Ausflugstipp, Dresden-Lokales

Zuviel gesündigt? Beim Tetzel gibt den Ablassschein

An Ablasshändlern wie Johannes Tetzel entzündete sich Martin Luthers Zorn. Abb.: C. G. Böhme, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Wikipedia, Public Domain

An Ablasshändlern wie Johannes Tetzel entzündete sich Martin Luthers Zorn. Abb.: C. G. Böhme, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Wikipedia, Public Domain

Oigers Wochenendtipp: Pirna feiert einen windig-geschäftstüchtigen Handwerkersohn, der es bis zum Doktor der Theologie brachte

Dresden/Pirna, 14. August 2015. Das ist so klar wie die gern zitierte Kloßbrühe: Am langen Wochenende vom 14. bis 16. August kann kein anderes Fest in der Region dem Dresdner Stadtfest „Canaletto“ und dem Dresdner Dampfschifffest ernsthaft konkurrieren. Wem diese geballte Ladung an Vergnügungen aber gleich mehrere Nummern zu groß ist, dem ist ein Besuch des zwar entschieden kleineren, aber erlebenswerten Pirnaer Familienfest zum 550 Geburtstag des berühmt-berüchtigten Ablasshändlers Johannes Tetzel (1465 – 1519) zu empfehlen.

Freiluft-Fest vor dem Tetzel-Haus

So lädt die die Kultur- und Tourismusgesellschaft Pirna am Sonnabend, 15. August, von 15 bis etwa 19 Uhr zum Open-Air-Fest in das Tetzelhaus ein. Unter dem Motto „Ein Tag bei Tetzel – Reformation hautnah“ stehen der Wandel der alltäglichen Lebensverhältnisse vor und während der Reformation, Sitten und Gebräuche, Handwerk, Essen und Fasten, Musik und Tanz, Poesie und Magie, Spiel und Disput im Mittelpunkt des unterhaltsamen Treibens.

Das sehr schöne Eingangsportal des Tetzelhauses. Foto: Peter Weckbrodt

Das sehr schöne Eingangsportal des Tetzelhauses. Foto: Peter Weckbrodt

Das Fest findet erstmals in diesem Jahr statt und nimmt Kleine und Große, Junge und Alte spielerisch mit in die Zeit zwischen der Geburt Tetzels im Jahre 1560 und dem Beginn der Reformation in Sachsen am 31. Oktober 1517 mit Martin Luthers berühmten Wittenberger Thesenanschlag.

Trotz päpstlicher Ehrung an der Pest gestorben

Johannes Tetzel war der Sohn eines Pirnaer Goldschmiedes. In die Geschichtsbücher gelangte er als der anerkannt erfolgreichste Ablasshändler im Dienst der Katholischen Kirche. Das Bistum Meißen berief Tetzel im Jahr 1516 zum Ablasshandel-Subkommissar für den Bau der Peterskirche in Rom. Ein Jahr später war er schon Generalsubkommissar für die Bistümer Halle und Magdeburg. Papst Leo X. würdigte Tetzels Verdienste mit der Ernennung zum Doktor der Theologie. Das alles verhinderte aber nicht, dass Tetzel 1519 in Leipzig an der Pest starb.

Das Pirnaer Rathaus ist ein Schmuckstück. Foto: Peter Weckbrodt

Das Pirnaer Rathaus ist ein Schmuckstück. Foto: Peter Weckbrodt

Das denkmalgeschützte Geburtshaus bestand ursprünglich aus zwei Handwerkerhäusern mit Sitznischenportalen. Im 1. Obergeschoss befindet sich die älteste mittelalterliche Bohlenstube in Sachsen. Sie ist auf das Jahr 1381 datiert.

Familienfest mit Filz, Wein und Luther-Tetzel-GAU

Große Teile des Familienfestes werden sich im lauschigen Innenhof des Tetzelhauses abspielen. Verschiedene Kinderattraktionen wie Wollfilzen und Handspindelspinnen, Siegeln mit dem Pirnaer Stadtmuseum und das Prägen von süßen Tetzel-Talern mit der Konditorei Schreiber Pirna sind im Angebot. Die Großen können inzwischen den Pirnaer Unikatswein vom Weingut Winzer Winn, mittelalterliche Musik mit Gauklereien und Schlangenbeschwörung sowie stündliche Führungen durch das Haus genießen. Auf ein Zusammentreffen Tetzels mit Luther können sich die Besucher ebenfalls freuen.

In unmittelbarer Elbnähe Richtung Heidenau steht die Tetzelsäule. Hier soll der Dominikanermönch gepredigt haben. Foto: Peter Weckbrodt

In unmittelbarer Elbnähe Richtung Heidenau steht die Tetzelsäule. Hier soll der Dominikanermönch gepredigt haben. Foto: Peter Weckbrodt

Mittelalter-Musikkonzert im Stadtmuseum

Den passenden Tagesabschluss könnte der Besuch eines Konzertes mit dem Montalbâne-Ensemble um 19 Uhr im Stadtmuseum Pirna bilden. Dieses Ensemble ist eine Zusammenarbeit zwischen in Mitteldeutschland ansässigen Musikern mit internationalem Renommee, die sich auf mittelalterliche und traditionelle Musik spezialisiert haben, sowie mit „montalbâne“, einem Festival für mittelalterliche Musik in Europa. Dieses Festival findet seit 20 Jahren auf Schloss Neuenburg und in der romanischen Marienkirche in Freyburg an der Unstrut statt. Die Konzeption der Konzerte und die Probenarbeit erfolgen im Schloss Gosek. Hier hat das Ensemble auch seinen Stammsitz. Autor: Peter Weckbrodt

Familienfest zum 550. Geburtstag von Johannes Tetzel, 15. August 15 bis ca. 19 Uhr, Tetzelhaus, Schmiedestraße 19, 01796 Pirna, Eintritt frei; Abendkonzert im Stadtmuseum, Klosterhof 2; Tef.: 03501-556 461; Eintritt: im Vorverkauf 16 Euro, Erm. 12 Euro, Tageskarten zzgl. 2 Euro per Ticket; Mehr Infos: www.ticket.pirna.de

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt