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IWH: Deutschland profitiert von Griechenland-Krise

Die Akropolis in Athen. Foto: Heiko Weckbrodt

Deutschland hat durch niedrige Anleihe-Zinsen stark von der Griechenland-Krise profitiert, hat das IWH ausgerechnet. Foto: Heiko Weckbrodt

Bund hat laut Wirtschaftsforschern seit 2010 rund 100 Milliarden Euro gespart

Halle, 10. August 2015. Deutschland hat von der Schuldenkrise Griechenlands finanziell stark profitiert. Die Bundesrepublik hat dadurch rund 100 Milliarden Euro Zinsen gespart – mehr als Staatsbankrott der Griechen die Deutschen kosten würde. Das haben Ökonomen des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) ausgerechnet.

Forscher: Ausgeglichener deutscher Haushalt fußt auch auf Zinsersparnissen

„Der ausgeglichene Haushalt in Deutschland ist zu einem großen Teil auf Zins-Einsparungen aufgrund der Schuldenkrise zurückzuführen“, betonen die Wirtschaftsforscher. „Diese Einsparungen übertreffen die Kosten der Krise.“

Mechanismus: Investoren flüchteten in „sichere“ Kapitalanlagen in Deutschland

Ihrem Berechnungs-Modell legten die Hallenser die Beobachtung zugrunde, dass Kapital-Investoren ihr Geld bei einer Krise dort anlegen, wo es sicher erscheint – in diesem Falle immer wieder in Deutschland. „Jedes Mal, wenn es für die Finanzmärkte in den letzten Jahren negative Neuigkeiten zum Thema Griechenland gab, fielen die Zinsen auf deutsche Staatsanleihen, und jedes Mal, wenn es gute Neuigkeiten gab, stiegen sie“, argumentieren die Forscher. „Zum Beispiel fielen die Zinsen auf Bundesanleihen um rund 30 Basispunkte an einem Tag, als ein Sieg von Syriza immer wahrscheinlicher wurde oder als die neue Regierung alle weiteren Verhandlungen mit der Troika ablehnte.“ Ähnliche Ausschläge seien bei der griechischen Volksabstimmung im Juni zu beobachten gewesen.

Zinssatz ohne Griechenland-Effekt modelliert

Um den finanziellen Effekt für Deutschland zu errechnen, legten die Hallenser das Modell einer idealen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) zugrunde, also welche Zinsen auf Staatsanleihen der Bund ohne Griechenland-Auswirkungen hätte zahlen müssen. Die Differenz zum tatsächlichen Schuldendienst beträgt demnach ab 2010 bis heute rund 100 Milliarden Euro. Bei einem Staatsbankrott Griechenlands müsste Deutschland hingegen „nur“ für etwa 90 Milliarden Euro geradestehen.

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt