Wirtschaft

Deutsche Fahrrad-Industrie schrumpft

Die Verteilung der Fahrradhersteller in Deutschland. Die verbliebenen neun Großproduzenten sitzen vor allem in kleinen Städten, die vielen kleinen Spezialschmieden dagegen eher in Ballungsräumen. Karte: IfL Leipzig

Die Verteilung der Fahrradhersteller in Deutschland. Die verbliebenen neun Großproduzenten sitzen vor allem in kleinen Städten, die vielen kleinen Spezialschmieden dagegen eher in Ballungsräumen. Karte: IfL Leipzig

Produktion verlagert sich gen Osten

Leipzig, 11. August 2015. Die deutsche Fahrrad-Industrie hat in den vergangenen Jahren Marktanteile verloren: Waren zur Jahrtausendwende noch rund 4100 Menschen mit der Fahrradproduktion und weitere knapp 1000 mit der Fertigung von Fahrradteilen und –Zubehör beschäftigt, blieben davon im Jahr 2013 nur noch 2600 Arbeitsplätze in der Fahrradproduktion und weitere 1300 in der Teile-Fertigung übrig. Und wurden im Jahr 2000 noch zirka 3,4 Millionen Drahtesel hergestellt, waren es 2013 nur noch 2,2 Millionen. Das geht aus einer Marktanalyse hervor, die das Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) Leipzig heute veröffentlicht hat.

Nur noch neun Großhersteller – und die sind teils in ausländischer Hand

„Während die Produktion im westlichen Europa schrumpft, ist eine Verlagerung nach Osten zu beobachten“, schätzte Prof. Joachim Burdack vom IfL ein. Vor allem polnische und bulgarische Fahrradhersteller gewinnen mehr und mehr an Bedeutung, aber auch Anbieter aus China. Hinzu kommt: Auch die neun übrig gebliebenen Großhersteller in Deutschland befinden sich inzwischen teilweise in ausländischer Hand. So gehört beispielsweise der sächsische Traditionshersteller „Diamant“ dem US-Konzern Trek Bicycle, die fränkische „Winora“ gehört zur niederländischen Accell Group.

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Branche setzt auf Spezialisierung in der Nische und eBike

Derweil sind aber viele kleine Fahrrad-Schmieden vor allem in den Ballungszentren entstanden, die sich auf Spezial-Fahrräder spezialisiert haben, beispielsweise auf „hochwertige Rennräder, exklusive Mountainbikes, Designerräder und Spezialräder wie Liege-, Transport- oder Lastenräder, die je nach Ausstattung mehrere tausend Euro kosten können“, wie es in der IfL-Analyse heißt. Große Hoffnungen setzen die deutschen Firmen jetzt besonders auf elektrische Fahrräder, also eBikes beziehungsweise Pedelecs. 2013 wurden bereits rund 410.000 E-Bikes verkauft. „Mit einem Marktanteil von elf Prozent hat das E-Bike bereits die dritte Position inne, nach dem Treckingrad (32 Prozent) und dem Cityrad (23 Prozent).“

Entwicklung des Fahrradmarkts in Deutschland. Grafik: IfL Leipzig

Entwicklung des Fahrradmarkts in Deutschland. Grafik: IfL Leipzig

Von wegen Autoland: Deutsche haben doppelt soviel Fahrräder wie Autos

Was auch auffällt: Zwar sind die Fahrrad-Verkaufszahlen in Deutschland seit Jahren rückläufig. Aber das mag auch an einer gewissen Marktsättigung liegen. Denn mittlerweile haben 80 Prozent der Haushalte mindestens ein Fahrrad. Insgesamt gibt es im „Autoland“ Deutschland zirka 67,3 Millionen Drahtesel, aber nur 37,5 Millionen Kfz. Anders ausgedrückt: Die Deutschen haben fast doppelt soviel Fahrräder wie Autos.

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt