Wirtschaft, Wirtschaftspolitik

Aufholprozess Ost-West eingeschlafen

Abb.: AK VWGSR

Abb.: AK VWGSR

Nur Sachsens Wirtschaft wächst überdurchschnittlich, Sachsen-Anhalt trägt mit nur 0,4 % die rote Laterne

Halle/Dresden, 1. Mai 2015: Der Aufholprozess der ostdeutschen Bundesländer zum gesamtdeutschen Wirtschafts-Niveau stockt noch immer: Mit Ausnahme von Sachsen ist es im vergangenen Jahr keinem einzigen dieser Länder gelungen, ein Wirtschaftswachstum über dem deutschen Durchschnitt (1,6 % im Jahr 2014) zu steigern. Das geht aus der aktuellen Gesamtrechnung des „Arbeitskreises Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“ hervor.

Demnach steigerte Sachsen sein Bruttoinlandsprodukt (BIP = Summe aller geschaffenen Waren und Leistungen) um 1,9 Prozent. Thüringen und Meck-Pomm kamen auf 1,6 %. Brandenburg blieb mit 0,9 % deutlich unter dem Durchschnitt. Schlusslicht im ostdeutschen wie gesamtdeutschen Vergleich war Sachsen-Anhalt mit einem preisbereinigten Wirtschaftswachstum von nur 0,4 Prozent.

IWH: Sachsen-Anhalt investiert zu wenig in Bildung und Forschung

Zu wenig Investitionen in Bildung und Forschung, zu wenig Internationalität und zu wenig Innovationen seien für das schlechte Abschneiden von Sachsen-Anhalt verantwortlich, haben nun Ökonomen des „Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle“ (IWH) eingeschätzt. Eben diese Hebel müsse die Landesregierung in Bewegung setzen, sonst habe Sachsen-Anhalt aufgrund seiner ungünstigen demografischen Entwicklung gar keine Chance aufzuholen. So fließe in diesem Bundesland nur 1,44 % des BIP in Forschung und Entwicklung (Vergleichsstand 2012), das sei der niedrigste Wert bundesweit. Zum Vergleich: In Sachsen lag diese F/E-Quote im selben Jahr doppelt so hoch, bei 2,92 %. In beiden Fällen ist die erreichte Quote vor allem durch bewusste politische Entscheidungen zu erklären, denn – anders als in den Alten Bundesländern – die meisten FE-Aufwendungen resultieren in Sachsen wie in Sachsen-Anhalt mehrheitlich aus staatlichen Ausgaben.

Fremdenfeindliches Image droht

„Auch das Niveau der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit ist vergleichsweise niedrig. Das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner liegt bei 70 % des Bundesdurchschnitts; das wirtschaftsschwächste westdeutsche Bundesland, Schleswig-Holstein, kommt auf 83%“, heißt es in der IWH-Einschätzung über Sachsen-Anhalt. „Schaut man auf andere Indikatoren wie etwa die Arbeitslosenquote oder die Produktivität, wird das Bild nicht besser.“ Hinzu komme eine hohe Quote rechtsextremer Straftaten, die das Image des Landes auch beschädigen würden. hw

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt