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„Dresden für Alle“ hält an Kundgebung am Montag fest

Luther mit Warnweste vor der FGrauenkirche in DResden. Foto: Katrin Tominski

Luther mit Warnweste vor der Frauenkirche in Dresden. Foto (bearbeitet): Aktion Frühjahrsputz

Protest gegen Pegida will keine Konfrontation

Dresden, 31. Januar 2015: Die Pegida-Demonstration am kommenden Montag ist offiziell zwar abgesagt. Das Dresdner Bündnis „Dresden für Alle“ hält jedoch an der geplanten Kundgebung fest. Zusammen mit Dresdner Kulturschaffenden lädt das Bündnis am Montag um 18 Uhr auf den Postplatz ein, sich für die Würde des Menschen und eine Willkommenskultur für Flüchtlinge zu engagieren. „Pegida geht diesen Montag nicht auf die Straße. Trotzdem ist es wichtig, für die Würde des Menschen einzustehen“, sagte Bündnissprecher Eric Hattke. „Es darf und kann nicht sein, dass Unmut über politische Defizite auf dem Rücken von Flüchtlingen ausgetragen werden.“

„Yellow Umbrella“ und andere Bands spielen auf Postplatz

Neben Redebeiträgen von „engagierten Menschen, die ihre Sichtweisen aufzeigen“, gibt es am Montag in Tradition an den Neujahrsputz mit den Dresdner Bands „Banda Comunale und „Yellow Umbrella“ zahlreiche Musikbeiträge. Es spielen die Dresdner Bands Baran Butz, Offbeat Cooperative und der Dresdner Kneipenchor. Die Bürgerbühne zeigt eine Performance, Straßenkünstler ihre Künste.

Hattke betont: „Dresden für Alle“ verstehe sich nicht in erster Linie als Bewegung, die lediglich reagiert. „Wir stehen aktiv für Toleranz, Respekt und Weltoffenheit ein und sensibilisieren für ein stärkeres Bewusstsein genau dieser Werte“. Neben der Mobilisierung von Menschen sei es wichtig auch gesellschaftliche Prozesse anzustoßen. Um die Situation von Flüchtlingen zu verbessern, würde derzeit eine Internetplattform erarbeitet. Hier könnten sich die vielgestaltigen Initiativen zukünftig vernetzen und direkten Kontakt mit Asylbewerbern und deren Vertretern aufnehmen. „Wir wollen Flüchtlingen eine Stimme geben“, sagte Hattke. Dafür organisiere die Initiative derzeit eine große Demonstration von Flüchtlingen, die Ende Februar stattfinden soll.

Erstmalig hat es am vergangenen Montag auf der Kundgebung „Offen und Bunt – Für ein weltoffenes Dresden“ einen öffentlichen Aufruf gegeben, sich dem Protest auf dem Postplatz anzuschließen. Vor knapp 25.000 Menschen lud Moderatorin Alexandra Gerlach ein, auch in den nächsten Wochen für Toleranz und Weltoffenheit einzustehen. „Wir hoffen, dass sich der Gegenprotest durch den bürgerlichen Aufruf verbreitet“, erklärt David Adam, Künstler und Mitinitiator des Dresdner Neujahrsputz. Ein breites bürgerliches Engagement beim Gegenprotest fehle bislang. In der Vergangenheit hatte es immer wieder Probleme mit der Akzeptanz des Gegenprotestes gegeben. Viele Dresdner setzten die Veranstaltungen mit der linken Antifa gleich.

Dabei organisierte das Bündnis „Dresden Nazifrei“ den Gegenprotest schon ab dem 1. Dezember, eine Woche später luden das Bündnis „Dresden für alle“ und „Dresden Nazifrei“ zusammen zum Sternmarsch, es folgte weitere Veranstaltungen in Kooperation. Dann musste Eric Hattke wegen Drohungen zur Polizei und das „Bündnis Nazifrei“ wegen Erschöpfung pausieren. Der Gegen-Protest steckte in der Sackgasse, Dresden jedoch im Fokus überregionaler Medien.

In dieses Vakuum trat die Initiative Dresdner Kulturschaffender zusammen mit der Band „Banda Comunale und „Yellow Umbrella“ . Die erste Veranstaltung am 5. Januar war mit 4000 Menschen ein voller Erfolg. „Niemals dachten wir, von null auf hundert so viele Menschen zu mobilisieren“, erinnert sich Künstler David. Der Neujahrsputz verstand sich nicht als Konkurrenz zu Pegida und verzichtete bewusst auf Präsenz in Hör- und Sichtweite. „Wir wollen keine direkte Konfrontation“, erklärte auch Mitinitator Alfred. Ziel sei es gewesen, mit viel positiver Energie Menschen auf der Straße zu versammeln, sei es „nur, um den Dissens mit Pegida auszudrücken“. Die Initiative erfreut sich breiter Unterstützung. Die Oper stellt einen Lkw bereit, das Schauspielhaus den Strom.

„Wir wehren uns gegen eine rückwärtsgewandte Bewegung, die Dresden seine Zukunft nimmt“, betonte David. „Wir wollten etwas Fröhliches machen. Etwas, das unterschiedliche Leute ansprechen und aktivieren kann.“ Man habe auf das energetische Moment der Musik gesetzt. Diese wirke „immer total deeskalierend“.

Warnweste für Luther

David und seine Mitstreiter sind froh, dass sich der Protest gerade auf einer breiteren Basis formiert. Sie selbst ziehen sich zur Erholung zurück, schließen künstlerische Aktionen in Zukunft jedoch nicht aus. „Wir wünschen uns, dass das zivile Bewusstsein weiter wächst“, sagte David. „Wir haben getan, was wir konnten und die Lücke im Protest gefüllt.“

Symbol des Neujahrsputz sind Warnwesten geworden, mit der symbolisch Vorurteile und Ressentiments weggekehrt werden sollten. Eine Warnweste trug am vergangenen Montag zum Konzert an der Frauenkirche auch Martin Luther. Die Figuren auf dem Dach der Kunsthochschule am Terrassenufer leuchten mit ihre orangenen Warnwesten bis heute über die Elbe. „Das wird auch noch eine Weile so bleiben“, erklärte der Künstler David. „Das Problem ist nicht aus der Welt.“ Autorin: Katrin Tominski

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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