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IF SRZ Dresden = 30 THEN Feier

Friedemann Werner, Paul Fritzsche und Markus Wutzler (v. l.) vom Schülerrechenzentrum haben sich bei der Jubiläums-Party im Congress-Zentrum getroffen. Fotos/Montage: Heiko Weckbrodt

Friedemann Werner, Paul Fritsche und Markus Wutzler (v. l.) vom Schülerrechenzentrum Dresden haben sich bei der Jubiläums-Party im Congress-Zentrum getroffen. Fotos/Montage: Heiko Weckbrodt

Schülerrechenzentrum hat in 30 Jahren zahlreichen Talenten die Informatikkarrieren geebnet

Dresden, 16. Oktober 2014: „Input $A. IF $A = „Universe Question“ THEN PRINT 42”… Mit einfachen BASIC-Routinen wie diesen haben Generationen Dresdner Schüler das Programmieren gelernt, oft noch an Robotron-Heimcomputern, später an PCs. Die Besten von ihnen kamen ins Schülerrechenzentrum (SRZ) – und dessen Team hat heute mit rund 200 „Ehemaligen“ das 30. Jubiläum dieser spezifisch Dresdnerischen Fördereinrichtung für begabte Jung-Programmierer gefeiert. Viele von ihnen sind heute anerkannte Informatik-Haie, IT-Berater oder haben ähnliche Laufbahnen im „Silicon Saxony“ eingeschlagen.

Vom Schüler zum Senior-Entwickler: „Das war eine Supersache“

Paul Fritsche ist einer von ihnen: Seine ersten Code-Zeilen schrieb er an einem DDR-Heimcomputer im Striesener Jugendclub „Anne Frank“, wechselte vor 20 Jahren ins SRZ, wo lernte, wie man systematisch und elegant Rechner programmiert, lötet, verkabelt. An zwei Projekte von damals kann er sich noch gut erinnern: „Wir haben selber einen Plotter gebaut und ich habe mal versucht, ,Bomberman’ so hinzukriegen, dass man es zu zweit spielen kann“, erzählt er mit einem Augenzwinkern. Heute ist er „Senior IT Consultant“ in der Dresdner Firma „ObjectFab“, wie sein anglisiertes Visiten-Kärtchen verrät, ebnet als Software-Entwickler anderen Unternehmen und Behörden deutschlandweit den Weg zum papierlosen Büro. Die SRZ-Förderung habe ihm geholfen, schätzt er ein. „Das war eine Supersache“, sagt der heute 33-Jährige. „Dort hat man beizeiten gelernt, was alles dazu gehört, wenn man ein Informatik-Projekt realisiert.“

DDR-Wirtschaftslenker wollten Talente für Robotron & Co. heranpäppeln

Auch junge Schüler können in den Kursen am SRZ mitmachen. Foto: SRZ

Auch junge Schüler können in den Kursen am SRZ mitmachen. Foto: SRZ

Schon die DDR-Wirtschaftslenker hatten erkannt, wie wichtig es ist, für den wachsenden ostdeutschen Hochtechnologie-Kern Dresden beizeiten fähigen Nachwuchs zu finden: Das SRZ entstand 1983/84, als die „CAD/CAM“-Propagandawelle in den DDR-Medien richtig zu rollen begann, auf SED-Beschluss, um talentierte Jung-Programmierer für das Computerkombinat Robotron heranzupäppeln. Heute ist die TU Dresden Schirmherr dieser Begabtenförderung, unterstützt von hiesigen Technologie-Unternehmen, insgesamt 141 Schüler lernen hier, die Programmiersprache „C++“ zu verinnerlichen, Elektronik zusammenzulöten, Android-Apps zu entwerfen und dergleichen mehr. Was hier an theoretischen Grundlagen für Soft- und Hardware vermittelt werde, habe sich eigentlich nicht so großartig verändert in all den Jahren, sagt Dozent Friedemann Werner. „Geändert haben sich aber vor allem die technische Ausstattung und die Programmiersprachen.“

Informatik-Girlies fehlen

Leider eine kleine Minderheit in der Begabtenförderung am SRZ: Informatik-Mädchen. Foto SRZ

Leider eine kleine Minderheit in der Begabtenförderung am SRZ: Informatik-Mädchen. Foto SRZ

So wurde nach Teilnehmer-Befragungen beispielsweise die nur noch selten genutzte Computersprache „Pascal“ zu Gunsten von „Java“ herausgekegelt, Spezialkurse wie Roboter-Steuerung und andere Neigungs-Kurse aufgebaut, erzählt Markus Wutzler. Der 23-jährige AG-Leiter hatte selbst vor acht Jahren als Schüler am SRZ angefangen, dann Informatik an der TU Dresden studiert, jetzt ist er dort wissenschaftlicher Mitarbeiter. „In diesem Zuge habe ich 2009 die Seiten gewechselt“, erinnert er sich. „Mir hatte die SRZ-Förderung vor allem die ersten Semester im Studium stark erleichtert und wollte danach etwas von dem, was ich gelernt hatte, an Jüngere weitergeben.“ Jetzt unterrichtet er selber Acht- bis Elft-Klässler in Fortgeschrittenen-Informatikkursen am Zentrum, versucht, ihnen nicht nur Lehrer, sondern auch Projektpartner „auf Augenhöhe“ zu sein. Was er am SRZ vermisst? „Mädchen“, antwortet Wutzler sofort. Mit knapp sechs Prozent ist die „Frauenquote“ am SRZ extrem niedrig. „In den Jahren als AG-Leiter hatte ich nur ein Mädchen in meinen Kursen. Die war dann allerdings auch gleich die Beste in der Gruppe.“ Autor: Heiko Weckbrodt

PS: Anmeldungen sind hier möglich

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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