Deutsche Physikerin und fünf andere Forscher lassen sich für ein Jahr auf nachgebildeter Mars-Station auf Hawaii einsperren
Mars/Hawaii, 15. August 2015. Wenn sechs Männer und Frauen in einer WG zusammenleben ist das das eine – aber ein Jahr auf engstem Raum zusammengepfercht auf einer Station auf dem Mars? Wo jeder Schritt vor die Tür nur im klobigen Raumanzug denkbar ist? Wo man ein Jahr auf Gedeih und Verderben miteinander auskommen muss, weil es vorher kein Zurück zur Erde gibt?
Die deutsche Physikerin Christiane Heinicke und fünf andere Wissenschaftler im Alter zwischen 25 und 36 Jahren wollen das nun für die US-Weltraumbehörde NASA ausprobieren, wie die Tschira-Stiftung ankündigte: Am 28. August schließen sich für das Sextett die Türen in einer nachgebildeten Raumstation, die inmitten einer Lava-Wüste auf Hawaii steht. Ein Jahr lang werden die 29-jährige deutsche Physikerin sowie eine Ärztin, eine Umweltwissenschaftlerin, ein Astrobiologe, ein Architekt und ein Militärpilot aus den USA und Italien dort eine Marsmission simulieren.
Experiment soll auch Gruppendynamik testen
„Die Landschaft befindet sich inmitten von Lavagestein, die Station steht demnach auf marsähnlichem Gelände“, zitiert die Stiftung die Physikerin, deren Spezialgebiet die Fluiddynamik ist. „In dem Jahr auf Hawaii werden wir alle Untersuchungen für die NASA vornehmen.“ Ein Ziel dabei ist es herauszufinden, ob und wie es funktioniert, wenn die Bodenkontrolle von der Erde aus die Wissenschaftler auf dem Mars bei Experimenten anleitet. Vor allem aber soll die Simulation die Gruppendynamik in Isolation entwickelt und steuern lässt. „Man möchte Wege finden, um eine produktive Atmosphäre aufrecht zu erhalten, aber auch verhindern, dass die Gruppe zu eng zusammenrückt. Auf der Erde könnte man sonst jeglichen Einfluss auf die Mission verlieren.“ Sobald sie eingesperrt ist, will Heinicke auf ihrem Blog über ihre Erfahrungen auf dem Pseudo-Mars berichten.
Noch fehlen Schutzschilde für richtige Marsreise
Vor einer echten Mars-Reise sind allerdings – abgesehen von dem immensen finanziellen Aufwand – auch noch viele technische Probleme zu lösen. So hat die NASA vor allem noch kein Raumschiff mit ausreichenden Schutzschilden gegen die kosmische Strahlung auf der langen Reise parat. An diesem Problem knobeln derzeit auch Wissenschaftler am europäischen Kernforschungszentrum CERN bei Genf: Sie wollen dafür Supraleit-Spulen konstruieren, die Strom widerstandslos leiten und dadurch extrem starke Magnetfelder aufbauen können. hw
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