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35.000 demonstrieren: Dresden ist nicht Pegida

Rund 35.000 Menschen kamen am Sonnabendnachmittag zur Kundgebung für Weltoffenheit auf den Neumarkt rund um die Frauenkirche in Dresden. Foto: Peter Weckbrodt

Rund 35.000 Menschen kamen am Sonnabendnachmittag zur Kundgebung für Weltoffenheit auf den Neumarkt rund um die Frauenkirche in Dresden. Foto: Peter Weckbrodt

Erfolg auch für Staatskanzlei und Rathaus: Fast doppelt soviele Teilnehmer wie auf Pegida-Demo

Dresden, 10. Januar 2015: Um zu zeigen, dass „Pegida“ nicht gleich Dresden ist, haben heute Nachmittag laut Veranstalter-Schätzung rund 35.000 Menschen an der Dresdner Frauenkirche für Weltoffenheit, Mitmenschlichkeit und Dialog demonstriert – fast doppelt soviele wie am Monat auf der jüngsten Pegida-Demo (zirka 18.000). Damit haben die Teilnehmer nicht nur ein Signal über das tatsächliche Meinungsbild in der Stadt ausgesandt, sondern auch der Stadtverwaltung und der Landesregierung als Veranstaltern eine Blamage erspart: Hinter den Kulissen hatte es im Vorfeld von mehreren Seiten geheißen, jede Teilnehmerzahl unter 20.000 wäre in der Signalwirkung verheerend gewesen.

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (hier am Rednerpult) sprach sich für einen Dialog mit dem Pegida-Anhängern aus, um "Gefühl und Wirklichkeit wieder in Einklang zu bringen". Foto: Peter Weckbrodt

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (hier am Rednerpult) sprach sich für einen Dialog mit dem Pegida-Anhängern aus, um „Gefühl und Wirklichkeit wieder in Einklang zu bringen“. Foto: Peter Weckbrodt

Tenor weltoffen und dialogorientiert

Die Organisatoren hatten die Veranstaltung auf dem Neumarkt ausdrücklich nicht als „Anti-Pegida“-Kundgebung deklariert. Dies schlug sich auch in den Reden von Ministerpräsident Stanislaw Tillich und Oberbürgermeisterin Helma Orosz (beide CDU) nieder, die an den internationalen Geist und das Mitgefühl der Sachsen für Flüchtlinge appellierten, aber jede direkte Verurteilung von Pegidisten vermieden. Ein Kursschwenk war zuvor in den heutigen Ausgaben der „Dresdner Neuesten Nachrichten“ und der „Leipziger Volkszeitung“ zu beobachten gewesen, die sichtlich mehr als bisher um eine ausgewogene Berichterstattung über das Für und Wider Pegida bemüht waren, erstmals auch die 19 Forderungen von Pegida abdruckten.

Dresdner Softwareschmiede organisiert Willkommens-Veranstaltungen für Flüchtlinge

Deutlich wiesen auch Gastredner wie der Schlagersänger Roland Kaiser und Vertreter aus der sächsischen Hightech-Wirtschaft darauf hin, wie wichtig es sei, Ausländern – seien es nun Forscher, Facharbeiter oder Flüchtlinge – das Gefühl zu vermitteln, hierzulande willkommen zu sein: Ethnische beziehungsweise internationale Vielfalt seien eine Bereicherung für die Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft. Die Belegschaft des Dresdner Software-Unternehmen „Saxonia Systems“ will ab sofort diese Willkommenskultur vormachen, wie Chefin Viola Klein ankündigte: Das ganze Team werde ab Montag Deutschkurse, Kinderfeste und Computerkurse für Flüchtlinge in Dresden auf die Beine stellen.

Bildergalerie von der Demo:

 

Breiter Rückhalt in Bürgerschaft

All dies fand jedenfalls starken Rückhalt in der Bürgerschaft: Die Teilnehmer standen dicht an dicht bis in die Nebengassen des Neumarktes hinein, berichtete Oiger-Reporter Peter Weckbrodt. Die von den Veranstaltern angegebene Teilnehmerzahl sei eine realistische Schätzung. Zudem sei erkennbar gewesen, dass Alte wie Junge, Anti-Pegidisten wie auch Pegida-Sympathisanten unter den Demonstranten gewesen seien. Auch die Polizei war – anders als auf den Pegida- und Anti-Pegida-Demos an den vergangenen Montagen – nur zurückhaltend im Einsatz: Man habe von vornherein mit einem friedlichen Verlauf gerechnet, hieß es auf Anfrage aus dem Lagezentrum der Polizeidirektion. Autor: Heiko Weckbrodt

Zum Weiterlesen:

Kommentar: Richtiges Signal – aber etwas spät

Aus den Reden von Orosz und Tillich

Dialog-Einstieg mit Pegida

 

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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