Ifo Dresden sagt für Freistaat 1,8 Prozent Wirtschaftswachstum voraus – mehr als der Bundesschnitt
Dresden, 17. Dezember 2014: Der zuletzt befürchtete Abschwung in Sachsen fällt wohl aus: In diesem Jahr ist die sächsische Wirtschaft etwa um 1,8 Prozent gewachsen, im kommenden Jahr wird sie um weitere 1,8 Prozent zulegen. Damit dürfte sie sie sich sogar dynamischer entwickeln als die gesamtdeutsche Wirtschaft, für die in diesem und im nächsten Jahr etwa 1,5 Prozent Zuwachs zu kalkulieren sind. Diese Konjunkturprognose hat heute Prof. Joachim Ragnitz von der Dresdner Niederlassung des Wirtschaftsforschungs-Instituts „ifo“ vorgestellt.
Günstiger Ölpreis beflügelt Wirtschaft in USA, UK, Indien und China
Der Ökonom machte vor allem die verbesserte Lage auf den Weltmärkten für die Aufhellung am sächsischen Konjunkturhimmel verantwortlich: Zwar schwächelt der Euro-Raum weiterhin etwas. Aber in den USA, in Großbritannien, Indien, China und vielen Schwellenländern geht es aufwärts. So beflügelt der derzeit recht niedrige Ölpreis diese Volkswirtschaften, andererseits sind die erwarteten Handelsdämpfer infolge der Russland-Ukraine-Krise bisher weit schwächer ausgefallen als zunächst gedacht.
Ostdeutsche Wirtschaft legt nur um 1,3 Prozent zu
Von diesen Impulsen profitiert Sachsen im Vergleich zu den anderen ostdeutschen Ländern überdurchschnittlich: „Die sächsische Wirtschaft ist günstiger spezialisiert, hat einen höheren Industrieanteil und höhere Exportquoten“, argumentiert Ragnitz. Die Industrie werde hier die Konjunkturlokomotive sein. Für Ostdeutschland insgesamt geht ifo Dresden nur von einem Wirtschaftswachstum um jeweils 1,3 Prozent in diesem und im kommenden Jahr aus.
Jobmaschine stottert
Große Hoffnungen auf viele neue Jobs hegen die Dresdner Wirtschaftsforscher allerdings nicht. Die Impulse für den Arbeitsmarkt werden laut ihrer Voraussage ziemlich mager ausfallen. In Sachsen sei die Zahl der Beschäftigten in diesem Jahr um nur 0,4 Prozent gestiegen, 2015 sei sogar mit einem leichten Rückgang um 0,1 Prozent zu rechnen (Ostdeutschland: plus 0,2 Prozent für 2014 und minus 0,2 Prozent für 2015). „Die Unternehmen haben zunehmend Schwierigkeiten, offene Stellen mit geeigneten Fachkräften zu besetzen“, sagte Ragnitz. Diese Jobs bleiben dann unbesetzt, teilweise investieren die Betriebe lieber in Rationalisierungen.
Ifo rechnet mit Jobverlusten durch Mindestlohn – vor allem auf dem Lande
Durch den neuen gesetzlichen Mindestlohn ab Januar sei zudem ein spürbarer Jobabbau bei niedrigqualifizierten Tätigkeiten zu erwarten, zum Beispiel in Gaststätten, Hotels und anderen Dienstleistern. Die Arbeitnehmer in den sächsischen Großstädten Leipzig, Dresden und Chemnitz werden davon laut ifo relativ wenig betroffen sein. Stärkere Effekte seien aber für das Erzgebirge und die Sächsische Schweiz absehbar. Dort nämlich sei das Lohnniveau generell niedriger, außerdem sei die Wirtschaft dort stärker vom Hotel- und Gastgewerbe geprägt, in dem traditionell viele Geringverdiener arbeiten.
Bundesbank ist pessimistischer
Pessimistischer hatte erst kürzlich die Bundesbank die Konjunkturaussichten für Deutschland beurteilt, sie erwartet für 2015 nur ein Wachstum um ein Prozent. Prognosen für Sachsen erstellt allerdings nur ifo Dresden. Auch Konjunkturklima-Umfrage, die eher die Stimmung der Unternehmer einfangen, hatten in den vergangenen Monaten eher eine Stagnation erwarten lassen – dies hat sich aber offensichtlich bestätigt. Autor: Heiko Weckbrodt
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