungeprägte Vorläufer-Zellen, ähnlich wie ein unbeschriebenes Blatt Papier, die sich später, nach ihrer „Berufs-Wahl“, auf alle möglichen Funktionen spezialisieren können. Genetiker experimentieren mit solchen Zellen besonders gern. Denn viele Forscher hoffen, damit künftig einmal Nervenzell-Therapien entwickeln zu können, die Lahme wieder gehen und Blinde wieder sehen lassen. Bei den Labormäusen im konkreten Fall hatten die Doktoranden Fong Kuan Wong und Ji-Feng Fei im MPI-CBG neue transgene Mäuse gezüchtet und dann den „Transkriptionsfaktors Pax6“an den Mäuse-Stammzellen aktiver gemacht, so dass diese Zellen plötzlich ähnlich teilungsfreudig wurden wie bei Primaten.
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