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Die Lügen der Sieger: Thriller über die Konstruktion öffentlicher Meinung

Ein Mann springt im Zoo in die Löwengrube und stirbt - und Journalist Fabian Groys (Florian David Fitz) wird misstrauisch: Stecken bei der Bundeswehr eingesetzte Psychogifte hinter dem bizarren Selbstmord? In "Die Lügen der Sieger" sind "Wahrheit" und inszenierte Information bald nur noch schwer auseinander zu halten. Foto: Heimatfilm

Ein Mann springt im Zoo in die Löwengrube und stirbt – und Journalist Fabian Groys (Florian David Fitz) wird misstrauisch: Stecken bei der Bundeswehr eingesetzte Psychogifte hinter dem bizarren Selbstmord? In „Die Lügen der Sieger“ sind „Wahrheit“ und inszenierte Information bald nur noch schwer auseinander zu halten. Foto: Heimatfilm

Wettlauf zwischen Journalisten und Lobbyisten in Affäre um Psychogifte der Bundeswehr

„Die Lügen der Sieger“ ist ein Film, der ernüchtert – jedenfalls all jene, die vielleicht bisher daran geglaubt hatten, dass letztlich doch die Wahrheit über die Ränke der Reichen und Mächtigen ans Licht kommt und die Lügen besiegt werden. Regisseur Christoph Hochhäusler thematisiert in seinem Investigativ-Thriller im Stile der „Unbestechlichen“ die Macht der Waffenlobby, Aufklärungswillen, aber eben auch die Manipulation der Medien – in einem interessanten und oft sehr packenden Erzählstil.

Wahrheit und Finten bald kaum noch unentwirrbar verwoben

Im Zentrum der Story steht der Journalist Fabian Groys (Florian David Fitz), der zusammen mit der ihm aufgedrängelten Praktikantin Nadja (Lilith Stangenberg) für eine große Hauptstadt-Zeitung die Invalidenpolitik der Bundeswehr unter die Lupe nimmt. Als ein Insider ihm anbietet gegen Geld wertvolle Schlüsselinformationen über eine große Vertuschungsaktion zu liefern, wittert der wegen seine Spielsucht tiefverschuldete Enthüllungsreporter die ganz große Story, den Knüller, den er gerade jetzt dringend brauchen kann. Doch bald merken Fabian und Nadja, dass da eine schwer fassbares Gruppe im Hintergrund noch ihre eigenen Fäden zieht, die Journalisten immer wieder in die Irre zu führen versucht. Immer schwieriger wird es, Lüge und Wahrheit in der Affäre um mutmaßlich hochgefährliche Substanzen in Bundeswehreinsätzen zu unterscheiden. Doch schließlich sind beide überzeugt: Jetzt haben wir genug in der Hand, werft die Druckmaschinen an…

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Fazit: sehenswert

Zwar wirken die Bösewichter in „Die Lügen der Sieger“ manchmal arg böse, die Enthüllungsjournalisten allzu integer, und diese Klischeeneigung gehört eher zu den Schwächen dieses deutschen Thrillers. Andererseits fasziniert „Die Lügen der Sieger“, der ab heute im Kino zu sehen ist, durch nette Finessen in der Kameraführung, vor allem aber durch seine Anlehnung an die schonungslosen und desillusionierenden US-Politthriller der 1970er, als Hollywood noch wirklich mutige Filme zustande brachte. Zugleich ist dieser Film ein Lehrstück darüber, wie öffentliche Meinung entsteht und konstruiert wird – von Journalisten, Politikern, Lobbyisten. Autor: Heiko Weckbrodt

„Die Lügen der Sieger“ (Heimatfilm/NFP/Warner), Thriller, Deutschland 2015, Regie: Christoph Hochhäusler, mit Florian David Fitz und Lilith Stangenberg, 112 Minuten

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt