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Müssen Magersüchtige mehr kiffen?

Kiffen kann regelrechte Heißhunger-Attacken auslösen, weil die Cannabis-Wirkstoffe die eigentlich appetit-zügelnden Neuronen umpolen. Foto: Petra Bork  / pixelio.de

Kiffen kann regelrechte Heißhunger-Attacken auslösen, weil die Cannabis-Wirkstoffe die eigentlich appetit-zügelnden Neuronen umpolen. Foto: Petra Bork / pixelio.de

Mediziner aus Leipzig und den USA entdecken Heißhunger-Schalter

Leipzig/New Haven. Wer eine kräftige Wampe mit sich herumträgt, mag sich oft wünschen, den immer wieder aufwallenden Heißhunger einfach ausschalten zu können – während Magersüchtigen umgekehrt ein Appetit-Knopf vielleicht auch helfen könnte. Mediziner der Uni Leipzig und der Yale University aus New Haven (USA) haben nun einen interessanten Heißhunger-Schalter im Hirn gefunden, der durch den Konsum von Haschisch beziehungsweise Cannabis umgelegt wird. Sie hoffen nun, daraus Therapieansätze zum Beispiel für Adipositas-Patienten (Fettsüchtige) ableiten zu können.

Selbst satte Kiffer essen weiter

Dr. Marco Koch. Foto: Uni Leipzig

Dr. Marco Koch. Foto: Uni Leipzig

„Es ist ja seit Längerem bekannt, dass Konsumenten von Marihuana Heißhunger entwickeln“, erklärte der Leipziger Neuroanatom Dr. Marco Koch, der an der Studie beteiligt war. „Der Effekt tritt sogar dann auf, wenn ihr Magen gut gefüllt ist.“ Unter Forschern werde jedoch kontrovers diskutiert, wie genau dieser Mechanismus beim Kiffen funktioniere.

Cannabis polt Signal-Neurone um

Die Wissenschaftler injizierten daher komplett satten Mäusen Cannabinoide, also Wirkstoffe, wie sie auch in Joints enthalten sind. Tatsächlich fraßen die Mäuse daraufhin trotz gefüllter Mägen weiter. Eigentlich hatten die Forscher aber erwartet, dass diese künstliche Kifferei in den Mäuse-Hirnen die appetitzügelnden POMC-Neurone ausschalten würden, die nach einer Mahlzeit das Signal an den Körper aussenden: Genug! Doch tatsächlich wurden diese Neuronen nicht etwa deaktiviert, sondern durch Cannabis zu Heißhunger-Signalgebern umgepolt.

Therapien gegen Essstörungen denkbar

Vielleicht, so denken die Forscher, könnte man durch eine genaue Steuerung dieses Mechanismus’ neue Behandlungsansätze entwickeln. „Möglicherweise können unsere Ergebnisse beitragen, Therapien zur Behandlung von Essstörungen zu entwickeln“, betonte Marco Koch. hw

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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