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DE-Mail-Anbieter erleichtern Verschlüsselung und Anmeldung

Die Telekom gehört zu den zertifizierten DE-Mail-Anbietern. Sie hält das System für sicher. Abb.: Dt. Telekom

Die Telekom gehört zu den zertifizierten DE-Mail-Anbietern. Sie hält das System für sicher. Abb.: Dt. Telekom

Telekom & Co. bieten ab April PGP-Aufrüster für End-zu-End-Kodierung an

Berlin, 22. März 2015: Weil das gesicherte eBehörden-System „DE-Mail“ bisher immer noch wenig von den Bürgern genutzt wird, wollen die Anbieter ab April die Anmeldung zu diesem System und die Vollverschlüsslung von „DE-Mails“ deutlich erleichtern. Das haben das Bundesinnenministerium und die „DE-Mail“-Dienstleister Deutsche Telekom, Francotyp-Postalia und United Internet (1&1, WEB.DE und GMX) angekündigt. Bisher nutzen erst zwei Millionen private Anwender – und damit nur etwa drei Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland – DE-Mails.

Online-Banknutzer können sich mit ihrem Konto anmelden

So sollen sich dann jene Bürger, die sich bereits bei der Eröffnung ihres Online-Bankkontos ausgewiesen haben, ganz ohne Papierkram vollständig elektronisch für eine DE-Mail-Adresse anmelden können. Das Online-Konto gilt dann als Authentifizierungsmethode. Bisher musste man für den Vollzugang zu DE-Mail letztlich an einer zertifizierten Stelle – wie etwa im Telekom-Laden oder bei der Post – seinen Ausweis vorzeigen beziehungsweise den elektronischen Personalausweis mit speziellen Lesegeräten verwenden.

Plugins für PGP-Verschlüsselung auf Anbieter-Seiten

Abb.: hw

Abb.: hw

Außerdem wollen Telekom & Co. auf ihren Internetseiten kleine Zusatzprogramme („Plugins“) für eine sogenannte „End-zu-End-Verschlüsselung“ zum Herunterladen anbieten. Damit können dann die Nutzer ihre DE-Mails über die Browser „Firefox“ oder „Chrome“ standardmäßig zusätzlich zur DE-Mail-Kodierung per PGP-Verfahren („Pretty Good Privacy“) verschlüsseln können. Die PGP-Verschlüsselung ist zwar schon lange prinzipiell möglich, hat aber offensichtlich die meisten Nutzer technisch überfordert. DE-Mails werden zwar auch heute schon serienmäßig verschlüsselt abgeschickt und empfangen, aber in den Rechenzentren der Dienstleister durch Computer kurz geöffnet und dann wieder verschlüsselt – was Kritiker des Systems als Schwachstelle und Angriffspunkt für Geheimdienste eingestuft hatten.

Weitere 200 Bundesbehörden starten bis Ende 2015 DE-Mail

Darüber hinaus kündigte das Innenministerium an, dass bis zum Jahresende weitere 200 weitere Bundesbehörden den Bürgern den digitalen Schriftverkehr per DE-Mail anbieten werden. Erst kürzlich hatten Arbeitsagentur und Rentenversicherung begonnen, dieses System einzuführen, ebenso Pilotstädte wie Dresden und Köln. Sachsen will ab Mitte 2016 sicherstellen, dass die meisten Landesämter und Kommunen DE-Mail nutzen, weitere Bundesländer bereiten die Einführung vor.

Streit um Schlüsselverbot-Forderungen der Amerikaner

Erst kürzlich hatten Forderungen der USA, aber auch von Bundesinnenminister Thomas De Maizière (CDU) mit Verweis auf den Anti-Terror-Kampf für ein Verbot absolut sicherer Verschlüsselungssysteme im Internet und speziell bei E-Mails hohe Wellen geschlagen. Dies war nicht nur auf Kritik von IT-Verbänden wie Bitkom und BITMi gestoßen. Die Hackerorganisation „Chaos Computer Club“ war sogar noch einen Schritt weiter gegangen und hatte ein regelrechtes Verbot unverschlüsselter Internet-Kommunikation gefordert.

PGP-Verschlüsselung gilt als Favorit

Der E-Mail-Client "Thunderbird". Abb.: Mozilla

Der E-Mail-Client „Thunderbird“. Abb.: Mozilla

Das PGP-System gilt für solch eine zuverlässige Verschlüsselung als aussichtsreichstes System – es wird zwar nicht als absolut, aber doch weitgehend sicher, zudem ist es kostenlos nutzbar. Dabei müssen die Kommunikationspartner ihre öffentlichen Schlüssel austauschen und besitzen dazu jeweils einen passenden privaten Schlüssel, auf den nur sie Zugriff haben. Kleine Zusatzprogramme, die Browser und E-Mail-Programme für PGP-Verschlüsselung aufrüsten, sind im Netz längst verfügbar. Dazu gehören zum Beispiel „Enigmail“ für das E-Mail-Programm Thunderbird oder GnuPG, WebPG bzw. GPG4win für Firefox. Autor: Heiko Weckbrodt

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt