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Atom-Fußbälle als Superspeicher

Mit Metall- und Stickstoff-Atomen gefüllte Kohlenstoff-Bälle ("Fullerene") können in Zukunft einmal für die Konstruktion von Superdatenspeichern genutzt werden, hoffen die IFW-Forscher. Grafik: IFW Dresden

Mit Metall- und Stickstoff-Atomen gefüllte Kohlenstoff-Bälle („Fullerene“) können in Zukunft einmal für die Konstruktion von Superdatenspeichern genutzt werden, hoffen die IFW-Forscher. Grafik: IFW Dresden

EU-Forschungsrat gibt 4,7 Millionen Euro für Physik-Projekte am IFW Dresden

Dresden, 17. Februar 2015: Sie sehen aus wie Fußbälle, sind aber winzig klein: Moleküle aus 60 oder 80 Kohlenstoff-Atomen, die sich zu eigenartigen kugelähnlichen Molekülen zusammengeschlossen haben. Fullerene heißen diese Hohlkugeln der atomaren Welt, benannt nach dem amerikanischen Architekten Richard Buckminster Fuller (1895-1983). Dr. Alexey A. Popov vom „Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung“ (IFW) Dresden will diese Superbälle nun mit winzig kleinen Magneten füllen. Er hofft, damit den Weg zu Elektronikchips mit enormer Speicherkapazität zu eben. „Bis dahin ist es noch weit hin“, betont Popov. Aber mit den Ergebnissen könnten in Zukunft einmal Spintronik-Speicher möglich werden, die Musikstücke, Videos und andere Daten in einzelnen Fulleren-Molekülen speichern.

Fernziel ist Datenspeicherung auf Quantenebene

Der EU-Forschungsrat hat für Popovs Projekt nun zwei Millionen Euro als „ERC Consolidator Grant“ bewilligt. Mit dem Geld will der IFW-Wissenschaftler in den kommenden Jahren Grundlagenforschung leisten und zunächst prinzipielle Ansätze für solche Zukunftstechnologien austesten. Dafür spickt er Kohlenstoff-Stäbe mit seltenen Metallen, leitet starke Ströme hindurch und zündet so hochenergetische Lichtbögen. Beim Abkühlen entstehen mit Metall- und Stickstoffatomen gefüllte Fullerene. Die könnte man später als dünne Schichten auf ein leitfähiges Substrat aufdampfen, so Popovs Idee. Legt man dann Magnetfelder an, könnte man auf Quantenebene kleinste Schalter gezielt umlegen, die schließlich als Datenträger dienen.

Freuen sich über die insgesamt 4,7 Millionen Euro vom EU-Forschungsrat: Dr. Christian Hess (li.) und Dr. Alexey A. Popov. Foto: IFW Dresden

Freuen sich über die insgesamt 4,7 Millionen Euro vom EU-Forschungsrat: Dr. Christian Hess (li.) und Dr. Alexey A. Popov. Foto: IFW Dresden

Weiterere „ERC Grant“ für Supraleit-Projekt

Einen weiteren, mit 2,7 Millionen Euro dotierten „ERC Grant“ sagte der EU-Forschungsrat einem Kollegen Popovs am IFW zu: Dr. Christian Hess forscht an „unkonventionellen Supraleitern“, die sich nicht mit klassischen Physiktheorien erklären lassen. Sein Projekt soll der Forschergemeinde zu verstehen helfen, warum bestimmte tiefgekühlte Werkstoffe ab einem gewissen Punkt anfangen, Strom widerstandslos zu leiten. Könnte man diesen Sprungpunkt irgendwann einmal auf Zimmertemperatur hochtreiben, wären damit sehr energieeffiziente Maschinen möglich. Aber auch Hesses Ansatz ist zunächst noch pure Grundlagenforschung, also noch ein ganzes Stück entfernt vom Praxiseinsatz.

Basisforschung ohne Kommerzdruck

Aber gerade dies ist auch die Grundidee der begehrten EU-Forschungsstipendien: „Die ERC Grants sollen es Wissenschaftlern ermöglichen, Grundlagenforschung zu betreiben, ohne ständig unter Druck zu stehen, bald ein fertiges Produkt abzuliefern“, erklärte IFW-Sprecherin Dr. Carola Langer. Für das Dresdner Institut ist die millionenschwere Vergabe gleich zweier solcher „Grants“ an IFW-Forscher jedenfalls eine erfreuliche Anerkennung. Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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