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Game of Thrones: Rettet das Haus Forrester!

Mira Forrester (links) versucht in Königsmund, Königin Margaery (r., Natalie Dormer) auf die Seite ihrer Familie zu ziehen. Abb.: BSF

Mira Forrester (links) versucht in Königsmund, Königin Margaery (r., Natalie Dormer) auf die Seite ihrer Familie zu ziehen. Abb.: BSF

In der Videospiel-Adpation von Telltale lenken wir die Geschicke eines kleinen Fürstenhauses im Norden von Westeros

Westeros. In einer reichlichen Woche startet im US-Fernsehen die fünfte Staffel von Games of Thrones. Wer die Zeit bis dahin partout nicht aushält, kann sich derweil an einer spielerischen Umsetzung der Intrigen von Westeros ergötzen: Die „Telltale Studios“ haben ein Adventure, oder besser gesagt: einen interaktiven Comic zur Serie und zur Fantasie-Romanserie „Das Lied von Eis und Feuer“ von George R. R. Martin geschaffen. Inzwischen sind drei der sechs geplanten Spieleteile von „Game of Thrones“ als Episoden-Downloads erschienen. Darin steuern wir die Geschicke einer kleinen Adelsfamilie des Nordens, die in der TV-Version und in den Büchern nur am Rande erwähnt wird: die Forresters.

Schlechte Karten für die Forresters nach der „Roten Hochzeit“

Die nämlich geraten nach der „Roten Hochzeit“ an den Zwillingstürmen der Freys ziemlich in die Defensive: Ihr Lord wird bei dem Massaker zusammen mit dem König des Nordens gemeuchelt, nur der Knappe Gared kann sich zurück nach Ironrath, zum Stammsitz der Forresters, retten. Doch kaum im „Eisernen Wald“ angelangt, muss er schon wieder weiter zur Mauer im hohen Norden flüchten, weil er den rivalisierenden Whitehills ins Gehege kommt. Die nämlich bekommen Oberwasser, seitdem König Rob Stark, der Lehnsherr der Forresters, bei den Zwillingstürmen der Freys zerstückelt wurde.

Werbevideo (Telltale Games):

Spieler wechselt zwischen Familien-Mitgliedern

Man merkt schon: Die Videospiel-Umsetzung ist ähnlich verwickelt und ränkereich wie Buch und TV-Serie. Wir lenken hier abwechselnd verschiedene Familienmitglieder, um einen Untergang des Hauses Forrester abzuwenden: Zum Beispiel Mira, die am Hof in Königsmund das Spiel der Throne lernt. Den exilierten Sohn und Kämpfer Asher, der Daenerys Sturmtochter in den Sklavenhalterstaaten des Ostens einen Deal abringen will. Gared, der sich bald zwischen seinen Schwarzen Brüdern und einer geheimen Mission zu Gunsten der Forresters entscheiden muss. Den jungen Lord, der entweder auf gefährlichen Stolz und Härte oder auf eine demütigende Hinhaltetaktik setzen muss. Dabei gibt es an vielen Stellen ein Wiedersehen mit den (nachgerenderten) Akteuren der TV-Serie, zum Beispiel Tyrion und Cersei Lannister oder John Schnee.

Galerie:

 

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Eher interaktiver Comic als richtiges Adventure

Ein richtiges Adventure-Spiel, das muss man gleich sagen, ist die Telltale-Umsetzung nicht wirklich: Die Story wird vor allem durch viele Videosequenzen vorangetrieben, zwischen die immer wieder tastengesteuerte Script-Kämpfe und Dialog-Entscheidungen eingeschoben sind. Insofern ist diese Spieleserie eher eine interaktiv beeinflusste Story.

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Dennoch: 1A-Futter für „Game of Thrones“-Fans

Ihre Stärken zieht die „Spiele“-Serie vielmehr aus seiner – für Videospiele – weit überdurchschnittlichen und verschränkten Erzähltechnik sowie der gekonnten Komposition von Dramaturgie, Musik, Interaktion und aufwendigen Videosequenzen. Dabei scheuen die Telltale-Studios auch nicht das, was viel zur Popularität von „Game of Thrones“ beigetragen hat: Mord und Totschlag, Blut, Verrat und oft auch brutale Pragmatik.

Damit toppt „Game of Thrones“ fast schon eine andere exzellente Videospiel-Adaption einer TV-Serie aus dem Hause Telltale: Setzte schon ihre Version von „The Walking Dead“ Maßstäbe, bekommt „Game of Thrones“ zusätzlich einen epischen Anstrich, weil man hier eben nicht nur eine Protagonistin steuert, sondern eine ganze Familie, die quer über eine Fantasiewelt verstreut ist.

Fazit: Superb und blutig – aber nur auf Englisch

Als Fan der Bücher und der TV-Serie bin ich zugegebenerweise etwas zu parteiisch. Ich finde die Telltale-Umsetzung jedenfalls superb, trotz ihrer Schwächen im Spielerischen. Wie hier als Parallelgeschichte die ränkevolle und blutige Story von der Familie Forrester zur Historie von Westeros dazufabuliert wird, hat Klasse und atmet ganz den Geist des literarischen Originals. Kleiner Mangel: Um das Spiel in den Griff zu bekommen, sind zumindest Basis-Englischkenntnisse unerlässlich. Denn die Episoden sind (bisher) nur auf Englisch verfügbar, zwar mit Untertiteln, aber keinen deutschen. Und da in den Dialogsequenzen Entscheidungen unter Zeitdruck getroffen werden müssen, ist die Fähigkeit, Steilvorlagen und Antworten rasch übersetzen zu können, unerlässlich. Autor: Heiko Weckbrodt

Game of Thrones“ (Telltale), Videospiel-Adaption/ interaktiver Comic, Episoden zum Einzel-Download (bisher 3 von 6 Teilen freigeschaltet), gesamte Staffel auf Steam (für PC): 28 Euro, auch für Mac, XBox, PS3 u. 4, Android, iPad verfügbar, USK 16

 

English Summery:

„Game of Thrones“ is a epic video game adaption of the TV series and the „Game of Thrones“ books by George R. R. Martin. The downloadable episodes tell about the fate of the house of Forrester as a parallel story to the TV serie and the books. The game play is indeed a little bit weak (it’s not really an adventure, more an interactive novel), but the story telling and dramaturgy are superb.

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt