Zwei Studenten aus Dresden haben binnen 18 Jahren weltweit gefragte Internetfirma „3m5“ geschmiedet
Dresden, 20. Januar 2015. Nun kann man ja über durchgestylte Meerjungfrauen gespaltener Meinung sein. Unter jungen Mädchen soll die australische Serie „Mako – Einfach Meerjungfrau“ aber wohl der Renner sein. Wer den Hals von den Meermaiden nicht voll kriegen und auf die Ausstrahlung der zweiten Staffel nicht warten mag, kann derzeit auf der „ZDFtivi“-Internetseite ein kleines Abenteuerspiel zur Serie ausprobieren – mit eingebauten Minirätseln, Tauchgängen, Videoeinlagen und eben den jungen Nixen. Entwickelt wurde dieses kürzlich freigeschaltete kostenlose Browser-Adventure vom Dresdner Unternehmen „3m5“, das zwei TU-Absolventen vor 18 Jahren – also in den Kindertagen des Internets – gründeten. Benannt haben sie ihre Firma damals nach ihrer ehemaligen Studentenbude – heute operiert das Unternehmen im internationalen Format.
Idee entstand im 3. Stock des Studentenheims Wundtstraße
Man merkt es irgendwie, wenn man Michael Eckstein nach den Wurzeln des Unternehmens fragt: Die Sache mit dem Namen erzählt der 3m5-Mitgründer anscheinend immer wieder mal gerne: „Das Internet war damals noch was ganz Neues und wir wollten Teil dieses faszinierenden Dings werden“, erinnert sich der 41-Jährige, der trotz Designeranzug mit seinem Bart und der Brille immer noch ein wenig den Studenten aus jenen Gründertagen im Mai 1997 durchscheinen lässt. Zusammen mit dem angehenden Wirtschaftsinformatiker Stefan Jahn logierte er damals im Dresdner Studentenwohnheim an der Wundtstraße. „3m5 bedeutet eigentlich nur: Wohneinheit 3. Stock, Mitte, 5“, erzählt Eckstein.
ZDF, Infineon und Allianz setzen auf Dresdner Kompetenz
Aus der fixen Idee, „irgendwas mit Internet“ zu machen, ist inzwischen eine namhafte Unternehmung geworden, die Dependancen in München und im kalifornischen Palo Alto unterhält. Denn zur Kundschaft zählen inzwischen viele international agierende Auftraggeber, darunter solch illustre Marken wie Infineon, die Allianz, die ARD, Vodafone und BASF. Für das ZDF entwicklelte „3m5“ beispielsweise vor vier Jahren ein begleitendes Spiel zur schrägen Sci-Fi-Serie „Ijon Tichy – Raumpilot„. Ebenfalls für das Zweite entstand das erwähnte Mako-Spiel. Dabei sind die drei Meermädchen vom Mondsee auf der Makoinsel für die Dresdner eigentlich nur ein kleiner Baustein im Geschäftsplan: Das meiste Geld machen sie mit Internetassistenten für Versicherungsvertreter und mit Redaktionssystemen für Konzerne und hochspezialisierte Weltmarktführer, vor allem aus Süddeutschland. Mit Umsatzzahlen will Eckstein nicht herausrücken, spricht aber von 20 Prozent Wachstum im vergangenen Jahr.
Mehr Kreative gesucht
Gewachsen ist die einstige Zwei-Mann-Gründung aber auch personell: Rund 30 feste Programmierer, Designer, Geschichtenerzähler und andere Kreative beschäftigt die GmbH heute und jedes Jahr werden vier bis fünf neue Leute angeheuert. „Wir stellen weiter Mitarbeiter ein, zum Beispiel suchen wir noch Entwickler, die sich mit Java auskennen“, sagt Firmensprecherin Anne Schneider.
Ein Jahr Arbeit steckt im Meerjungfrauen-Miniadventure
Caroline Bock zum Beispiel stieß nach ihren Informationsdesign-Studium in Stuttgart zu „3m5“. Sie begleitete zuletzt die Entwicklung des Meerjungfrauen-Spiels für das ZDF, das im noch jungen Internetseiten-Standard „HTML 5“ und Javascript programmiert wurde, damit es auf PCs wie auch Tablettrechnern funktioniert. „In so einem Spiel steckt etwa ein Jahr Arbeit, da hat ein interdisziplinäres Team aus Programmierern, Gestaltern, Didaktikern, Storyboardern und Testern drangesessen“, erzählte die 28-jährige gebürtige Dresdnerin. Weil Umfragen unter Kindern ergeben hatten, dass die jungen Zuschauer vor allem die Geschichte der australischen Originalserie wiederfinden wollten, war die Rahmenhandlung weitgehend vorgegeben.
Daraus die für ein Spiel geeigneten Story-Rosinen zu picken, ein Konzept und eine eigene Story zu entwickeln, war dann einer der Parts von Caroline Bock. „Einiges Material haben wir von der australischen Firma bekommen, das die TV-Serie produziert, andere Elemente haben wir selbst gestaltet“, erzählt sie. „Neben den technischen Herausforderungen mussten wir auch immer die Zielgruppe im Auge behalten“ – vor allem Mädchen im Alter zwischen acht und zwölf Jahren.
3m5 will für Autonarren Realität erweitern
Während die nun in die interaktiv-meerjungfräulichen Spielewelten abtauchen, warten auf die Kreativen von „3m5“ schon längst die nächsten Herausforderungen. „Wir wollen zum Beispiel zusammen mit den Unis Dresden und Karlsruhe ein Augmented-Reality-Projekt für den Autoverkauf entwickeln“, berichtet Ko-Geschäftsführer Michael Eckstein. Das Konzept dieser „erweiterten Realität“ (Augmented Reality): Kunden in spe sollen sich auf ihrem Computer daheim oder auf dem Tablet ihr Traumauto virtuell konfigurieren und sich das Resultat mit Datenbrillen oder in speziellen Projektionsräumen in Autohäusern dann schon mal als 3D-Modell anschauen, es im virtuellen Raum drehen und wenden können, bevor sie die Bestellung auslösen.
Im alten Firmensitz wird’s zu eng – Umzug steht an
Durch solche und andere Projekte ist das Unternehmen mittlerweile so gewachsen, dass der Firmensitz am Gautschweg an der Elbe zu eng geworden ist. „Einige Mitarbeiter mussten zuletzt sogar im Keller untergebracht werden, weil nirgendwo sonst noch Räume frei waren“, berichtet Sprecherin Anne Schneider. „Deshalb ziehen wir demnächst in eine Villa an der Loschwitzer Straße um, damit wir weiter wachsen können.“ Autor: Heiko Weckbrodt
-> Das Gratis-Spiel „Mako – Einfach Meerjungfrau“ ist hier auf den ZDF-Seiten zu finden
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